de’ Vasi italo-greci, Tom. I. Napoli 1822. auf Tav. II. N. 25. abgebildet.) Die
drey einfachen Henkel sind am höchsten Theile der Wölbung angebracht. Von
hier an läuft die Zeichnung gegen die kurze Biegung des Halses hinauf; der
untere Theil ist ohne weitere Verzierung mit dem feinen röthlichhraunen Firniß
überzogen, welcher dieser Vase gegen die übrigen, mit schwarzem Fir-
nifs bedeckten, ein so angenehmes Ansehen giebt. Die Figuren stehen auf
der Randlinie auf, und ragen oben zum Theil in das Ornament hinein, das
an die Mündung hinläuft. Von der Schönheit der Zeichnung lä ß t sich kaum
genug Rühmliches sagen, denn während bey der großem Menge der Vasenbildertheils
grofse Flüchtigkeit, tlieils mehr mechanische Geschicklichkeit der Hand als gründ-
•liche Verständnifs der Zeichnung wahrzunehmen ist, sieht man hier die Umrisse
von einer Meisterhand, mit der größten Sorgfalt und Sicherheit des Styls, und doch
mit der Leichtigkeit vollendet, die stets das Zeichen der Originalität ist. Jede
wiederholte Beschauung der Vase befestigte mich in dem Gedanken, daß uns hier
die Originalzeichnung eines grofsen Künstlers, aus besonderer Veranlassung von
ihm selbst auf der Vase ausgeführt, erhalten sey. Zur weitern Stütze meiner Ver-
muthung bemerkte ich in dem gelben Grunde der Figuren hie und da feine rotlie
Striche, wie von einem halb stehengebliebenen Entwurf, der aber nachher mit dem
Pinsel verbessert oder verändert wurde. Dals ferner die Vase ursprünglich nicht
für die Ehre dieß.Bild zu tragen, bestimmt gewesen, machten mich theils die ungewöhnliche
A rt glauben, wie dasselbe gegen den Hals des Gefäfses zu angebracht
is t, theils drey feine eingerizte Linien, welche der Länge nach mitten durch die
Figuren laufen und zu nichts anderm als zur Andeutung eines Ornaments dienen
konnten, das hier mit dem Pinsel ausgeführt werden sollte, nachher aber vom Meister,
der die Zeichnung nach seinem Gefallen auftrug, ignorirt wurde.
Herrn Tischbeins Umriß ist ganz genau bis in alle Einzelnheiten, nur dals,
wie in jeder Copie, die Freyheit der Züge verloren gegangen ist. Ausser der gelben
Grundfarbe und dem braunen Firnils is tauf der Vase nur die rothe Farbe noch angewandt,
abernur bey den blutenden W unden und den drey Flecken amAltar. Da diefs
vielleicht unangenehm auffallen könnte, so wollte ich es nicht auf den lithograpliir-
ten Tafeln nachtragen lassen. Auch in dieser Andeutung jedoch, wie im übrigen
Styl, zeigt sich eine Schule, die bey allem Festhalten am Alterthümli-
chen das unbedingt Natürliche sucht, wie solches die äginetische gethan zu
haben scheint.
Die Vase, welche der eben beschriebenen gegenüber s teh t, ist ein eben
so treffliches Kunstwerk in ihrer A rt, ja für die meisten Beschauer ohne Zweifel
noch anziehender. Sie ist von mehr schlanker Form, etwas höher, und
die Zeichnung stellt ein bacchisches Opfer mit tanzenden Mänaden dar, aufs
reizendste und grofsartigste mit äusserster Freyheit der Hand im reichsten blühendsten
Styl ausgeführt. Einige Profile und Figuren sind von bewundernswürdiger
Schönheit, und wurden öfters nicht ohne Grund raffaelisch genannt. Diese Vase ist
unedirt und durfte bisher nicht gezeichnet w erden; eine weitereBeschreibung würde
hier nicht am rechten Orte stehen; hoffentlich werdenaber bald in dem Werke,
das die Mitglieder der Akademie über die königlichen Sammlungen herausgeben,
Umrifs und Beschreibung derselben zu finden seyn.
Zur Erläuterung der Harnische S. 38. habe ich noch folgendes zu bemerken.
Die Anm. 25. citirte Stelle bey Homer habe ich vielleicht ohne Grund
auf eine Querabtheilung der yvaÄct bezogen; dafs indessen eine solclie statt gefunden,
zeigt das Vasengemälde bey M i l l in (Anm. 26.) und lassen die Querstreifen
auf unsrer Zeichnung vermuthen. (Vergl. ein anderes Vasenbild bey
Millin ebendaf. II. i 5.) Ob der bey Millin sichtbare untere Th e il des Harnisches
doiryp zu benennen sey, will ich nicht behaupten; nach S c h n e id e r ,
im Lexikon, trug ein T h e il des 9wpag diese Benennung, doch scheint mir die
Stelle Herod. 9, 74. nicht beweisend, auch heilst es im Etymolog, magn. Sylb.
s. i f v. 0 kx&uai rm Scipaxos. — Bey Homer scheint ävuryp ein abgesonderter
T h e il, ein eigentlicher Gürtel gewesen zu seyn, und dafs dergleichen von E rz
auch in späterer Zeit getragen wurden, bestätigt ein antikes, wohlerhaltenes
Stück dieser A r t, das sich in der Sammlung des Hrn. v. B r ö n d s t e d in Rom
befindet, und von demselben in einem nächstens erscheinenden W e rk über seine
griechischen Forschungen bekannt gemacht werden wird. Es ist von länglich-
ovaler Form und etwas gebogen, um die Weiche des Bauchs und der Hüften zu
fassen. Für die Rückseite diente wahrscheinlich ein ähnliches, weniger gebogenes
Stück, das auf den Hüften durch , Bänder, Spangen, mit dem Vordertheil
zusammengehalten ward (Iliad. IV. 32. üixirijpoe Sxyei xpiasoi). An den Seiten
schkjssen sich auch die übereinander (Zit— bittXwq i/vrsrg $wpr/gibid. ,i33.),
wie man an den zwey geharnischten Figuren der äginetischen Giebelstatuen sieht,
jedoch bey beyden nur auf der linken Seite. Wahrscheinlich wurde die Zusammenfügung
ebenfalls durch ¿^1785. befestigt. — Herrn v. Bröndsted verdanke ich
auch eine weitere Aufklärung üder die Befestigung der yicAa an den Schultern. In
seiner Sammlung befinden sich zwey Bronzen von wunderschöner erhabener Arbeit,
jede den Kampf eines Kriegers mit einer Amazone darstellend, von welchen
er zur Evidenz erwiesen hat, dafs sie als Schulterspangen an einem Harnische dienten.
Sie waren an dem yuuÄou des Rückens durch Gewerbe befestigt und lagen über
die Schultern gegen die Brust herunter. Diese Theile des Harnisches hießen
itspbvai, und wenn ich hiemit die Angabe des P o l lu x V II. 54 * verbinde, so möchten
die Haften, womit sie auf dem Brustharnisch befestigt wurden, mptcu geheißen
haben. Auch diese Schulterspangen sieht man an den äginetischen Statuen, nur dafs
siedort auch auf den Rücken herunterreichen und durch Haften befestigt sind. Auf
Vasenzeichnungen, wie auf der unsrigen, wo sie sehr breit sind und aus mehreren
Stücken bestehen, kommen sie häufig vor; auf römischen Harnischen, wie auf
dem des Achill Taf. II ., schmal, aber oft mit zierlichen Ornamenten geschmückt.
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