diesen poetischen Heros nach ihrer Weise zu
denken, zu ehren und darzustellen.
U n t e r dem Namen des Herodot 0 und des
Plutarch sind Biographieen Homers auf uns
gekommen, welche eben so sehr das Gepräge der
fabelhaften Erzählung als der unächten Angabe
ihrer Verfasser an sich tragen. Ausser diesen
n och- ein©—ven—Prokl u s und zwdy^ähönyme
In allen finden sich mehr oder weniger die
allgemein unter den Griechen verbreiteten Sagen
über Homer aufbewahrt. Sieben Städte,
welche der bekannte Hexameter nennt:
Smyrna, Rhodos, Kolophon,, Salamis, Chios, Argos, Atlienä —
stritten um die Ehre, für seinen Geburtsort zu
gelten; aufser diesen und ändern noch Kyme,
Itliakä ünd'Jo's. Chios und Smyrna errichteten
ihm Heiligthümer U; die Smyfnaer, Cälerycfie
von Jos und Amastris schlugen sein Bild auf
ihre Münzen; zu Neonteichos zeigte man den
Ort, wo er seine Lieder gesungen, zu Bolissos
auf Chios will noch Leo Allatius die Ruinen
des Hauses gesehen haben",' worin Homeros
gewohnt, und Jos rühmte sich sein Grabmal zu
besitzen iH
Ü ber das Zeitalter des Sängers stimmen die
meisten Angaben mit der inneren Wahrscheinlichkeit
überein, dafs es ungefähr hundert und
fünfzig Jahre nach dem trojanischen Kriege zu
setzen sey. Nur Einige glaubten Homer jünger
als Hesiod, oder beyde Dichter mit einander
verwandt 6).
A m Flufse Meies bey Smyrna geboren, oder
selbst dessen Sohn, sagt die Mythe, soll Homer
zuerst Melesigenes geheifsen haben. Seine Jugend
verlebt er zu Smyrna, geht mit einem
Kauffahrer, Mentes, auf Reisen, und nachdem
er viele Länder gesehen, befällt ihn auf der
Insel Ithaka im Hause des Mentor eine Augenkrankheit.
w o ra n e r erblindet. Zurückgekehrt
an seinen Vaterort, lebt er "in Dürftigkeit, und
wandert sodann von einem Orte zum ändern,
überall durch Gesang sich die Herzen gewinnend,
doch immer arm und nur von dem in-
nern Gotte geleitet, bis ihm in Chios eine ruhige
Wohnung zu Theil wird. Hier verfafst
er seine zwey grofsen Gedichte, worin er seinen
Pflegevater Phemioa in Smyrna, seinen
Gastwirth M e n to r in Ithaka feyert, und endlich
stirbt er auf der Reise nach Athen auf
der kleinen Insel Jos.
D iess ist das Wesentliche der Sage; es
würde zu weitläufig seyn, die mancherley
Mährchen anzugeben, womit sie zum Theil
verunziert wurde. Charakteristisch treten die
weiten Reisen des Sängers, seine Blindheit und
Armuth hervor. Der Reichthum von Kenntnissen,
welcher in der Ilias und Odyssee glänzend
ausgebreitet liegt, führte von selbst auf den
Schlufs, wer diese Lieder gedichtet, müsse
viele Länder und Menschen gesehen und viele
Dinge erkundet haben. Die Armuth aber gieng
im Gefolge der Blindheit, welche leztere, als