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wissenschaftliche Verein in Lüneburg, der Nordwestdeutsche Forstverein, der
Land- und Forstwirtschaftliche Provinzialverein und der Provinzial-Lehrer-
verein für Naturkunde im ganzen 1150 M. zur Erhaltung des oben e rwähnten
Hochmoors mit Zwergbirke im Kreise Ülzen bei. Der Deutsche Lehre r verein
für Naturkunde in Stut tgar t gewähr te 200 M. zur Sicherung dieses
Geländes in der Provinz Hannover. Man darf nicht daran zweifeln, dass auch
die Heimatschutzvereine, die Gebirgs-, Wald- und Wandervereine etc., wenn
sie dazu angeregt würden, ihre Kräfte und Mittel gern in den Dienst
der Naturdenkmalpflege stellen werden, wie sie es teilweise schon getan
haben.
Endlich sind auch P r i v a tp e r s o n e n für die Erhaltung von Naturdenkmälern
eingetreten. Fürst Putbus schütz te die kleine Insel Vilm mit ihrem
unwüchsigem Waldbestand zur Freude der Maler und Touristen. Fürst Stol-
berg-Wernigerode versagte die Genehmigung zum Bau einer Walpurgishalle
auf dem Brocken, um diesen Berggipfel in seiner Ursprünglichkeit zu
erhalten. Fürst Schwarzenberg in Böhmen richtete am Kubany ein Wa ldr e servat
von 115 ha ein, und wenn auch ein Teil davon durch Windbruch ver nichtet
wurde, ist doch noch ein ansehnlicher Urwald übrig geblieben. In der
Rheinprovinz, in Kreuznach, gewähr ten Privatpersonen die Geldmittel, um
ein Gelände mit ausgezeichneter Steppenflora bei Waldböckelheim durch
Ankauf zu sichern. Auch die Künstler bekunden reges Interesse für die
Naturdenkmalpflege. Ubbelohde in Gossfelden bei Marburg schloss mit der
Gemeinde einen Ver t rag ab, nach welchem er sich verpflichtete, einen jähr lichen
Beitrag für die Erhaltung schöner Pappeln zu zahlen. Franz von
Defregger erfreute sich in seiner Sommerfrische bei Dölsach in Tirol an
einem schönen Lärchenbaum und kaufte ihn, um ihn vor dem Untergang zu
retten. Karlsruher Maler bewogen die Stadt Karlsruhe in Baden zum Ankauf
der Beiertheimer Eichen, da die Gemeinde Beiertheim die Bäume abzuholzen
beabsichtigte. Deutsche Künstler in Rom erwarben den von Scheffel besungenen
Eichenhain bei Glevano und boten ihn Kaiser Wilhelm als Geschenk
an; er lehnte dasselbe für sich ab und nahm es für das Deutsche Reich an.
Bei dem sich immer mehr hebenden Wohlstand in Deutschland wird es auch
gelingen, Mäzene für die Sicherung von Naturdenkmälern zu gewinnen;
dabei müsste allmählich die Auffassung Platz greifen, dass nicht nur ein
Denkmal von Stein oder Erz, sondern auch ein schönes Stück Natur, welches
in der einen oder ändern Weise der Bevölkerung zum Geschenk gemacht
wird, wohl geeignet ist, sich dankbare Herzen zu sichern.
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Ausser in Preussen ist die Naturdenkmalpflege auch in Bayern, Sachsen
und Wür t temberg mit staatlicher Unterstützung organisiert, ebenso sind
Anfänge in anderen Bundesstaaten vorhanden. Ferner bestehen Grganisa-
tionen für Naturdenkmalpflege in Dänemark, Schweden, der Schweiz und in
weiteren Ländern (*). Darüber hinaus sollte man bedacht sein, internationale
Veranstaltungen der Naturdenkmalpf lege nutzbar zu machen. Bei der ersten
Friedenskonferenz im Haag 1899 wurde eine Resolution zu Gunsten der
Erhaltung der Wälder in Kriegszeiten angenommen. Als der Internationale
Botaniker-Kongress 1905 in Wien tagte , wurde beschlossen, bei der Regierung
von Bosnien vorstellig zu werden, in dortigen Waldungen bestimmte
Reservate einzurichten und mittlerweile ist diesem Vorschlag bereitwillig
Folge gegeben. Weiter müssten internationale Vereinbarungen getroffen
werden, um die Flora und Fauna, namentlich von herrenlosen Gebieten nach
Möglichkeit zu schützen (**).
Aus allem geht hervor, dass sich die Naturdenkmalpflege seit dem
letzten Jahrzehnt in erfreulichem Aufschwung befindet. Wenn auch der
Begriff des Naturdenkmals hier und da variiert, und wenn auch die Grganisa-
tionen der Naturdenkmalpflege in den verschiedenen Staaten und Ländern
vielfach wechseln, hält man es doch in fast allen Kulturländern jetzt für
nötig, planvolle Massnahmen zum Schutz der Naturdenkmäler zu ergreifen.
So hat sich die Idee der Naturdenkmalpf lege weit verbreitet und ist auch in
weitere Kreise der Bevölkerung gedrungen. In Zukunft sollte jeder bo ta nische
und jeder naturwissenschaftliche Kongress überhaupt es für eine
Ehrensache halten, in seiner Tagesordnung auch der Naturdenkmalpflage
eine Stelle zu gewähren.
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(*) BOCK, W. Die Na tu rd e n kma lp f l e g e . Mi t 8 T a fe ln u n d 17 T e x t a b b i ld u n g e n . S t u t tg a r t 1910.
("*) C O N W E N T Z , f f . T h e Ca re of Na tu r a l Mo n ume n t s . C amb r id g e 1909, p a g e 174.
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