streckt den Arm nach ihr aus, sie bittend ihm
zu folgen; die hinter ihm sitzende Figur ist
K ly m e n e , Äthra’s Mitgefangene. — Die Scene,
wie Äthra von ihren Enkeln weggeführt wird,
fanden wir schon auf der Uischen Tafel vorgestellt”
0), und Polygnot hatte den Moment vor
der Wegführung in der Lesche zu Delphi gemalt
*”).
W ir schliefsen unsre Erläuterung mit einigen
Bemerkungen über das Costüm, welches
auf diesem Gemälde so charakteristisch erscheint.
Sämmtliche kämpfende Helden sind in
voller Rüstung, die beyden Alten aber, An-
chises und Priamos, tragen dieselbe Kleidung
wie die Weiber, das fein und geradgefältelte
durchsichtige Untergewand, und den Mantel
darunter. Die Haare sind bey den Weibern
in langen bandförmigen Linien von der Scheitel
herabgekämmt und mit einem Band umwunden;
bey Neoptolem und Äneas fallen die langen
Locken unter dem Helm auf die Schultern
herab. An den Helmen dieser beyden findet
man auch die wahre Erklärung des Schmucks
der Nägel oder Knöpfe, welchen Homer so oft
an den Helmen anführt””). Sie sind durch die
kleinen Kreise an der Wölbung der Helme, vielleicht
auch bey Neoptolem durch den traubenartigen
Zierrath vorn über der Stirn angedeutet
”5). Die Schwerdter sind nach der ältesten
Art, das des Neoptolem geschweift. Die Harnische
sind ebenfalls, wie die der äginetischen
Statuen, nach der ältesten Form gearbeitet,
wie sie Polygnot zu Delphi gemalt hatte”4).
Pausanias, indem er sie beschreibt, erwähnt
nur zweyer Theile, y6^ a, zwey eherne Schienen
oder Kürasse, wovon die eine den vordem
Leib, die andre den Rücken bedeckte, und
welche durch Spangen zusammengeheftet wurden.
Aber aus Homer ”5) läfst sich schliefsen,
dafs diese nicht allein den ganzen Harnisch
ausgemacht. Vermuthlich war damit nur der
untere Theil gemeint, welcher an allen Rüstungen
unserer Helden von dem obern an den
Schultern befindlichen durch eine Linie getrennt
ist, und den man offen auf einem Vasengemälde
bey Millin”6) sieht, wo ein Jüngling im Begriff
ist, ihn über das Untergewand anzuziehen.
Der obere Theil dieser Harnische über den Schultern
scheint aus verschiedenen Riemen und
Schienen bestanden zu haben, welche das Ganze
zusammenhielten. Diese älteren Harnische
waren ganz glatt, und liefsen gar nichts von
der Muskulatur des Körpeys erkennen, dagegen
die späteren, wie Achill auf unserer zwey-
ten Kupfertafel einen trägt, ganz nach der Form
der Muskeln gebildet waren, und wahrscheinlich
nur aus zwey Theilen bestanden. Einen solchen
bringt Thetis dem Achill auf einem schönen
Vasengemälde bey Millin ”7>. Das Untergewand
unter dem Harnisch tragen unsere
Helden sehr kurz aber fein und regelmäfsig
gefaltet, wie an den äginetischen Statuen. Die
IX. Heft. 20