D. Microdactylinae i Seriema’s.
„ D o r M cD s ch k e n n t w a h r h a f t n u r d a s , w a a o r h a t w e r d e n s e h n . “
K a u p a c h s T a s s o .
Schienbein grossentheils nackt.— Immer noch wie alle Tauhenvögel, Nesthocker, welcher
2 Eier legt uml dessen Junge als junge Tauben erscheinen. Sie haben noch dicke, plumpe
Schnäbel und k u r z e Beine und bleiben im Neste bocken, bis sie flügge sind. — So wie in
der ganzen Natnr das relativ Höhere aus dem relativ Niedern hervorgeht, so zeigt auch
derSeriema wie er aus dem Zustande der dritten Cohorto dor Hühnervögel, also den Tauben,
unter den er aji die rcnelopinen sich anschliessend, gehört nnd die ganze Cohorto beendet,
vom Typus des Taubcnvogels, zu der Bedeutung des Laufvogels dor vierten Cohorte sich
hinanbildet. Betrachten wir die perpcndiculäre Steigerung im Systeme dnroli die Endglieder
der Cohorten, so durchläuft er die Fulicariae und Gminae und vermittelt sie als drittes
Glied mit den Struthioninne. — In der einzig zeitgemässen Anschauung des Evolutions-
und Repräscntativ-Systems, sind die S e r i e m a ’s also die Vertreter derCamiscliis, Kraniche
und Strausse, am Ende der Tauben, so wie die Wallnister am Anfänge derselben, die Vertre
ter der Wasserhühner gewesen. Alle, von den Wallnistern bis zu den Seriema’s , sind
Nesthocker, also alle sind Tauben, und hier befinden wir uns am Ausgange aller ihroi- Tyiien.
Hieraus wird klar, wie der Scriema die verschiedensten Eigenschaften jener Glieder in sich
vereinigen kann, wie Niemand überzeugender gelehrt hat, als IIonuM. H i 'r rm e i 8 t e i i in seiner
trefflichen Monographie: „Beiträge zur Naturgeschichte des S e r iem a . Halle 1854.“ Auf
diesem Wege begreift man auch wie man vor willkührlieh täuschenden Zusammenstellungen
nach übei-flächlich beachteten habituellen Beziehungen, z. B. einer Vereinigung mit Gy-
p o g e r a n u s in e i n e Gruppe, sich zu schützen vermag vgl. B u r r m e i s t e r a. a. 0 . und Syst.
Uebers. III. 401 oben, aus eigner Beobachtung.
* C i X . m i c r o d a c t y l u s E t . Geoffr. S t. Hil *) 1808 Ann. Mus. XIII. 362
— 370. (Qariama) Renn. Syst. t. XXIV. Schnabel trappenilhnlich, Schneiden sehr seicht
zweimal geschwungen, ganzrandig. Nasenlocli noch unter der Stirn, schief, wenig geöffnete
Spalte. Stirn mit Duncnbüschel, ein kleiner, vorwärts gerichteter auf der Naseugrube, Halsrücken
weich haarfederig gemahnt. Bauch- und Steissfedern duneiiartig weich, wie bei den
Pcnclo])inen. P'lügel liühnerartig, Schwingen stum})flich und stufig, erste Schwinge sehr kurz,
7—8 längste, Schwanz laug, gesteigert abgerundet . . . auch wie bei einigen Oi*talida. Die
Aussenfedern an der Spitzenbälfte heller gefärbt. Schienbein g r o s s e n t h e i l s n a c k t wie
bei Kranichen, vorn ebenso wie Lauf und Zehen mit breiter Schuppenreihe, Ferse und Hinterseite
netzhäutig. Zehen sehr kurz, äussere wenig länger als innere, hintere sehr verkürzt,
hölicr eingclenkt. Nägel mässig znsammengedrüekt und gekrümmt, spitzig. — Zunge halb
so lang als Obersclinabel, flach, glatt, ganzrandig, Ilornspitze, eine g la tte , dünne, etwas abgerundete
Platte.
* 8 8 5 . m . c r iN t a t i iH (Palamedea cristata L in n . S. Nat. 1. 2 5 2 . 2 . L a t i i . Ilist. of.
Birds IX. pl. 1 4 2 . Ind. oni. II. 6G0. 2 .) Renn.**) t. 2 7 4 . ic. 1 5 2 6 — 2 7 . Schnabel geht aus
gelbroth fjiing) in höheres roth über. Zügel graulich flcischfarb., Augenring nackt, bläulich,
wie bei Penelope, Iris hell schwefelgelb, im Alter blasser. Gefieder mit feinen wcisscn Zick-
zackbiiidchen auf hellbraunem Grunde gewellt. An Kopf, Hals und Bnist lassen sie die
Schaftgegeiul unberührt und verfliessen etwas vom Schaft entfernt in eine dunkelbraune vor
demselben jederseits herablaufendc Linie, die Schaftstreifen sind auf den langen F'edern lang,
weiss und schmal, indessen werden sie bauchwärts bis zu den Beinen breiter, bis zu 3'".
llintorbauch und Steiss ist einfarbig hellaschgrau, bei Weibclien und Jungen etwas isabell
* ) E s ( ü c b l k o in o n G r u n d d i e s e n K am e n f a l l e n z u l a s s e n . nuitRMsiSTKH z e i g t , d n s s d e r ä l t e s t e g e d n i c k ln
N am e C n r i a m a P i s o i Marcor., J o iin .st., W il i-uhb., R ay u n d G ray f a ls c li i s t u n d b e h ä lt ih n s e lb s t n ic h t . D i c
h o l o p h u s Ji,Lio. i s t e r s t v o n 1811, L o p h o r h y n c h u s V ib il l . v o n IS lf i. D n g o g o n M i c r o d a c t y l u s F itz
A m p J iib . v o n 1813. W i r b o h a l to n a ls o d e n N am e n d e s e r s t e n g u t e n M o n o g r n p h o n d o r G a t tu n g .
* * ) B u r m o i s l o r c i t i r t » w a r M ic r . c r i s t a tu s G b o v fh . h a t m a n a b e r , w ie e s g e s c h e h e n m u s s , d io W e r k e
d io m a n c i ti r t , v o r lto g e n , s o f in d e t m a n a . a . D . n u r M. M a r g r a v i i .
überlaufen. Kopf- und Nackenfedern wie bei den Penelopinen lang zugespitzt Der lockere
Büschel auf der Stirn und vor den Nasenlöchern ist in zwei Theile gctheilt — daher Di-
cholophus—die Federn schmal, bis über 2" lang, Schaft schwarz, schief, von oben gesehen bemerkt
man, dass er wie gegliedert eingedrückt ist, seitlieli stehen die Fasern, nur die untern 3—4‘"
lang und federartig, folgende sclieinhar (olme Vergrösserung) borstig und abnehmend, hell-
liraun ehcnfalls mit weissen Bündchen, nur etwa an den letzten B'" der Schaftlüngc ganz
schwarz wie der Scliaft seihst. Mähnoiifedern lang, weich und fein gespitzt. lieber den
.\ugeii am Augenhüldenrandc eine Keilic schwarzer Borsten. Die Flügel von unten gesehen
hieton einen üherrasclicnden Anblick. Der Höcker auf dem Bug ist wie i.ei allen Penelo-
pincn deutlich, dio kleinen Dockfederchen am Bug und Vordorrande l)is an den Ursprung
der Scliwingcn, wie die Oherfederchon gclhgrauhriiunlie.il, weis.slicli gebändert und gesprenkelt,
die grösseren Deckfedcrn alier (an die der Tringa und Totanus crinnei-nd) sehw.ar/. und weiss
quergeliandert (niclit wie hei dcu Falken am Schaft iiiiterwürts in Spitzen an.slaiifeiid) Büiider
4 — 0 bald abwechselnd, liald über den Scliaft durehgeliend, so breit als die Biiiider der
(iriiiidfarbe. Schwingen stufig zunehmend, 8 0 längste und lireitcste, wälirend die ersten
schmäler ziilaufen, von dersellicii Farbe, die ü —8 weis.sen Bänder aber nur auf der Iniicn-
fiihnc und hraun gesiireiikclt, das letztere wird immer kleiner und kürzer, hei den letzten
Schwingen nur noch die Spitze umsälimeiid. Scliwanz erdhräiiiiiicli in der Mitte, nur Basis
nnd Spitzenhälftc wcisslich. Beide Mittelfedeni einfarliig erilhrmiii, wie hei Ortalida. Die
langen Beine lackroth, das nackte Sehicnheiii zeigt mir 10, der Lauf 2li grosse Scliiippeii
vorn. — I c h m e s s e : 30}", Schiialielfirste 2", -spalte 2" 7'", Hölie 9"', Mundbreitc 1" 7'",
Fittig 11" 10"', Schwanz 11", nacktes Scliicnlicin 2" I0‘". Lauf B" Mitlelzeli 1 "8 '", N.
8'", Aussenzeh 1" 5"', N. 7J'", Iiiiieiizch 8}", N. 7J"', Hiiiterzeli 4'", N. 4"', Spaiiiihinit
zwisclien Mittel- und Iimeiizeli in ihrer Mitte 4J"', zwisclien Mittclzeh und Aussenzeli 6"'.
von den beiden Spaiinhäuten verläuft beiderseits ein sclimales Säumclien an den Zehen bis
zu den Nägeln. Prinz M a x . N.W. gieht noch die Flügelhreite auf 1' 8" 9"' an. — Wurde
im Jahre 1648 durcli M a b c g r . und Piso Hist, remm nat. Br.as. V. 203. unter dem Namen
„ Q a r i a m a “ hekaiint, auch J o i ih s t o n , W i l i ,u « i i i i v , R a y und Bitissoii liehielteil denselben
bei. LraniiE und I . a t h a m kailiiteii den Vogel nicht aus eigenerAiischauiing. D ’ A z a u a führt
ihn unter dem Namen ,,Sariä“ den ihm die Guaraiia’s gehen in seinen Apiiiitiimieiitos auf.
Die erste gute Abliildung und Beschreibung verdanken wir K t . (íéorKiiov S t . llii.. a. a. ().
unter dem angeführten Namen M i c r o d a c ty lu s M a r c g r a v i i . I i .i .io k r hatte hei der damals
so schwierigen und langsamen Verbreitung französischer, überhaupt ausläiidisclier
Werke in Deutschland, hiervon keine Keiintiiiss und nannte denselben Vogel in seinem pro-
dromus im ,T. 1811; D i c h o lo p h u s c r i s t a t u s . Unter diesem Namen ist er in mehrere
andere. Werke übergegangen, z. B. T e m .\i i >io k pl. col. 267. M a i . N .-W . Beylräge IV. 670.
lind Beitrag z. Naturgesch d. Sariama oder Soriama: Nova Acta Ac. Caes. Leop, Carol. p.
341, XII. II. t. XLV. Kopf und Abbild, z . Natiirg. Bras. Liefr. IV. Als C a r inm a s a n r o -
p h a g a ViEii.1.. erschien er in der Galerie d. Dis. II. 148. pl. 259. Andere Aliliildungen
finden sich Dict. sc. nat. pl. 92. Giiérin iconngi-, I. pl. 61. Scliinz 1 .111 u. a. Vorzilglicliste
Beiträge zu seiner Lcbcnsgcschic.hte und Anatomie lieferten Pr. M a x . N.-W. und B i u r m e i s t e r
in s. Systcmat. Uebcrsieht d. Tliicre Bras. 18.66 — 6. 400 — 2. und vorzüglieh in seinen
Beiträgen z. Naturgesell, d. Seriema mit 2 Tafeln, von den die erste das Skelet und dessen
Theile, die zweite die weichen Theile durcli schöne Figuren erläutert die jed er, wer sicli
dafür interessirt selbst nachsehen muss. Beide Schriftsteller stimmen in ihren Beriditeii
über seine Iicbeiisweise überein.
Sein Ruf kreischt oder pfeift (wie hei den Pciieiopiiieii), also in mit geringen Modili-
cationeii schnell wiederholten Lauten. Ich habe schon öfter erwäliiit, dass jeder Vogel
durch seine Stimme eigentlicli am besten uns seihst sagt, mit wem er verwandt ist. — Ein
angeschossenes Exemplar sass am zweiten Tage hei B u r rm e ist er am Boden, die giiiizen
Läufe bis zur Ferse aufgelegt, also allein von den Unterschenkeln getragen, wobei der Rumpf
den Boden nicht herülirte, sondern frei über deiiiselben schwebte. Ebenso setzen sich aiicli
unsere Casuare und Eiiiii’s hier im zoologisclieii Garten und ehcnsii sitzen Kraniche li. ii,
Hallen. Die Nahrung des S c r iem ii mischt sich aus Pflaiizeii- und Tliierstoffeii. Seine
Ilauptiialirung scheinen wie hei den Peuelopiiieii, Früchte zu sein, ,,v i e l e t l e i s e l i i g e