der Wuchs deutet an, dafs er schon geraume
Zeit in der Einöde gelebt; das Gift, welches
ihn quält, hat seine Züge entstellt. Ermüdet,
mit hohlem Blicke, legt er das Haupt auf die
Hand und den stützenden Stab; er scheint von
den eben vorübergegangenen Schmerzen zu
ruhen und sein Jammergeschick zu beklagen.
E in in den meisten Zügen ähnliches Bild
entwirft der jüngere Philostratus von ihm
nach einem Gemälde, indem er ihn also schildert:
„Mit einem der Krankheit entsprechend
en Gesicht, die bewölkten Augenbrauen her-
„abziehend über die tiefliegenden, eingesunke-
,.nen, mattblickenden Augen, mit struppigem
„Haupthaar, mit einem lang herabfallenden startenden
Barte, mit Lumpen selbst bedeckt,
„und seinen Fufs unten bedeckend —«'°\ Nur
dafs diese Beschreibung im Ganzen ein widrigeres
Bild hervorruft, als unsere Figur darbietet,
bey welcher man sich lieber an jene Klage
des Chors » erinnert:
E r , an Adelgeschlecht gewiis
Nicht nachbleibend dem höchsten Stamm,
Liegt, vom Lebensbedarf entblöist,
Einsam, ohne Gemeinschaft,
Bey buntfleck’gem und zottigem
Gewild, wo mit dem Schmerz ihn auch
Verzehrt Hunger, und endlose
Gemüthssorge bedrückt, und tieflautend
und nie schweigend,
Fernhinstralend ihm Echo nur
Auf sein herbes Gestöhn lauscht.
13 I lia d . D. 720. nach Voss. -— Uber die Quellen-der verschiedenen Mythen siehe Hky n e Obscrvalt.
p_ 380. Hygin. fabul. n. I02. und die Noten von M uncker und Stavbren, p. 190 ff. — T t et z ae Scbol.
in Lycophr. ad v. 9 1 1. p. 869. ed. Müller.
2) Bey Qu in t us Smyrn. IX. 3 s 6. geschieht die Weissagung durch Kalchas.
33 V brol. Pindar Pyth. I. 100.
4) L e s s i n g Laokoon IV. S. 47 ff*
5y Sophokles hatte vermuthlich noch einen zweyten Philoktet gedichtet. S. Hasselbach über den Phi-
loktct des Sophokles, Stralsund, 1818. S. i 58. Anm. 29.
6) D ion. C hrysos t . Orat. LII. — Hass elbach am angcf. 0 . S. 160 ff. — Ob Sophokles einer altem
Dichtung gefolgt oder sich die poetische Freyheit genommen, seinen Helden in die für die Absicht des Stücks passendste
Lage zu versetzen, läfst sich nicht entscheiden, wenn gleich das leztere wahrscheinlich ist, weil Euripides
einen eingeborenen Lemnier als Freund des Philoktet aufführte. Aus Anis tot. Poet. c. 23. lüfst sich nicht sclilies-
sen, dafs Sophokles gerade die kleine Ilias benutzt habe.
7) U nt er die berühmtesten Statuen des Philoktet im Altcrlhum gehörte wahrscheinlich die von Pythagoras
gearbeitete zu Syrakus (P lin. Hist. nat. XXXIV. s. 19. 40 — und es wäre nicht unmöglich, dafs dieser Künstler
durch Äschylüs und Sophokles dazu begeistert worden wäre, da sie seine Zeitgenossen waren. Im 3ten Jahre der
77sten Olympiade trug Sophokles den Preis über Äschylus davon, und unter des Pythagoras Werken wird die Statue
des Faustkämpfers Euthymos genannt, welcher in der 76sten Olympiade siegle. Vergl. Über die Studien der grie'ch.
Künstler. S. 222. .279.
83 W inckelmann Monum. ined. n. 118. 119. — Dcscr. des Pierres gravees du B. deStosch, n. 299— 3o i.
9) C h o i s e u l -G o u p f ib r Voyage pittoresque en Grece T . U. PI. 16.. p. i 55.
103 P hilostrat. jun. Icon. XVII. p. 889. ed. Olear. — Vergl. die Epigramme in der Anthol . gr. ed.
Jacobs, Tom. ff. p. 658. n. 1 1 1 . 1 15.
113 Sophoc l . Philoct. v. i 83 ff. nach S o lg e r .