den niedem See- und Flussscltildkröten der Fall sein kann, a Der
Unterkiefer, welcher an seiner oberen Fläche zwei gezälinelle Hornkanten
und eine dazwischen befindliche' Rinne zeigt; der Oberkiefer ;
ist ähnlich gestaltet, aber über dein Unterkiefer so hervorstehend,
dass die beiden scharfen Kanten des letzteren an-der innern Seite
der vorstehenden Kanten des Oberkiefers vorbeigleiten. b b Die
beiden grossen Unterkieferspeicheldrüsen; sie bestellen aus vielen
sehr*weiten und tiefen Drüsenschläuchen, welche gegen die Zunge
hin allmälig immer feiner werden und hier wohl den Unterzungendrüsen
höherer Thiere entsprechen. Beide grosse Drüsen sind vom
durch das schmale Zungenbändchen voneinandergeschieden, c Die
herzförmige, in der Mitte mit einer Rinne bezeichnete, Zunge. Sie
ist auf ihrem ganzen Rücken mit sehr vielen weichen Geschmackwärzchen
bedeckt, welche aus schmalen und langen, an ihreh Rändern
fein eingekerbten Blättchen oder braten Fäden bestehen, d
Der Kehlkopf e c Der weite, an Schleimdrüsen sehr reiche Rachen.
Fig. VII.
stellt in natürlicher Grösse ein Stück des obern Theiles der Speiseröhre
von einer sehr grossen S e e s ch ild k rö te , Chelonia viridis, s. escu-
lenla, vor und .ist bestimmt, die den Seeschildkröten eigenthümliche,.
an die Rachen- und Schlundzähne niederer Thiere, sowie an die
Fleischanhänge im Schlunde einiger Haifische und Getaceen erinnernde
Einrichtung der Speiseröhre zu zeigen. Diese ist nämlich auf ihrer
ganzen innern Fläche mit vielen grössern und kleinem Spitzen besetzt,'
die einwärts und abwärts gerichtet und wohl bestimmt sind,
theils die Speiseröhre zu beschützen, theils den Rücktritt der Nahrung
zu verhindern. Sie bestehen aus den beiden innern Häuten der
Speiserölire und einem festen Epithelium, welches nach den Spitzen
zu viel dicker wird und diese hornartig iihd stachelig macht; in dem
obern Theile des Schlundes stehen sie am dichtesten und sind dort
auch am längsten und steifesten; gegen den Magen zu werden sie
nllmälig seltener, kleiner, weicher und minder zugespitzt; die einzelnen
Arten scheinen sie nicht wesentlich verschieden zu haben, wohl
aber sind sie in der Jugend ‘verhältnissmässig grösser; im Leben sind
sie einer deutlichen Turgescenz und Aufrichtung fähig *).
Fig. vrn.
Der Speisekanal einer fliegenden Eidechse; Vraco viridis,
in natürlicher Grösse und Lage; er wurde gewählt, um in einer
Abbildung ein Beispiel von geringer Spaltung der Zunge, von kropfartigem
Anhänge der Speiseröhre und von einem Blinddärme zu geben.
a Die weiche, sammetartige, nur an der Spitze eingekerbte
. Zunge, welche, wie bei der Mehrzahl der Eidechsen; den Raum,
den der Unterkiefer bildet, schon mehr als in den vorigen Ordnungen
ausfullt. ¿D e r Kehlkopf, von welchem aus die Luftröhre in einem
links gewandten Bogen um die Mündung des Kehlsackes herum nach
hinten läuft c Die eben genannte ovale Oefihung, die in den Kehl-
sack d führt, der noch mit den allgemeinen Decken überzogen gezeichnet
ist; alle Häute des Rachens dringen durch die OcfFnung in
den Sack hinein, dehnen sich mit diesem seitlich und besonders nach
vom und hinten aus und kleiden den ganzen, einer bedeutenden Erweiterung
und muskulösen Verengerung fähigen Kehlanhang innerlich
aus. Es ist interessant, dass unter allen Amphibien gerade die fliegenden
oder doch flatternden Eidechsen eine Bildung zeigen, welche
mit dem Kropfe der Vögel viele Aehnlichkeit hat; und wie das häufige
Vorkommen von Ameisen und ändern kleinen Insekten in dem
Sacke beweist, gewiss eine ähnliche Funktion liat e die ziemlich
enge, inwendig mit Längsfalten versehene Speiseröhre, j" der ganz
*) Dies habe ich in London hei vielen Schildkröten, die in meiner Gegenwart
geschlachtet wurden, beobachtet; — den Unterschied, den
M eck e l (vergl. Anatomie Th. IV. S. 379) in Ansehung dieser Spitzen
von Chelonia Mydaa und imbrícala angicbt, halte ich nach meinen
Beobachtungen nicht für beständig, sondern in grösserer und geringerer
Turgescenz derselben und in Altcrsverscliiedenheiten der Thiere
begründet; der Schlund einer erwachsenen Carelta, der mir noch heute
vorliegt:, zeigt sich in Bezug auf diese Spitzen weder von dem der
escalenta noch von dem der Cophalo verschieden.
1 senkrecht stehende, nur wenige innere Falten .zeigende Magen; er
| ist durch eine • ringförmige Klappe deutlich vom Darmkanale abge-
| gränzt. g g der ziemlich kurze Dünndarm.: h der. nach hinten um-
V gebogene Blinddarm, i der Dickdarm, h die eine quere Spalte
j darstellende Oeffnung der Cloake. .
Fig. ix:
Der Kopf des gemeinen Chamäleon, Chamaeleo. carbia-
tus, in natürlicher Grösse und so dargestellt, als wenn das Thier
eine Fliege haschen wollte und die Zunge in dieser Absicht schon
halb ausgestreckt habe. Bau und Bewegung dieses Organes sind ganz
eigenthümlich; es liegt nämlich dasselbe, im Zustande der Ruhe, in der
geschlossenen Mund- und Rachenhöhle zusammengefaltet, und gleicht
dann in seinem vorderen Theile einer Zunge, wie sie in benachbarten
Familien der Saurier vorkommt; nur ist sie tingespalten, beträchtlich
dicker, höher und oben gewölbter und erfüllt dann die tiefe Höhle
des Gaumen ganz und gar; sie hat in diesem Zustande bei dein lebenden
Thiere nicht wenig Aehnlichkeit mit der dicken fleischigen
Zunge der Papageien. Gewahrt nun das Chamäleon ein ihm zuSa-v
gendes Insekt, so betrachtet es dasselbe lange mit unverwandtem .
Blicke und grösser Lüsternheit, schleicht sich vorsichtig näher, öffnet
den Mund und streckt die Zunge hervor. Letzteres und das Fangen
der Beute geschieht aber nicht wie bei den Schlangen und anderen
Eidechsen durch eine Art raschen Leckens,, mit Umbiegung.der,Zungenspitzen
und dadurch geschehender Ergreifung der Beute; sondern
die Zunge wird anfangs wenig und langsam vörgestreckt, schwillt
dann sichtlich an, zumal an ihrem vorderen Ende, wird steif und.
gerade, an der weichen und mit klebrigem Schleime augefeuchteten
i Zungenspitze abgeplattet und trichterförmig eingezogen und so plötz—
i lieh und rasch, gleich einer Lanze, auf das Insekt zugestossen; die-- '
i ses klebt nun theils an, theils wird es von den sich zusammenzie-
i henden Rändern der trichterförmigen Grube und der sich etwas auf- .
i wärtsbiegenden Spitze der Zunge gefasst und so mit der rasch zu-
i rückgezogenen Zunge in den Mund gebracht. Diese Ausstreckung
l der Zunge, welche ich oft bis zur Länge eines halben Fusses ge-
I schellen sah, erfolgt theils durch Muskelwirkung, theils durch Tur-
> gescenz fast wie in dem männlichen Gliede. Die ungemein lange
• Zunge ist nämlich durchaus holil und mit einer derben fibrösen Haut
I ausgekleidet; in dieser Höhle liegt das lose bei einem ausgewach—
* senen Thiere wohl anderthalb Zoll: lange, cylindrische vordere Ende,
j des Zungenbeines, umgeben mit einer, viel Flüssigkeit enthalten-,
1 den, Bursa mucosa vaginalis, wodurch es leicht in der Zunge
| hinuntergleiten kann. Will das Thier nun die Zunge vorstrecken,
so verkürzt es die starken vorn Kinne zum hintern Ende des Zungenbeines
verlaufenden Muskeln und verengert gleiclizeitig die aus ringr.
förmigen Mu&kelfasern bestehende bis dahin schlaffe und um, den--
Stiel des Zungenbeines dicht zusammengefaltete Zungenwurzel, und
streckt diese somit, —r eine Falte nach der ändern ausglättend, bedeutend
nach vorn. Das Anschwellen und Steifwerden des vorderen
Theiles der Zunge scheint zum Tlieil dadurch bewirkt zu werden,
dass die in der langen Bursa muc'osa befindliche reiclüiche Flüssigkeit
durch die Verengerung der eine Fleischscheide bildenden
ringförmigen Muskelfasern der langen Zungenwurzel nach vorn gedrängt
w'ird und so die Spitze der Zunge fast in der Art ausdehnt
und erigirt, wie es die Pedicelli der Seesterne werden. Das Meiste
aber zur Anschwellung und Eisteifung der Zunge scheint auf
ähnliche Weise, wie beim männlichen Gliede, zu geschehen, d. h.
durch Blutanhäufung vermittelt zu werden. Es verläuft nämlich,
wie ich an einem von mir glücklich injicirten Exemplare sehe, auf
jeder Seite der Zunge eine verhältnissmässig starke Arterie, um sich
i in dem aufscliwellbaren vorderen Theile dieses Organes zu verästeln,
i und sich allmälig in zahlreiche Venengeflechte umzubilden, welche
i sich in dem laxen Zellgewebe zwischen der innern fibrösen Haut der
i. hohlen Zunge, und den umgebenden Muskelschichten vorfinden;
| auch sieht man beidem lebenden Thiere die Zunge in dem Maasse,
i wie sie anschwillt, von dem sich ansammelndem Blute dunkler wer-
i den. a Die, den vorderen langen Fortsatz des Zungenbeines ent-
| haltende, noch sanft gefaltete Zungenwurzel, welche aus der.tief in
der Mundhöhle sichtbaren Oeffnung ihrer Scheide hervortritt, b das j
vordere, dickere uud erigirbare Ende der Zunge, c d 'e f der obere \
scharf abgesonderte; der Zunge anderer Eidechsen - entsprechende j
Tlieil derselben; ihr hinterer Tlieil (c) *) zeigt zwar viele Poren <
von Schleimdrüsen, ist aber fast noch derber tind ärmer, an Ge- (
sclimackwärzchen als der vordere Theil (d e f ) , welcher- eine Menge (
querer aus Geschmackwärzchen bestehender Falten trägt, zwischen j
welchen Reihen von sehr zahlreichen Drüsenöfihungen stehen. Die- j
ses vordere und obere Ende kann durch eigne, in der Höhle der j
Zunge gelegene und an ihrer innern fibrösen Auskleidung angehef- s
tete, Muskelbündel nach innen gezogen und in eine trichterförmige s
mit hervorquellendem Schleime befeuchtete Grube (e), welche oben j
von einem wulstigen Rande (d), unten aber von der hier noch nicht J
ganz verkürzten Zungenspitze ( f ) begränzt wird, verwandelt werden, J
Fig. X. '
Der Kopf, Schlund und Magen des Yacare, Crocodilus >
sclerops, um ein Dritttheil verkleinert und von der Seite dargestellt, |
doch so, dass der Magen von links nach rechts etwas umgedreht j
ist. Es wurde diese Figur zum Schlüsse gewählt, indem die hier 5
zuerst gelingende Scheidung, der Mund- und der Rachenhöhle, so wie i
die grössere Länge des Schlundes und die deutliche Vogelähnlich- 5
keit des Magens einen Uebergang zu der folgenden Thierklasse bil- S
den. a Die beiden Nasenlöcher; von ihnen laufen die langen Na- i
sengänge durch den ganzen Oberkiefer und endigen sich, wie bei )
den Säugethieren, erst .hinter dem Gaumensegel, b die Ohrklappe, j
welche das Trommelfell bedeckt, c die flache, aller eigenihümlichen )
Beweglichkeit entbehrende und mit vielen Drüsenöffnungen versehene
dreieckige Zunge; — sie ist mit einem dicken, warzigen, gelben Hom-
überzuge bekleidet, und hinten scharf abgeschnitten und in eine weichere
Haut übergehend, welche sich beim Oeffncn des Mundes zu
einer queren, fest an das Gaumensegel sich anlegenden Falte erhebt.,
d Das Gaumensegel; es ist, obgleich in der Mitte tief ausgeschnitten,
doch so lang, dass es mit der eben angeführten hinter der Zunge gelegenen
Hautfalte die Mund - und Rachenhöhle völlig von einander ab-
gränzt, und beim Erhaschen der Beute, das Eindringen des Wassers in
die Luft- und Speiseröhre verhindert, e der lange fleischige, innerlich
stark gefaltete und einer grossen Erweiterung faltige Schlund, f f h h i g
Der Magen, so aulgehoben und umgedreht, dass man seine untere
oder Bauch-Seite sieht; er ist deutlicher als in den übrigen Amphibien,
von der Speiseröhre abgesetzt und länglich rund, so aber, dass,
sein grösster Durchmesser fast in der Quere liegt; — seine Fleischhaut
ist ungemein dick, zumal in der Mitte des obem und des untern
Randes (bei h 7t), und die Muskelfasern gehen wie bei den Vögeln
von einer, scheibenartigen hellen Sehne (i) aus, die sich in der
Mitte sowohl der Bauch- als der Rückenfläche des Magens zeigt
Die innere Haut ist dick und derb, doch noch ziemlich w'eich und
drüsenreich und in viele geschlängelte unregelmässige Falten gelegt;
in ihrer Höhle fanden sich die hornigen Ueberbleibsel grösser Was7
serkäfer. g der zweite oder kleinere Magen, welcher an der Bauchseite
und nahe an dem obern Rande des grossen Magens mit einer
engen Oeffnung entspringt, dünnwandiger als der grosse Magen ist,
einige Längsfalten, und bei dem Uebergange in den Darm eine
ringförmige starke Pförtnerklappe zeigt, t Der Anfang des. Darmes.
v D. Otto.
S e c h s t e T a f e 1.
Die Klasse der V ö g e l lässt in den Formen ihrer Verdauungsorgane, von welchen hier einige merkwürdige
Beispiele zur Erläuterung kommen, eine deutliche Verwandtschaft mit der Klasse der Lurche keines-
weges verkennen. Die Aehnlichkeit, welche namentlich bei dem ganz jungen Vogel durch: den weiten trichterförmigen
Eingang des Dauungskanales mit dem Eingänge der Batrachicr gegeben ist, erläutert Fig. I— III
bei Motacillä.- Ferner die. merkwürdige Gleichförmigkeit des ganzen Dauungskanales und unbedeutende Entr
Wicklung des Magens, welche L u n d bei Euphorie entdeckte, zeigt Fig.'IVp-^VT. Ausgezeichnet ist ferner,“
wie in den Vögeln, welche durch.hohen Stand der Respiration und Muskelkraft im Allgemeinen ausgezeichnet
sind, dieses auch auf Entwicklung der Muskelkraft im Darmkanal Einfluss hat, eine Entwicklung, welche
insbesondre in dem' eigentlichen Magen' auch ICörnermagen genannt, sich erkennen lässt. Schon-bei
schwächern Wänden ist die starke rotatorische Belegung desselben merkwürdig und sie wird durch Fig.
VH—IX bei Cuculus erläutert. Fig. X I—XIII giebt dann das Beispiel aus der den Säugethieren näher gestellten
Familie der straussenartigen Vögel (bei Rhea giisea) , . wo.: vorzüglich der Drüsenäpparat am Magen
sehr dem einiger Säugethiere (z. B. des Bibers) nahe kommt. Während Fig. XIV—XIV den Verdauungsapparat
aus der niedrigsten Familie der Vögel (Schwimmvögel) darstellt (bei Prodellaria) , wo die starke hör-*
nige Bewaffnung des Körnermagens sehr an die Bewaffnung der Magen mancher Mollusken erinnert.
E r k lä r u n g d e r e in ze ln en Figuren.
Fig. I.
• Ein noch nicht flügges Junges vom Rothschwänzchen (Mo-
tacilla phoenicurus. L.); Der ganze Dauungskanal ist fteigelegt und
der Körper nur im Umrisse angedeutet, a Die weite trichterförmige
Milndulig des .aufgesperrten Schnabels, b Spalte der hintern Nasenlöcher.
c Zungenspitze, d Zungenbein, e Luftröhre und deren
I magen. i Pförtner, m 1: Der in eine längliche Schlinge zusammen-
| gebogene, das Pankreas (m) zwischen sich haltende Zwölffingerdarm.
) n Dünndarm, gröbere Darmstoffe enthaltend, bei o aufgeschnitten,
I um die wellenförmigen zarten Darmfalten zu zeigen, p Dickdarm
) mit den beiden Blinddärmen, r Die geöffnete Cloake. s Bursa
\ Fabricii. t Rest des Dotters, durch den Ductus vitelli dem Darme
unterer Kelilkopf, f Schlund, g Drüsicliter Vormagen, h Körner- I verbunden.
*) J. H o u s to n , on the Structure and Mechanism of tongue of the Chameleon in the Edinburgh new pltilos. Journal, copd. by R. Jameson. April —
Octoh. 1829. S. 161. besclireibt mit Unrecht diesen Theü der Zunge als eine eigene Schleimdrüse.
IV. . 4 j