Elemente des Meeres uns die Mächte des
Himmels leiten — Odysseus aber war,
nach der bestimmten Sage des Alterthums,
selbst in jenen Geheimdienst eingeweiht I5),
und jener magische Schleyer, den ihm Leuko-
thea, des Kadmos Tochter, zur Rettung aus
dem Schiffbruch gab, erinnert sogleich an die
Purpurbinde der samothracischen Geweihten,
welche den, der sie trug, in allen Gefahren
wunderbar beschützen sollte l6> So war
Odysseus als der glückliche Schiffer auf dem
stürmischen Ocean, als der Schützling himmlischer
Mächte auf den Irrfahrten des Lebens,
durch die konische Mütze bezeichnet, welche
ffeylich nachher blofs als herkömmliches unterscheidendes
Attribut ihm überall, ohne weitern
Bezug, ja selbst wohl zum Theil ohne Kenntnifs
jener höhern Bedeutung, beygelegt wurde.
D och auch bey Homer ist ja deutlich die
Lehre ausgesprochen, dafs der Sterbliche,
was er auch vollbringt, doch nichts vermöge
ohne die Gunst der Götter. Athene ist des
Helden schützende, helfende Begleiterin; sie
stärkt ihn in Gefahr, sie ertheilt ihm Rath
und leitet jede Wendung seines Schicksals-
Seine Weisheit, seine Besonnenheit, das rasche
Ergreifen jedes günstigen Augenblicks, alles,
womit er Feindliches besiegt und Glückliches
erringt, ist Eingebung der Göttin. Sie ist es
auch, die seinen schwersten Kampf, den K ampf
mit den Freyern, ihm glücklich vollenden hilft.
Die Wände des Gemachs, in welches er mit
Telemachos die Waffen verbirgt, erglänzen
vom wunderbaren Lichte der Göttin, denn sie
leuchtet ihrem Günstling mit der goldenen
Lampe voran ¡p Dabey erinnerten schon alte
Erklärer an das ewige Licht im Tempel der
Minerva Polias zu Athen, und wie der Minerva
vom Dichter schicklich das Licht und das
Leuchten beygelegt werde, weil sie Geist und
Weisheit sey l8).
D er göttliche Geist, das Licht der Weisheit
leitete den Helden durch seine dunklen
Pfade, und in diesem Sinne mag wohl auch
auf unsrem Bilde die Fackel gedacht seyn,
womit Ulysses seinen W e g erhellt. Nackt
und blofs, allein auf den Schutz der Götter
und seine eigene Kraft vertrauend, wandert
er über die Erde. Er trägt das Steuerruder
als Zeichen, wie er das stürmische Meer bis
an seine fernsten dunklen Gränzen durchschifft,
und, ein kluger vorsichtiger Lenker in allen
Gefahren, vor allen Klippen vorbey, zuletzt
doch den sichern Hafen wieder gewonnen.
Mit der flammenden Fackel schreitet er behutsam
aber unverwendet vorwärts durch die
Nacht des Lebens; er sieht genau was vor ihm
liegt, nichts entgeht seinem prüfenden Scharfblick
und kein Hindernifs schreckt ihn — er
sinnt, wie er es überwinde. Und wenn ihn auch
die Last der Jahre, die Schwere des Schicksals
gebeugt, er vermag auch Ermüdung zu tragen,