von Dodona noch jetzt erkennbare Spuren zurück, eben so zu
Ca r to n a in Umbrien und in mehreren Städten des Herniker-
gebirges. Aber eben so weit griff dieses Volk auch im Osten
vorwärts und dehnte sich über Samothrake, Lesbos, den Hele-
spont bis in die Mitte von Kleinasien aus, überall durch seine
(semitische) Sprache von den späteren Einwanderern und den
Hellenen unterschieden*). Wenn der kyklopische Mauerbau in
Kleinasien auch zum herrschenden Styl geworden ist, der noch
bis in die christliche Zeit hinein Anwendung fand, so lässt sich
aus demselben und dessen Formen nichts desto weniger an
anderen Punkten auf sein hohes Alter schliessen. „Der kyklopische
Mauerbau ist kanaanitisch“, sagt J. Braun**) ; „Kanaan,
dieser ewige Tummelplatz fremder Eroberer, hatte am frühesten
nöthig, seine Bergwipfel zu umschanzen“. Und wirklich finden
wir noch jetzt dort Bauten aus rohen Steinblöcken mit dazwischen
gestopften kleineren wie zu Ti ry n th . Ohne Zweifel ist ein
Mauerwerk aus rohen unbehauenen Steinen ohne Bindungsmittel
als die ursprünglichste Form des Mauerbaues anzusehen. Der
Unterschied des alten Kyklopenbaues von dem Baue, wie wir
ihn gegenwärtig noch hie und da anwenden sehen, ist nur durch
die Grösse der Werkstücke und durch die dadurch bedingte
Massenhaftigkeit der Mauerung unterschieden. Mauern der Art
sehen wir vorzüglich zu Ti ry n th , daher diese Form auch der
rohe tirynthische Mauerstyl genannt wird.
Von diesem unsystematischen massiven Vieleckbau ist der
systematische, weniger massive Vieleckbau aus theilweise zugerichteten
Werkstücken verschieden. Es sind nicht mehr unge-
formte Bruckstücke oder Findlinge, die hier senkrecht über
einander geschichtet und zur Bildung ebener Wandflächen durch
kleinere Bruchstücke ausgeglichen und gestützt werden. Die
ebenfalls meist kolossalen Felsstücke sind an einer Fläche mehr
oder weniger geebnet, und damit sie über einander gelegt hinlängliche
Stabilität erhalten, auch seitlich zu ebenen Flächen
•) Nach K. F. H e r m a n n ist jedoch kein wesentlicher Unterschied zwischen den
pelasgischen und altgriechischen Dialekten.
**) Geschichte der K u n s t'I I , p. 53.
behauen und zwar zu Flächen, die mit der breiteren Stirnfläche
oder dem Mauerhaupte einen mehr oder weniger rechten Winkel
bilden. Solche rechtwinkelige Polygone oder Prismen, meist
fünfeckig, bilden, da die Fügung der neben- und übereinanderliegenden
Stücke eng anschliessend ist, nicht nur ein ungemein
zierliches, sondern auch ein äusserst dauerhaftes Mauerwerk.
Dieser Polygonbau scheint wohl die grösste Ausdehnung in
den pelasgischen Niederlassungen erhalten zu haben, obgleich
er, der Natur der Sache gemäss sich aus dem zuvor beschriebenen
Kyklopenbaue entwickelt hat und daher auch von geringerem
Alter als jener sein muss. Merkwürdig ist, dass dieser Styl an
der phönicischen Küste sehr selten, dagegen in Griechenland so
wie in Etrurien und Kleinasien sehr verbreitet ist. Auch die
kyklopischen Mauern auf den jonischen Inseln gehören vorzugsweise
diesem Baustyle an.
Endlich gibt es noch den ungleich mehr vollendeten Quaderbau,
der sich von dem vorhergehenden dadurch unterscheidet,
dass die seitlichen Berührungsflächen nicht zahlreich, sondern
auf vier einander rechtwinklig entgegengesetzte beschränkt
sind. Dabei tritt jedoch die freie Vorderfläche in ihr rohes unverändertes,
daher massiges Aussehen zurück. Diese Form des
Mauerwerkes findet sich als Unterbau aller phönicischen Städte
und Castelle, wie z. B. in Gebel (Byblos) u. s. w., sonst aber
trifft er sich nicht selten in Verbindung mit dem vorhergehenden
kyklopischen Baustyle in Tirynth, auf den jonischen Inseln u. s. w.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen will ich nun auf die
von mir beobachteten Kyklopenbauten übergehen, die ich sowohl
in Cep h a lo n i a als auf dem nahe gelegenen Ithaca beobachtete
und die mir desshalb einer Mittheilung werth scheinen,
weil sie sowohl von Fachmännern so wie von Reisenden weniger
ausführlich als sie es verdienen, beschrieben worden sind.
Argos tol i , die Hauptstadt von Cephalonia, ist ungeachtet
der Name auf ein altes Ereigniss hinweiset, dennoch neuerer
Entstehung. In der Tiefe der Bucht, ganz im Hintergründe lag
die alte Stadt Kr a n e ä, die einst sicher eine grössere Bedeutung
als jene hatte. Von ihr ist keine Spur mehr zu erkennen. Die