sager verspricht ihm Heimkehr — aber späte,
unglückliche, auf fremdem Schiff, — und Elend
werde er finden im Hause, doch ein Rächer
seyn der dort verübten Gewaltthat. Und endlich
schliefst Tiresias mit folgendem Gebote: *)
Aber sobald du die Freyer umher in deinem Palaste
Tödtetest, sey es mit List, sey’s öffentlich, hebend das Morderz,
Wandere dann, dir nehmend ein schöngeglättetes Ruder,,
Immerfort, bis du kommst an Sterbliche, welche das Meer nicht
Kennen und nimmer mit Salz gewürzete Speise geniefsen.
Auch nicht Kund’ ist ihnen der rotligeschnäbelten Schiffe,
Noch der geglätteten Ruder, mit welchen sich Schiffe beflügeln.
Aber ein deutliches Zeichen verkünd’ ich dir, nicht unbemerkt sey’s.
Wenn dir einst in der Fremd’ ein begegnender Wanderer saget,
Dafs des Worfelers Schaufel du trag’st auf rüstiger Schulter;
Jetzo heft’ in die Erde das schöngeglättete Ruder,
Bring’ auch heilige Gaben dem Meerbeherrscher Poseidon,
Einen Widder und Stier und Saubefruchtenden-Eber,_
. Und dann wandere heim und opfere Festhekatomben
Für die unsterblichen Götter, die hoch obwalten im Himmel,
Allzumal nach der Reihe. Zuletzt wird ausser dem Meer dir
Kommen der Tod gar sanft, der dich, von behaglichem Alter
Aufgelöst, in Frieden hinwegnimmt; während die Völker
Ringsher blüh’n und gedeih’n. Also weissag’ ich dein Schicksal.
In dieser Weissagung hat der Dichter noch
eine dunkle Ferne eröffnet, die weit über die
Schilderung der Heimkehr und Wiedereinsetzung
des Helden in sein häusliches und königliches
Besitzthum hinausreicht, und worin
Ulyfs als der rechte Dulder und Arbeiter zu
Ehren der Götter erscheint. Nachdem er,
durch tausend Gefahren über die Fluthen des
Meers und in fabelhafte Länder getrieben,
endlich das geliebte ersehnte Vaterland wieder
gefunden und mit List und Gewalt die
Feinde seines Hauses besiegt hat, soll er noch
forthin über die Erde wandern, und selbst der
Gottheit Opfer bringen, deren Zorn so viel
Unheil über ihn verhängt h a tW a n d e r n sollte
Odysseus, damit, wie Eustathius sagt 3), Poseidon
auch auf dem Festland an Orten, wo sein
Name noch nicht genannt worden, wahrhaft
geehrt werde.
U eber diesen spätem Zug des Ulysses hat
sich jedoch kein ausführlicher Mythus erhalten.
Man ist dem Homer nicht einmal in der
Angabe seiner Todesart treu geblieben, indem
die meisten Mythographen berichten, er sey
durch Telegonos, den Sohn welchen er mit der
Circe erzeugt hatte, umgekommen ♦). — Lyko-
phron deutet auf die Sage hin, dafs Ulyfs nach
seiner Heimkehr zu den Eurytanern, einem
ätolischen Volke gezogen, und dort nach seinem
Tod als Orakelgeber verehrt worden sey 5\
Am meisten Verwandtschaft mit dem homerischen
Mythus jedoch scheint eine Angabe des
Pausanias zu verrathen: in der Nähe von Mega-
lopolis in Arkadien zeige man die Trümmer
eines kleinen Tempels, welchen Ulyfs nach seiner
Rückkehr aus Ilion der rettenden Athene
und dem Poseidon erbaut haben sollte 6\
W ie nun das Ruder unsern Helden als Verkündiger
des Neptun bezeichnet, so könnte die
Fackel seine Einweihung in die Geheimnisse der
Unterwelt andeuten; man erzählte ja, dafs er
in Sicilien der Hekate, der Urheberin nächtlicher
Erscheinungen, ein Heiligthum geweiht 7\
VIII. Heft. 2