dem Ziegenhirten, wiederholte Schmähungen
erduldet. Er hört nun mit Freuden die Stimme
des Mitleids aus Philötios Munde, und wie er
aus dem Fortgang des Gesprächs seine Treue
und seinen Abscheu gegen die Frey er erfährt,
verkündigt er ihm des Gebieters nahbevorstehende
Rückkehr, und giebt sich ihm endlich
zu erkennen.
D er Künstler scheint von dem Gange der
homerischen Dichtung in so fern abgewichen
zu seyn, als dort Eumäos nicht auf des Philötios
Frage antwortet, sondern dieser unmittelbar
darauf das W o r t an Odysseus richtet.
Hier scheint die mittlere Figur, und diese halten
wir für Eumäos, zu sprechen, dem Fragenden
Auskunft zu ertheilen, während Philötios,
der zur Linken steht, ihm zuhört und den
unglücklichen Mann bedenklich ansieht, als
schwebten noch die Worte auf seinen Lippen:
„Armerl Fürwahr er erscheint an Gestalt wie ein herrschender König 1
„Doch die Götter verkümmern das Ansehn irrender Menschen,
„Auch wenn Königen selbst' ihr Rath zutheilet das Elend.“
Auch hier erscheint Ulyfs, obgleich an seinem
Stabe gebückt, von höherer Gestalt und edlerer
Bildung als die beyden Hirten. In seinem
Gesichte liegt die gespannteste Aufmerksamkeit.
A l l e drey sind über dem kurzen Chiton
mit Ziegenfellen bekleidet, wie Eumäos als er
in der Nacht hinaus geht, die Schweine zu
bewachen, nur dafs er dort über den Chiton
erst den warmen Mantel, die Chlaina und
darüber das Ziegenfell anzieht3). Hr. Tischbein
bemerkt, dafs noch jetzt zuweilen von
den Hirten in Italien dergleichen Felle getragen
werden. Die Figuren unsers Bildes erhalten
durch diese Tracht einen eigenen Charakter
ländlicher Einfalt, wie überhaupt das Ganze
eine sehr einfache, aber naturgetreue und ausdrucksvolle
Composition ist.
1) W in c k e lm a n n Descr. des pierres gravees du Bar. de Stosch. p. 4o i. n. 36o.
2) O dys s. X X . v. i 85 ff.
3) O dyss. VII. v. 52g. Es ist ohne Zweifel das abgezogene Fell ohne weitere Zubereitung, vocv.tj
diyos sÜTfstpsoi. Später hiefs es ¡oihti oder /£«M> rh e n o . Hes ych. II. p. S i . ed. Alberti und
das. die Ausleger. P h o t i i lex. gr. s. h. y. — Das Hirtenkleid aus zubereitetem Felle hiefs <^<p&££«. —
P h i l o s t r . Heroic. prooem. 2. p. 664. Olear. — und hatte eine Art Kutte zur Bedeckung des Haupts. —
P o l l u x . Onomast. XVII. c. i 5. nennt es oTsyoevos %itcov ejtlv^ctvov ’¿ypn. — Dafs der Künstler die Chlaina
weggelassen, war zweckmäfsig. Vergl. I l i a d . X . v. i 3i f f . , wo Nestor zuerst den Chiton, dann die Chlaina
darüber anzieht.
Heft. VIII.