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Wichtigkeit ihrer Erhaltung. Nachdem sich die Gutachten übereinstimmend
für die Notwendigkeit der Erhaltung der Naturdenkmäler und für eine s taa t liche
Grganisation der Sache ausgesprochen hatten, wurde Verfasser mit der
Ausführung einer umfassenden Denkschrift über den Gegenstand betraut. Er
überreichte dem Kultusminister 1904 diese Denkschrift (*), welche darauf
veröffentlicht und weit verbreitet wurde.
Fig. 1. — Kartierung von Naturdenkmälern.
Picea excelsa an der Grenze der Verbreitung.
Nach dieser Schrift wird unter Naturdenkmal etwa folgendes
verstanden : ein ursprünglicher, d. h. ein von kulturellen Einflüssen völlig oder
nahezu unberühr t gebliebener, lebloser oder belebter charakteristischer
Naturkörper im Gelände, bezw. ein ursprünglicher charakteristischer Landschafts
oder Lebenszustand in der Natur, von hervor ragendem allgemeinen
oder heimatlichen, wissenschaftlichen oder ästhetischen Interesse. Je nach
den örtlichen Verhältnissen ist der Begriff des Naturdenkmals variabel. Beispielsweise
kann es Vorkommen, dass eine sonst häufige Pflanze in einem
bestimmten Gebiet nur an einer einzigen Stelle wächst und hier ein Na tur denkmal
ist. Weiter konnte man in den Vereinigten Staaten von Nordamerika
Reservate, welche Tausende von Quadrat kilometern umfassen,
einrichtern, während es in Deutschland nicht möglich ist. Einmal fehlt es hier
an einem solchen Areal, das reich an Naturdenkmälern und noch wenig
berührt ist, überdies kann man hier aus wirtschaftlichen Gründen so grosse
Flächen nicht jeder Nutzung entziehen. Im übrigen ist es viel wichtiger, an
möglichst zahlreichen Stellen durch das ganze Land kleinere Reservate der
verschiedensten Art zu schaf fen: hier ein Altwasser oder einen verlandenden
See, dort eine Flusswiese, ein kleines Moor oder eine Heidefläche ; hier eine
politische Formation, dort eine Strandflora u. a. m.
ln jener Schrift sind auch die hauptsächlichsten Aufgaben der Na tur denkmalpflege
bezeichnet: Inventa risierung und Kartierung, Sicherung im
Gelände und Veröffentlichung. Sodann werden Vorschläge zur Grganisation
gemacht, welche inzwischen nahezu verwirklicht sind. Das Parlament bewilligte
für 1906 die ersten Mittel zur Förderung der Naturdenkmalpflege in
Preussen und das Kultusministerium richtete zugleich die Staatliche Stelle für
Naturdenkmalpflege ein. Dieser neuen Anstalt, welche in den Räumen des
alten Botanischen Museums in Berlin ihren Sitz hat, fallen besonders folgende
Aufgaben zu: Ermittelung,Er forschung und dauernde Beabachtung der
Naturdenkmäle r, die Erwägung der zu deren Erhaltung geeigneten Massnahmen
und die Anregung der Beteiligten zum Schutz gefährdeter Na tu r denkmäler.
Alljährlich wird dem Her rn Minister ein Verwaltungsbericht
erstat tet ; bisher sind vier solcher Berichte erschienen (*).
Zur Unterstützung der Staatlichen Stelle wurden in allen Provinzen,
meist unte r Vorsitz der Gberpräsidenten, besondere Komitees für Na tur denkmalpflege
gebildet. Ferner entstanden auch Bezirks-, Kreis- und weitere
Komitees, mit den Regierungspräsidenten, Landräten oder Bürgermeistern an
der Spitze. Auf diese Weise bestehen zur Zeit etwa 30 Komitees, von denen
jedes einen Fachmann zur Seite hat. Diese Komitees stellen nicht etwa
Vereine dar, bei denen von den Mitgliedern regelmässige Beiträge erhoben
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(*) C O N W E N T Z , H. Die G e f ä h r d u n g d e r N a tu r d e n km ä l e r u n d Vo r s c h lä g e zu ihrer E rh a l tu n g .
Den k s ch r i f t dem H e r rn Min is te r de r g e i s tl ichen, Un te r r ic h t s - u n d Me d iz in a l -An g e le g e n h e i te n ü be r re ich t.
III, Auf lage. Berlin 1905.
(*) C O N W E N T Z , H. Be it r äg e zur N a tu r d e n km a lp f l e g e . 1. Band. Mi t 36 T e x t a b b i ld u n g e n u n d 1
Tafel. Berlin 1910.
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