siegreichen Achäer selbst betroffen. Darauf
spielt der Tragiker Seneca in seinem gewohnten
Pathos an, wenn er sie, die Mutter so vieler
Könige, nachdem sie das Äufserste erlebt
und gesehen, nun als Hündin um die zertrümmerten
Mauern von Ilion einsam heulen läfstl8).
Hier auf unserm Bilde läfst uns die verzweifelnd
kämpfende Hecuba im voraus vermuthen, was
aus ihr werden wird, wenn auch dieser letzte
Kampf vergeblich gewesen, vermuthlich hatte
irgend ein Kyklischer Dichter von einem solchen
Verzweiflungskampf der Königin und
Mutter gesungen.
D a s s Hecuba in dieser ganzen Handlung
nicht wohl fehlen durfte, scheint Millin eingesehen
zu haben, nur hat er sich in der Wahl
vergriffen. W ir sehen nämlich rechts von
uns e r e r Hecuba eine weibliche Figur, die
ein Krieger am Arme fafst, auf einem niedrigen
Postamente sitzen. Ein anderer neben ihm
streckt die Hand nach ihm aus, und zu äusserst
hinter diesem sitzt eine zweyte Frauengestalt
trauernd am Boden. Nur hält Millin, welchem
die beyden äufsersten Figuren fehlten, jene für
Hecuba und den Krieger für Ulyfs, der sie in
die Gefangenschaft führt. W e r wäre nun aber
der andere Krieger? Etwa Talthybios,9)? Nachdem
wir die Hecuba auf ihrer rechten Stelle
nachgewiesen, bedarf es zur Widerlegung dieser
Annahme nicht vieler Worte. 0 Und wer wird
gerne zugeben wollen, der Künstler habe die
Hecuba abgesondert in dem spätem Moment
der Gefangenschaft zeigen können, während
er dort die Ermordung des Priamos vorgehen
liefs ?
U n s e r e s Bedünkens bietet sich für die folgende
ganze Gruppe, rechts von unserer Hecuba,
eine gedoppelte Ausdeutung dar. Die
eine geht von der Voraussetzung aus, dafs bey
der Zerstörung Troja’s Helena als eine der
Hauptpersonen, und dafs sie duldend, still leidend,
erschien; so wird es wahrscheinlich, dafs
die auf dem Postamente sitzende Frau keine
andere als Helena selbst und der sie beym Arm
fassende bärtige Krieger Menelaus ist, der, von
ihrer Schönheit zum zweytenmal überwunden,
Zorn und Rache vergessend, sie aufs neue zu
seiner Gattin wählt. Man sieht aus der Lage
ihrer gegen den Menelaus gehobenen Hand,
dafs sie es auch an Bitten nicht hatte fehlen
lassen. In diesem Falle wäre die am Boden
sitzende Frauengestalt eine junge Sclavin der
Helena und der jugendliche Krieger einer vom
Gefolge des Menelaus. — Oder man könnte
die beyden Krieger für D e m o p h o n und A k am a s
die Söhne des Theseus halten, die vor ihnen
sitzende Frau für ihre Grofsmutter A e t h r a ',
welche von der Helena als Sclavin nach Troja
gebracht worden warj und von ihren Enkeln
nun aus der Gefangenschaft erlöst wird. Darum
fafst sie der ältere, bärtige, freundlich und
tröstend beym Knöchel der Hand; der jüngere