III.
DIOMED, ULYSS UND DOLON.
Ei n e der lebendigsten und anziehendsten
Schilderungen der Ilias ist der nächtliche Streifzug
des Diomed und Ulyfs ins trojanische Lager.
Wenn Heyne bemerkt T), dafs diese Episode
im Gedichte selbst ohne merklichen Ein-
flufs aufs Ganze dastehe, so läfst sich diefs
wohl nur auf den historischen Gang der Ereignisse
beziehen, denn dafs sie zur Charakteristik
der beyden feindlichen Parteyen sehr
wesentlich beyträgt, ist wohl nicht in Abrede
zu stellen. Unsers Bedünkens wollte Homer
dadurh das geistige Übergewicht der Achäer
über die Troer anschaulich machen, indem
jene selbst in Unglück und Bedrängnifs noch
Mittel finden, ihren sorglosen Feinden Schaden
zuzufügen. Überhaupt erscheinen im ganzen
Verlauf dieses Ereignisses die Achäer, nach damaliger
Denkart, edel und grofsherzig, die
Troer falsch, feig und pflichtvergessen, wie
dort das Benehmen des raschen kühnen Diomed
und des gewandten Ulyfs, hier der betrüg-
liche Schwur des Hektor, und die Habsucht,
Feigheit und Verrätherey des Dolon genugsam
zeigt.
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