soll, und entschieden, nachdem er die Stimme
der Göttin vernommen, stöfst er das Schwerdt
in die Scheide zurück.
„Euer Wort, o Göttin, geziemet es, wohl zu bewahren,
Welche Wuth auch im Herzen sich hebt, denn solches ist besser.
Wer dem Gebote der Götter gehorcht, den hören sie wieder.“
Sprach’s, und am silbernen Heft hemmt er die gewaltige Rechte,
Stiefs in die Scheide zurück das mächtige Schwerdt, und verwarf nicht
Athenäa’s Gebot. 1) ----
D e r Sieg der Vernunft über die Leidenschaft
in einem kräftigen jugendlichen Charakter,
ist Aufgabe des Ausdrucks für den
bildenden Künstler, der hier gleich weit von
Übertreibung wie von Kälte und Schwäche
sich entfernt halten mufs.
W e n n der Dichter die Göttin herbeykom-
men und ihren Günstling zur Ruhe mahnen
läfst, so personificirt er damit die Entscheidung
zum Guten, zu welcher der Mensch aus
Zweifel und Schwanken meist uur durch Erleuchtung
eines göttlichen Gedankens und
plötzliche Stärkung seines sittlichen Willens
gelangt. Defshalb wirkt die Erscheinung der
Göttin in der epischen Erzählung vortheil-
haft. Will aber der bildende Künstler hierin
dem Dichter folgen, und die Athene den Heldenjüngling
beym bräunlichen Haare fassend
darstellen, wie es z. B. auf der Ilischen Tafel
geschehen ist a>: so erzielt er eine ganz andere
entgegengesetzte Wirkung und macht den Helden
lächerlich. Denn die Gewalt der Rede,
worin hier allein das Motiv liegt, vermag der
Künstler nirgend auszudrücken, und äusserlich
schadet er dem Ansehen des Heros, wenn er
ihn im entscheidenden Augenblicke der Göttin
unterordnet.
D e s h a l b wird Achill in dem angegebenen
Moment immer am besten als einzelne Figur
erscheinen, wie auf unsrer Abbildung, welche
nach einem auf der Insel Capri gefundenen
Bruchstück eines Basreliefs gezeichnet ist.
Zwar trägt der Held hier weder im Antlitz
noch in der Gestalt vollkommen das Gepräge
heroischer Gröfse, das ihm zukömmt; und das
W e rk scheint aus später Zeit, auch die Zeichnung
wohl mit einiger Freyheit vom Künstler
behandelt zu seyn; aber Ausdruck, Stellung
und Gebärde entsprechen im Allgemeinen sehr
wohl jener Situation.
D e r Anzug Achills ist hier die gewöhnliche
Rüstung. Der Helm, an welchem die Verlängerung,
die beym Herunterschlagen den
Nasenrücken bedeckt, auch aufwärts als Zier-
rath fortläuft, ist mit einem breiten Riemen3)
unter dem Kinn befestigt ; am Helmbusch4) unterscheidet
man zwey Theile, wovon der
herabhängende eine Mähne aus anderen Haaren
zu seyn scheint. Der Harnisch ist nach
der spätem Form, den Muskeln des Leibes
genau anpassend 5), darunter der Chiton
mit den kurzen an den Schultern hervorragenden
Ärmeln. Das Schwert ist das gewöhnliche
Parazonium6), hier auch in der spätem