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Chemiker und ein Zoologe tä t ig; ausserdem beschäftigt das Institut noch
ein grössere Anzahl Gärtner. Schwarze Arbeiter sind etwa 5-600 vorhanden,
die mit ihren Familien in mehreren Dörfern an den Hängen des Gebirges ange siedelt
sind.
Neben dem Studium der einheimischen Nutzpflanzen und ihrer Kulturen
hat das Institut die Aufgabe, fremdländische Kulturpflanzen einzuführen,
die Möglichkeit ihrer Kultur festzustellen und geeignetenfalls Saatmaterial
oder Stecklinge an Pflanzer oder Eingeborene abzugebeii. Daneben wird
den tierischen Schädlingen und den parasitären Krankheiten der Nutzpflanzen
und ihrer Bekämpfung eingehendes Studium zuteil.
Das Gebiet des Gartens durchziehen heute schon 52 km gut gepflegte
Wege. In dem Gelände verteilt finden sich in verschiedenen Höhenlagen
Kulturen der wichtigsten Nutzpflanzen, z. T. in grösseren Beständen. Der
Garten bietet somit reichlich Gelegenheit, die verschiedensten Kulturpflanzen
gründlichst zu studieren. Neben Kaffee und Kakao findet man dort
fast alle tropischen Obstsorten, die Gewürzpflanzen, gut entwickelte Anfor stungen
von Chinarindenbäumen, Kampfer, Teakholz und vielen anderen
Nutzhölzern. In den tiefer gelegenen Tälern der Umgebung befinden sich
Saatbeete für die Anzucht und Vermehrung. Früher gehör ten zum Garten
ferner noch Versuchsanlagen in der Steppe bei Mombo für Baumwolle und
in den höher gelegenen Gegenden West-Usambaras für europäische Anpflanzungen.
Leider hat man diese Einrichtungen aufgegeben. Die Beamten des
Gartens stehen in ständiger Fühlung mit den Pflanzern der näheren und weiteren
Umgebung. Durch den Besuch der verschiedenen Pflanzungen haben
sie Gelegenheit, die Arbeiten auf den Plantagen zu beobachten. Eine von
dem Institut herausgegebene Zeitschrift« Der Pflanzer » verfolgt den Zweck,
die Plantagenleiter über wichtige Fragen der tropischen Landwirtschaft und
die Interessen der Kolonie auf dem Laufenden zu halten.
In der Umgebung von Amani wurden dann die verschiedenen Kaffeepflanzungen
besucht. Bald nach der Besitzergreifung Deutsch-Ostafrikas
setzten auch die Versuche ein, im regenreichen Berglande Usambaras Kaffeeplantagen
anzulegen. Zwar hat man im Laufe der Zeit erfahren, dass man
die Fruchtbarkeit des dortigen Urwaldbodens überschätzt ha t te; und Pilzkrankheiten
und ein gefährlicher Bohrkäfer haben in manchen Kaffeepflanzungen
grosse Verheerungen angerichtet. Aus diesen Gründen ist die in den
ersten Jahren stetig steigende Anlage von Kaffeepflanzungen nicht nur zum
Stillstand gekommen, sondern sogar zurückgegangen. Es scheint aber, als
ob nunmehr der Kaffeebau in dem heutigen Umfange sich erhalten wird.
Die Qualitä t des Usambarakaffees ist — sachgemässe und sorgfältige Ernte
und Aufbereitung vorausgesetzt — eine sehr gute, nur sind in manchen
Gebieten die Er träge der einzelnen Bäume zu gering. Man bemüht sich
daher in vielen Pflanzungen, die Leistungsfähigkeit der Bäume durch Düngung
zu steigern und durch Halten von Rindviehherden den Dünger zu
beschaffen.
Die teilweisen Misserfolge mit dem Kaffebau haben in manchen Pflanzungen
zur Aufnahme anderer Kulturen geführt. In erster Linie ist hier der
Cearakautschukbaum, Manihot Glaziovii, zu nennen. Der baum eignet sich
besonders für die regenärmeren Gebiete. Mit der Eisenbahn von Tanga in
das Innere fährt man heute schon durch zahlreiche Kautschukpflanzungen.
Der Kautschuk ist zwar nur von mittlerer Qualität, aber man hat sich
bemüht, durch Verbesserung der Gewinnungsweise die Er träge zu steigern
und zu verbessern. An diesen Bestrebungen hat das Institut Amani sehr ve r dienstvollen
Anteil.
Ein grösserer Ausflug wurde dann in die Pflanzungen des östlichen
Usambaras gemacht. Nach zweitägigem Marsche, der fast ausschliesslich
durch junge Kautschukpflanzungen (fig. 2) führte, wurde nach Ueberschrei-
tung des Sigi die Pflanzung Segoma erreicht. Auch hier hat te man anfangs
Kaffee gebaut, aber ebenfalls mit geringem Erfolge. Heute besitzt Segoma
ausgedehnte Kakaopflanzungen, die sich durchaus befriedigend entwickeln.
Im Schatten von Kapokbäumen, die ebenfalls guten Nutzen abwerfen, gedeiht
dort eine ausgezeichnete Kakaosorte. An den Schattenbäumen wird noch als
Nebenkultur schwarzer Pfeffer gezogen. Ausserdem hat die Pflanzung gute
Bestände von Cearakautschuk und ausgedehnte Anzuchten von Kickxia sowie
Versuchspflanzungen von Hevea, Muskatnuss, Ylang-Ylang, Kardamom und
manchem anderen. Bemerkenswert für diese Pflanzung ist ferner die grosse
Sorgfalt, die man der Bewässerung gewidmet hat, und die aufmerksame
Beobachtung, die man den Krankheiten und Schädlingen zuteil werden lässt.
Ein weiterer zweitägiger Marsch b rachte die Expedition dann über Marimba,
die Pflanzung Schöller und Ngomeni nach Tanga an die Küste. In Marimba
waren neben umfangreichen Kautschukpflanzungen vor allem die Baumwoll-
kulturen bemerkenswer t. Als Zwischenpflanzung einer jungen Kapokplantage
hatte sich die Baumwolle sehr gut entwickelt und versprach, günstiges Erntewet
ter vorausgesetzt, gute und reichliche Erträge. Auf der Pflanzung Schöller
überraschten die schönen Alleen von Grevillea robusta, die nach verschie-
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