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Mmrde angeordnet, dass bei Aufteilung von Gütern für Erhaltung des Landschaftsbildes
nach Möglichkeit Sorge get ragen werden möchte. Die Genera -
kommissionen richteten an die Spezialkommissare teilweise ausführliche
Zirkulare, worin diese mit der Förderung der Naturdenkmalpflege b.etraut
wurden.
ln hervorragendem Masse ist auch die Forstverwaltang beteiligt. Der
Herr Minister bemerkte bei einer Debatte im Abgeordnetenhaus, dass die
Erhal tung der landschaf tlichen Schönhei t überal l sorgfältig zu beachten und
der Rücksicht auf Gelder träge voranzustelleii sei. Von Berlin wurden an alle
Gberförstereien Fragebogen über Naturdenkmäler versandt, welche m je
zwei Exemplaren auszufertigen sind. Eins davon soll der Staatlichen Stelle
übersandt und das andere dem Aktenstück über Naturdenkmäler, welches
fortan bei jeder Gberförsterei zu führen ist, einverleibt werden. Weiter ist
das Forsteinrichtungsbureau angewiesen, bei der von Zeit zu Zeit stat tfindenden
Neubearbeitung von Forstkar ten, nach Einvernehmen mit der Sta a t lichen
Stelle, die bekannt gewordenen Naturdenkmäler einzutragen, damit die
Forstbeamten stets vor Augen haben, was an wissenschaftlichen Dingen in
ihrem Wald zu schützen’ist. Zahlreiche For stkar ten sind bereits mit solchen
Eintragungen versehen. Ferner sollen nach einem Erlass des Her rn Ministers
bemerkenswer te Bäume, ausgezeichnete Felsen, charakteristische Waldteile,
Moorflächen und im Schwinden begriffene Tierarten möglichst erhalten
b l e i b e n , l n Verbindung mit der Unterrichtsverwaltung fördert die For s tver waltung
die Herausgabe forstbotanischer Merkbücher, deren erstes für
Westpreussen im Jahre 1900 erschien; weitere sind für Pommern, Schleswig-
Holstein, Hannover herausgegeben. Ein ausgedehntes Reservat wurde in der
Gberförste rei Hombressen, Schutzbezirk Sababurg, Forstor t Kuhberg,
Distrikt 129, 13k/, 141/; und 142// eingerichtet. Dort findet sich ein lichtei
Bestand von Eiche, Rotbuche, Weissbuche, Erle, Birke, Apfel, Biriie u. a. m.
Die Eichen, welche mehr als 9 m. Stammumfang erreichen und meist hohl
sind, haben bei ihrer isolierten Lage, Wind und Wet ter ausgesetzt, sehi
malerische Formen angenommen. Ein Teil der Eichen soll nicht urwüchsig,
sondern vor etwa 200 Jahren gepflanzt sein, um Eicheln für den damals
schon vorhandenen Wildpark zu liefern. Die Rotbuchen treten stellenweise
bestandbildend auf. Da dieser Waldteil mit seinen reizvollen Baumformen
nicht nur vielfach von Touristen, sondern auch zu Studienzwecken von
Malern aus Berlin, Düsseldorf, etc. besucht wird, hat der Her r Minister diese
Fläche von 70 ha zur Erhaltung bestimmt, ln der Gberförsterei Münster,
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Westfalen, wurde Anordung getroffen, dass der alte Bestand von Eiche, Rotbuche,
Weissbuche, Esche, etc. einstweilen bewahrt bleibt, um die darauf
vorhandene, bemerkenswer te Lichenenflora, auch auf Wunsch des dortigen
Universitätslehrers für Botanik, zu schützen. In der Gberförsterei Chorin
bei Eberswalde wurde der Plagesee und das Plagefenn, im ganzen eine
Fläche von 167,5 ha, von jeder Nutzupg ausgeschlossen. Zwei Jahre hindurch
waren Geologen, Botaniker und ein Zoologe damit beschäftigt, die Natur des
Reservats zu unte rsuchen und die Ergebnisse zeigen, dass es sich um ein
Gelände von hervorragendem wissenschaftlichen Interesse handelt ; eine
umfangreiche Publikation darüber ist druckfertig. In der Gberförsterei Lindenbusch,
Wpr., wird der sogenannte Ziesbusch, d. i. ein 18,5 ha grösser
Mischwald mit reichem Eibeniinterwuchs nur plänterar tig bewirtschaftet,
wobei die darin befindlichen Eiben absolute Schonung geniessen. In der
Gberförsterei Drewenzwald, Wpr., findet sich eine kleine Moorfläche, auf
welcher 1901 ein reicher Bestand der Zwergbirke entdeckt wurde, der zu
den grössten Seltenheiten Mitte leuropas gehört. Als dieser Standort bekannt
wurde, befand sich die eine Hälfte der Moorfläche in Privatbesitz und auf
Anregung gewähr te die Forstverwaltung die Mittel, um diesen Teil durch
Ankauf und Angliederung an die Gberförsterei zu sichern. Es ist vielleicht
das erste, jedenfalls ein sehr dankenswer tes Beispiel, dass die Staatsforstver waltung
ein Gelände ankaufte, nicht um seinen Holzbestand zu nützen,
sondern um ihn als Naturdenkmal zu schützen. In der Gberförsterei Gaiileden,
Gstpreussen, wurde das 2360 ha grosse Zehlaubruch, eins der wenigen nahezu
unberührten Hochmoore als Naturdenkmal reserviert.
Verwaltung das Innern. Von Bedeutung ist der an die Regierungspräsidenten
gerichtete Erlass vom 12. Februar 1907, worin auf die Bestrebungen
der Staatlichen Naturdenkmalpflege aufmerksam gemacht und angeordnet
wird, dass die Forderungen der Denkmalpflege überhaupt nur dann zurückgestellt
werden sollen, wenn wichtigere Rücksichten auf das öffentliche Wohl
cs erheischen. Besonders die Landräte sind in der Lage, die Naturdenkmal pflege
auf dem Lande zu fördern, und haben es schon vielfach getan. Um sie
weiter dafür zu gewinnen, überwies der Kultusminister sowohl die Denkschrift
als auch die Verwaltungsberichte der Staatlichen Stelle allen Landräten
des Staatsgebiets.
Auch die Eisenbahnverwaltung kommt bisweilen in die Lage, die Erhaltung
des Landschaftsbildes und einzelner Seltenheiten der Natur zu fördern.
Auf der Linie Nut t lar -Winterberg wurde im Interesse der Erhaltung eines