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Auf Grund von Versuchen, die ich im Kgl. botanischen Museum zu
Gahlem eine Reihe von Jahren hindurch anstellte, bin ich zu dem im Folgenden
dargclegten System für die Grdnung grösserer Herbar ien gelangt, das im
Berliner botanischen Museum schon au einer ganzen Reihe von Familien zur
Durchführung gelangte und sich gut bewähr t hat.
Die wichtigsten Gesichtspunkte, welche für mich bei der Aufstellung
des Systèmes massgebend waren, sind u. a. folgende :
1. Das Mater ial muss systemat isch geordne t bleiben.
2. Jede Art muss leicht auffindbar sein. Zu diesem Zwecke muss sie
im Systeme an der richtigen Stelle liegen und die geographischen Gebiete
müssen gekennzeichnet sein.
3. Das Material muss möglichst geschont werden, vor allem vor unnötiger
Benutzung bewahr t bleiben.
4. Die Bestimmung kleinerer oder grösserer Sammlungen muss mit
möglichst geringem Zeitaufwand möglich sein.
5. In ein (besonders grösseres) Herbar ium darf nur möglichst wenig
Pflanzengeographie hineingetragen werden. Das Herbar ium muss ein leicht
benutzbares Nachschlagewerk auch für den pflanzengeographisch nicht vor gebildeten
Benutzer bleiben, wenn auch die rein pflanzengeographische
Grdnung dem genügend vorgebildeten Systematiker das Arbeiten im He rb a rium
erleichtert.
Die freundliche Aufnahme, welche meine Methode nicht nur am Kgl.
botanischen Museum in Berlin gefunden hat, ist mir ein Beweis, dass dadurch
einem fühlbaren Mangel abgeholfen werden kann, und dass der von mir
vorgeschlagene Weg sich als gangbar erweist.
Ich übergebe daher die im Folgenden näher dargelegte Methode der
Öffentlichkeit und würde mich freuen, wenn sie auch in weiteren Kreisen
Anklang fände.
Schliesslich ist es mir eine angenehme Pflicht, allen Herren, die mich
durch Ratschläge unterstützten, auch an dieser Stelle zu danken, insbesondere
den Her ren Df Koorders, Professor Df Lindau und der Direktion des
Kgl. botanischen Museums Her rn Geh. Gber-Regierungsrat Professor
Df E n g 1 e r und Her rn Geh. Regierungsrat Professor Df U r b a n, die mir die
Durchführung meiner Methode am hiesigen Museum ermöglichten.
Dahlem, April 1910.
D-^ E. ULBRICH,
Assistent am Kgl. botanischen Museum zu Dahlem (Berlin;.
weiss
blau
grün
gelb
braun
rot
rosa
violett
4.5 -
Die verwendeten Grundfarben bedeuten :
Nicht mediterranes Europa-Asien (Europa | Sibirien).
Mittelmeergebiet und Centralasien.
Tropisches Asien und Monsungebiet.
Ostasien.
Nicht mediterranes Afrika und Arabien.
Nordamerika.
Mittel- und Südamerika.
Australien Neu-Seeland it. s. w. Altozeanisches Florenreich ausser Südamerika).
Diese acht Grundfarben prägen sich dem Gedächtnis leicht ein, zumal,
wenn wir uns eines mnemotechnischen Hilfsmittels bedienen, das die Farben
in Beziehung bringt zu den Bewohnern oder sonstigen bekannten Eigenschaften
der betreffenden Länder. So kann uns die weisse Farbe an die
weisse Rasse (Europa-Sibirien), die gelbe an die gelbe Rasse (China-Japan),
die braune an die Neger u. s. w. (Afrika-Arabien), die rote an die Rothäute
(Nordamerika) erinnern. Die blaue Grundfarbe kann uns erinnern an die
blaue Farbe des Himmels und Meeres im Mittelmeergebiete, die grüne an
die üppige Fülle des monsunalen Tropenwaldes.
Hat man sich diese Grundfarben eingeprägt, dann ergiebt sich alles
Übrige von selbst. Alle Untergebiete werden durch Aufdruck gekennzeichnet.
Es wurden bei der Aufstellung des Systèmes mehr Farben gewählt als
z. B. bei der Methode, welche in Kew durchgeführt ist, weil erstens durch
die grössere Anzahl von Farben möglich wird, den Aufdruck zur Untei-
scheidung der Untergebiete sehr kurz und klar zu wählen. Bei weniger
Farben wäre mehr und verschiedenartigerer Aufdruck erforderlich, wodurch
die Benutzbarkeit in der Praxis sehr erschwert würde. Zweitens prägen sich
Farben leichter dem Gedächtnis ein und sind viel augenfälliger als Aufdruck.
Die Gefahr der Lichtunbeständigkeit der Farben ist ganz unbedeutend. Das
Vergehen der Farben ist erstens nur bei den Kennmarken auf den Aussen-
schildern der Herbarmappen zu befürchten. Die Marken auf den Umschlaglassen
sich die etwas verschossenen Kennmarken jederzeit durch Überkleben
bögen der Arten in den Mappen sind ja dem Lichte entzogen. Zweitens
erneuern. Zu dieser Arbeit ist kein wissenschaftlich gebildeter Beamter
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