fremd, er ist durch seine Blindheit verschlossen
gegen die äufsere W e lt, und ihr Lieben
und Hassen rühren ihn nicht an. — W er fände
daher nicht in dieser Blindheit die allegorische
Andeutung Von der Objectivität des ächten
Epos 2°) ?
Es ist leicht zu erkennen, dafs den Mythen
von Homeps—G-eburfc ~ und Lebeli ei ri igcTHh isto-
rische Facta zu Grund liegen müssen. Dagegen
bleibt gewifs, dafs das Bildnifs dieses Lieblings
der Musen der Phantasie eines griechischen
Künstlers angehört, welcher mit genialer
Kraft den Charakter durchdrungen und
sein Gebilde zum künstlerischen Symbol der
Mythe erhoben hat. Der schönste mit der
Namens-lnsührift versehene Kopf Homers, welchen
der König vonTS eapei unter der TÜSnen-
nung des farnesischen besitzt,' ist in einer schönen
Abbildung im ersten Heft dieses Werks
mitgetheilt, und man darf annehmen, dafs diese
Vorstellung der Haupttypus aller Homerosköpfe
war. Ein anderer von gleicher Art »ist der
ehemals im capitolinischen g | jetzt im französischen
Museum M> befindliche, welchen Visconti
in seiner Ikonographie hat abbilden lassen.
Noch ist im capitolinischen Museum eine une-
dirte Büste mit denselben Gesichtszügen, den
Kopf mit einer Binde umschlungen und das
Hinterhaupt verhüllt, zum Zeichen der Apotheose
3ä), wie solches auch auf dem Basrelief
im ersten Heft dieses Werks, auf der dritten
Tafel erscheint. — Einen ändern, sonst Apol-
lonius von Tyana genannten Kopf, ebenfalls
im capitolinischen Museum a4), erkannte Visconti
für Homer, aus der Ähnlichkeit mit den
Köpfen auf den Münzen von Amastris aä), und
bezeichnete ihn defshalb als den Homer der
Smyrnäer. Er hat ebenfalls • das Strophium
um das Haar, dieses und den Bart aber weniger
dick und gelockt, sondern mehr weich
und fliefsend, und weder die vortretende Stirn,
noch die Anzeigen der Blindheit. Dagegen
liegt in jenem ersten, offenbar authentischeren
Kopfe, der ganze Charakter des Sängers, wie
seine . W e rk e und die Mythe ihn schildern,
mit mächtigen Zügen ausgeprägt. Eine Phantasie,
welche die W e lt umfafst auf der gewölbten
Stirn; tiefes Nachsinnen in den hinaufgezogenen
Falten der Augenbrauen, unter
welchen die erblindeten schöngeformten Augen
ruhen; die Nase Sitz der Klugheit; auf den
Lippen die süfse wohlklingende Rede. KrafL
voll lockt sich der Bart, und das Strophium
ist das Zeichen der Weihe, welches auch
Apollo trägt.
M it diesem Kopfe stimmt der unserer Statue
überein, welche eine Seltenheit ist, weil
aufser den bekannten Figuren auf Basreliefs
und Münzen a6), wenig ganze Figuren Homers
auf uns gekommen sind. 37). Sie ward in einem
Grabe gefunden, ist aus gebrannter Erde,
von gleicher Gröfse mit der Abbildung, und