Wohlgehnetetes Wachs des Honiges, dais sie der Ändern
Keiner vernehm’. Allein wenn du selbst sie zu hören begehrest,
Fessele man an dem Schiffe dich stracks an Händen und Fölsen,
Aufrecht unten am Mast, und schlinge die Seil’ um den Mastbaum,
Dafs du erfreut die Stimme der zwo Seirenen vernehmest 3V C
A u f der ersten Abbildung sehen wir das
Schiff und die Sireneninsel in zwey horizontalen
Linien über einander gestellt. Das Schiff
ist am Hintertheil mit einem grofsen Schwa-
nenkopf4) verziert, und trägt als Rostrum den
Kopf eines Ungeheuers; die Segel sind eingezogen;
die Ruderer sitzen mit verstopften
Ohren in geordneter Reihe, und Ulyfs, die
hohe Mütze tragend, ist an den Mastbaum
gefesselt und horcht dem lockenden Gesang.
Die Sirenen sind geflügelte Jungfrauen mit
Vogelfüfsen, die eine spielt die Leyer, die
andere eine Flöte (bey Paciaudi die Doppelflöte),
die m itt le r e h ä lt "eine Schriftrolle;
D as zweyte Bild zeigt blofs einen Theil
des Schiffs, und darauf Ulyfs mit zween seiner
Gefährten. Seine Bewegung deutet den
Augenblick an, wo er, vom Gesang der Sirenen
bezaubert, sich loszumachen strebt, aber seinem
vorausgegebenen Befehle gemäfs nur noch stärker
an den Mastbaum gefesselt wird.
„Also riefen mir hold die Singenden. Aber das Herz mir
Schwoll von Begier zu hören, und Lösung gebot ich den Freunden
Mit zuwinkendem Haupt; doch sie stürzten sich rasch auf die Ruder.
Schleunig erhoben sich drauf Euryloclios und Perimedes,
Legten noch mehrere Bande mir an und umschlangen mich fester 5V ‘
U n t e r Herrn Tischbeins ungestochenen
Zeichnungen finden sich noch zwey ähnliche
Vorstellungen, wahrscheinlich ebenfalls nach
geschnittenen Steinen skizzirt. Die kleinere
zeigt Ulyfs im Schiff, an den Mastbaum gebunden,
mit einem einzigen Ruderer. Ulyfs
wendet sich horchend seitwärts, die Sirenen
sieht man nicht. Auf der zweyten erblickt
man zween Ruderer zu beyden Seiten des
gebundenen Ulyfs: sie steuern sehr nah an der
Küste der hier ganz flachen Sireneninsel, auf
welcher rechts von dem Schiffe, in gleicher
Ebene mit demselben, die drey Sirenen stehen,
ebenfalls geflügelt und mit Vogelfüfsen, wie die
auf unsrer ersten Abbildung: die eine bläst
die zwey Flöten, die andere spielt die Leyer,
die dritte hält etwas in der Hand, welches in
der Skizze nicht erkennbar ist. Diese letztere
trägt, wie die Flötenspielerin auf unsrer Tafel,
ein Gewand über dem (>berlMfPI ndTiat sogar
den einen Arm in dasselbe verhüllt ®>.
I n jener dem höhern Alterthum angehöri-
gen Abbildung des zweyten Hefts sind die Sirenen
in ganz menschlicher Figur, als drey
bekleidete Jungfrauen dargestellt. Der Dichter
beschränkt ihre Anzahl auf zwo ihre
Gestalt wird nicht weiter von ihm beschrieben,
und wir wissen nicht, ob er sie auch als
ganz menschliche Wesen gedacht; die Künstler
aber zogen Vortheil aus der unbestimmten
Angabe, und bildeten die Sirenen auf die
günstigste Art. Erst die späteren Dichter nahmen
drey Sirenen an und legten ihnen Flügel