delnd, zum erstenmal wieder seine Wohnung
erblickt, und überrascht seine innere Bewegung
in den Ausruf ergiefst:
„Hier ist wahrlich, Eumäos, die stattliche Wohnung Odysseus 1“ *>
W e r jedoch in dem Ausdruck der Figur
noch etwas Bedeutenderes zu sehen geneigt ist,
stimmt vielleicht lieber mit einer dritten Erklärung
überein. Das empor gerichtete Haupt
nämlich scheint anzudeuten, Ulyfs sey von
einem erhebenden, seine Seele tief bewegenden
Gedanken ergriffen, und richte zugleich seine
Aufmerksamkeit auf etwas aufser ihm. Zwar
schildert ihn der Dichter stets als den weisen
einsichtsvollen Mann, der die tiefsten Gründe
menschlicher Dinge durchschaut, und den Gedanken
an die waltenden Götter nie aus dem
frommen Sinne verliert —- aber fast nirgends
erscheint Ulyfs in so tiefer innerer Bewegung,
als am letzten Morgen vor Ermordung der
Frey er, wo er durch die weinende Stimme
der Gattin, mit der er am Abend noch unerkannt
sich unterredet hatte, vom Lager aufgeschreckt
wird. Er geht hinaus und fleht zu
Zeus mit erhobenen Händen:
„Vater Zeus, wenn ihr gnädig durch trockenes Land und Gewässer
„Heim mich geführt in mein Land, nachdem ihr hart mich gequälet,
„O dann rede mir einer der Wachenden Vorbedeutung
„Drinnen im Haus’, und draufsen erschein* auch ein Zeichen Kronions!“
Also fleht* er empor, ihn hörte der Ordner der Welt Zeus.
Plötzlich erscholl sein Donner vom glanzerhellten Olympos
Hoch aus den Wolken herab; und froh war der edle Odysseus.
Vorbedeutung auch redet’ ein mahlendes Weib im Gemache,
Nahe bey ihm, allwo die Mühlen des Königes standen:
„Vater Zeus, der du Götter und sterbliche Menschen beherrschest,
„Traun, laut donnertest du vom Sterngewölbe des Himmels;
„Doch ist nirgend Gewölk: du gewährst wohl einem ein Zeichen.
„Auch mir Elenden nun vollende das Wort was ich sage.
„Einmal noch und zuletzt lafs heut die üppigen Freyer
„Hier in Odysseus Hause sich freu’n am lieblichen Festschmaus:
„Welche mir schon die Kniee gelöst durch die kränkende Arbeit,
„Ihnen das Mahl zu bereiten! Zuletzt nun schmause der Schwarm hier!“ 3>
E i n Unglücklicher, der unmittelbar nach dem
brünstigen Gebet um Errettung ein glückver-
heifsendes Wunderzeichen und die erfreulichste
Vorbedeutung4) vernimmt, möchte wohl ungefähr
in der ruhigen, ergebenen und freudig überraschenden
Gebärde und Stellung zu schauen
seyn, worin hier Odysseus, der Bettler, erscheint.
Die emporgehobenen Arme sind ihm
herabgesunken, er stützt sich auf seinen Stab
und lauscht nach dem fernen Donner und der
Stimme im Innern des Gemachs.
D i e Zeichnung ist von dem Schwefelabgufs
eines geschnittenen Steines genommen.
i ) O d y s s . IV. v. >44 ff«
a) O dys s . XVII. v. 264, nach V o s s .
3) O dyss. X X . v. 98—1 1 9 , nach V o s s .
4) régees nnd arm«- Vergl. E u s t a t hiu s ad h. 1.
Heft. VIII. >9