sind nämlich in gewissen meist regelmässigen Abständen von
20—30 Klaftern kleine quadratische Mauervorsprünge vorhanden,
die zwar mit der Polygonmauer in Verbindung stehen, aber aus
regelmässigen kubischen oder parallelepipedischen Steinen zusammengefügt
sind und desshalb wohl von späterer Entstehung
als die eigentliche Umfangsmauer selbst sein dürften. Ausser
diesen Vorbauten erkennt man noch regelmässige Unterbrechungen
des Mauerwerkes ebenfalls im Quaderbaustyl ausge-
fulirt. Es dürfte mehr als wahrscheinlich sein, in denselben
Thoröffnungen zu erkennen, die nach Bedürfniss geöffnet und
geschlossen werden konnten. In welchem Zusammenhänge dieses
ungeheuere kyklopische Bollwerk, das wie T i r y n t h auf den
Beinamen rsi^íoeadá. (wohlummauert) Anspruch machen dürfte,
mit Kr a n e á stand, ist mir völlig unbekannt.
Nicht so ausgedehnt aber von gleicher Beschaffenheit finden
sich kyklopische Mauern auch auf der Ostseite der Insel, am
Castell von Samó. Sie dienten wie dieses dem hier äusserst
steil ansteigenden Gebirgsrücken als Festungswerk. Die poly-
gonen Mauern nehmen hier jedoch nur eine kleine Strecke ein
gegen den Quaderbau, der vorherrschend ist und von dem sich
in einer steil gegen den Berg ansteigenden Mauer noch ein
bedeutendes Stück gut, theilweise vielleicht noch in seiner ursprünglichen
Höhe erhalten hat. Die massigen Quadern gleichfalls
aus Kalkstein sind hier jedoch durchaus mit Mörtel verbunden
und beurkunden schon dadurch ihr jüngeres Alter. Von
noch beiweitem neuerer Entstehung ist das Castell selbst, nunmehr
eine Ruine und wahrscheinlich ein Römerwerk, wie zahlreiche
Spuren am Fusse des Berges im heutigen Dorfe Samó
von Niederlassungen der Römer Kunde geben.__
Auch auf I t h a c a fehlt es nicht an Kyklopenmauern, wie das
langst bekannt ist, indem die sogenannte Odysseus-Burg zu den
ausgezeichnetsten Beispielen des Polygonbaues gehört. Durch
Zufall entdeckte ich aber noch an der östlichen Landzunge von
"V a thy ein solches Mauerwerk, das zwar nicht ausgedehnt aber
dadurch ausgezeichnet ist, dass die natürlichen, über den Boden
hervori agenden Felsen als Unterlagen für die Mauerung dienten.
Im beifolgenden Holzschnitte ist davon eine nach der Natur treu
ausgeführte Zeichnung gegeben. Es geht daraus hervor, wie der
in der Natur vorhandene Felsboden häufig kunstgemäss benützt
worden sein mag und die Anlage der Mauern sich selbst nach
demselben gerichtet haben mag.
Die Odysseusburg auf einem steilen Hügel oberhalb Ai tos,
an der Verbindung der beiden flügelförmigen Theile der Insel
und auf einem Standpunkte gelegen, der den zwischen Cepha-
lonia und Ithaca befindlichen Canal von Viskardo ganz beherrscht,
war als Bollwerk der Insel sicherlich von Bedeutung
und konnte nicht leicht besser anderswo angebracht sein. Man
staunt im Erklimmen dieses Bergkegels über die Steinmassen,
die den Gipfel desselben in grauser Unordnung bedecken und
dessen Gewirre nur stellenweise Stücke von gigantischen Umfassungsmauern
erkennen lassen. Sich über einen Plan in dem
Baue derselben zu verständigen, dürfte gegenwärtig wohl
U n g e r . Reise in Griechenland. 4