Vergleich zur gesammien Körpermasse eine sehr starke Ausbildung,
und es drückt sich dieses aus durch besonders kräftige Entwickelung
der Secundarwirbel des Schädels, womit die Verkümmerung
seiner Rippenbögen in genauem Verhältniss steht. Das Schädelgewölbe
wird desshalb hier im hohen Grade, fast menschenähnlich
entwickelt, und insbesondre ist die starke Entwickelung des Mittelhauptes
und das Zurückweichen des Hinterhauptes charakteristisch.
Die Vergleichung dieser Kopfbildung mit der des Delphins gibt
desshalb zu manniclifaltigen Betrachtungen Anlass.
Fig. xn.
A n sich t vom In n e rn der S c h ä d e lh ö h le bei der
gemeinen M eerk atz e (Cercopithecus cynomolgus), die immer
noch so bedeutende Verschiedenheit von der Eintheilung des Innern
des menschlichen Schädels anschaulich zu machen. Namentlich die
nicht genügsame Entwickelung des Vorderhauptwirbels, im 'Vergleich
des stark entwickelten Hinterhauptwirbels, unterscheidet liier
wie dessgleichen im Orang-Utang die Thierform von der menschlichen
hinreichend.
Fig. XIII.
Schädelgewölbe von Innen, von demselben Schädel.
Fig. XIV.
Wie überhaupt die krankhaften, namentlich die ursprünglichen
Missbildungen über die Bedeutung der Organe mannichfaltigen Aufschluss
geben können, so sind auch insbesondre die pathologischen
Skeletformen für Erkenntniss der Bedeutung der Ur-Theile des Knochengerüstes
höchst merkwürdig. Es beschliesse desshalb diese
S Reihe von normalen Tliierschädeln, das B e isp ie l eines mon-
( strö sen S ch a fs ch äd e ls von einer Doppelmissgeburt. Wie man
t nun bei Doppelmissgeburten bemerkt, dass die beiden Rückenwirbel-
( säulen,' wenn sie überhaupt in gewissen Stellen Eins sind, an sehr ver-
S schiedenen Stellen sich anfangen zu theilen, bald in der Brust-, bald
S in der Bauch-, bald erst in der Halsgegend: so findet sich im vor-
4 liegenden Falle eine Theilung der Wirbelsäulen, welche vom Mit-
| telhaupte anhebt. Die Frage übrigens, ob hier ursprünglich zwei
) Individuen gegeben sind, welche sich zu Einem verbinden, oder
> ein Individuum, welches sich in Zwei theilt, lassen wir dabei vor
| der Hand unentschieden und beachten bloss das merkwürdige Fac-
\ tum, wie hier die Kopfwirbelsäule bei ihrem Uebergange in den
J Rumpf, rieh fast anf ähnliche Weise spaltet, wie eine Gliedmassen-
J Wirbelsäule, z. B. vom einfachen Oberarm zu den getheilten Unter-
\ armknochen. Der Vorderhauptwirbel, und ins besondre der parallele
5 Tertiarwirbel desselben, ist demnach noch ganz einfach. Im Mitteli
hauptwirbel, und namentlich dessen Wirbelkörper, wird schon ein
) Breiterwerden sichtbar, und von demselben entwickelt sich ein un-
? paariges Knochenstück II6*, in welchem man eine Andeutung ge-
J geben sieht der Grundplatten dieses Wirbels, welche bei völliger
\ Theilung desselben sich nach einwärts ausbilden mussten. Der Ohrt
wirbel ist nun schon doppelt geworden, jedoch erscheinen noch die
^ beiden nach einwärts gekehrten Hälften desselben 116*, aufs äus-
/ serste zusammengedrängt und verkümmert, da hingegen die nach
S aussen gekehrten Hälften, wie 1 "6a , nebst ihren Rippen lg -, voll-
( kommen entwickelt sind. Der Hinterhauptwirbel endlich, ist nun
)
S
schon ganz doppelt, und sowohl Grundplatten als Deckplatten, als
unterer paralleler Tertiarwirbel sind nach beiden Richtungen hin
S völlig ausgebildet.
Ss
T a f e l IX.
Gegenwärtige letzte Tafel hat zum Zweck, die Entwickelung paariger Gliedmassen des Nervenskcletes
so weit sie am Rumpfe zur Ausbildung kommen, in einer Reihe von Beispielen anschaulich zu machen, -3jj
Im Allgemeinen ist über die Entwickelung dieser Gebilde Folgendes zu bemerken.
1.) Wie die Gliedmassen der Artikulaten von den Ringen (Urwirbeln) des Hautskeletes excentrisch
ausstrahlen: so die paarigen Gliedmassen der Hirnthiere von gewissen Ringen (Urwirbeln) des Nervenskeletes,
d. i. von Schulter- oder Beckenknochengürteln.
2. Wie die Urform aller äussern Bewegungswerkzeuge oder Gliedmassen bei den Artikulaten in der
Form der Athmungswerkzeuge oder der. Kiemenbildung gegeben ist: so erscheinen auch die ersten Rudimente
der Gliedmassen des Rumpfes in den Hirnthieren, in einer Kiemenblatt ähnlichen Gestalt, d. i. als
Flossen, und die höchste ausgedehnteste Entwickelung derselben, steigert sich zu der des Flügels.
3. Wie tun Nervenskelet der Urwirbel der Umschliessung der vegetativen Eingeweide, der Secundarwirbel
der Umschliessung der sensibeln Centralgebilde vorzüglich bestimmt ist: so ist der, in der Form
des Doppelkegels gebildete Tertiarwirbel, das knöcherne Grundgebilde der ausstrahlenden Glieder.
4. Säulen solcher doppelkegeligen Wirbel bald ungetheilt, bald mehrfach getheilt, verlaufend, bilden
also das wesentliche Skelet der Rumpfglieder in den Hirnthieren, und wir unterscheiden in diesen Gliedern,
wenn sie sich, ihrer Länge nach, in mehrere Abtheilungen sondern, zuhöchsl immer nur folgende drei
Gegenden.
1. O b e r g lie d . (Oberarm- oder Oberschenkelknochen.)
2. U n te rg lied . (Vorderarm- oder Unterschehkelknochen.)
3. E n d g lied . (Hand- oder Fuss- oder Flügelknochen,)
Welche letztere dann, die allgemeine dreifache Theilung wiederholen können, als:
a. Wurzelglieder (Hand - oder Fusswurzelknochen) können sich ihrer Länge nach abermals in zwei
bis drei Glieder sondern.
b. Mittelglied (Mittelhand- oder Mittelfussknochen).
c. Eigentliche Endglieder oder Fingerglieder (Phalangen der Zehen oder Finger), können sich ihrer
Länge nach zu einer letzten Vervielfältigung entwickeln, wiederholen jedoch, durch ihre Sonderung
meistens nur die ursprüngliche Dreizahl als:
a. erste 1
ß. zweite [ Phalanx,
y. dritte )
5. Ausser diesen Theilungen durch dreimal wiederholte Dreizähl der Länge nach, findet sich aber
auch in diesen Gliedmassenwirbelsäulen eine Neigung zur Theilung derselben, der Breite nach, und zwar
steht diese Theilung in der Breite in einem gewissen und antagonistischen Verhältnisse zur Theilung der Länge.
Wir finden desshalb da, wo die Theilung der Länge nach nicht entwickelt ist, ein um'so zahlreicheres Zerfallen
der Breite nach, (z. B. in den Flossen), und umgekehrt, wenn die Theilung der Länge nach in
Ober-, Unter- und Endglied vollständig hervortritt, wird die Theilung- in die Breite immer enger -und in gewisse
einfachere, gesetzmässigere Zahlenverhältnisse beschränkt. Die Normallheilung in dieser Beziehung ist,
für den höhern Typus der Gliederbildung folgender:
O b e r g lie d immer einfach,
U n t e r g lie d in zwei getheilt,
inneres (Radius öder Tibia), äusseres (Ulna oder Fibula) ,
E n d g lied in zwei und drei getheilt;
innere drei Endglieder- Wirbelsäulen auf äussere zwei Endglieder- Wirbelsäulen auf das
das innere Unterglied bezüglich. äussere Unterglied bezüglich.
Sie zerfallen alle Mal in Wurzel-, Mittel- und Fingerglieder.
Mitunter bilden sich übrigens in den Gelenkverbindungen dieser Wirbelsäulen abermals Ivnochenpunkte, welche
Zwischenglieder (Kniescheiben, Sesambeine und dergleichen) darstellen.
6. Das Gesetz in der Hervorbildung der Gliedmassen ist übrigens durchaus, dass stets das Endglied,
die Spitze der Gliedmasse zuerst erscheint,' es kann daher wohl Glieder geben, die bloss aus Endgliedern
bestehen, (wie die meisten Flossen) allein niemals werden Gliedmassen gefunden, welche etwa bloss aus
Unterglied beständen.
Von den Kopfgliedmassen (Kiemendeckel und Ohrknorpel, Unterkiefer, Sclieitelflossen u. s. w.) gelten
übrigens im Wesentlichen immer ähnliche Gesetze, wie von den Rumpfgliedmassen, doch ist ihre Bildung
(nie mehrere auf vorigen Tafeln gegebene Beispiele zeigen) immer weniger extensiv, und mehr zusam-
- mengedrängt und verfeinert.
E r k l a r u n g d e r e in z e I nen Fi g u r e n .
Fig. I bis V. |
Sind zur Darstellung der ersten Form paariger Gliedmassen, j
als Flossen, d. i. als blosse Endglieder, oder höchstens Unter- und j
Endglieder bestimmt. <
Flg. L
T.inlfp. Hälfte vom Schultergürtelknochen mit Brustflosse, vom |
Seeteufel (Lophius piscatorias). — Vom Urwirbel des Schultergürtels
zeigt sich hier nur oberes Stemalstück a (Scapula) , verwachsen
mit , unterm Stemalstück ß (Clavicula), welches letztere schon
in vorderes (ß) und hinteres (ß>) (Olaücula vera et spurid) zerfallen
zu wollen scheint, y ist das Rudiment vom Rückentheile des
Urwirbels, vom Beckenknochengürtel (dessen Bildung sich bei allen
Knochenfischen ursprünglich auch auf das Hinterhaupt bezieht).
6, 6, Z w e ig e th c ilte s Unterglied der Brustgliedmasse, c, in vier und
zwanzig Strahlen, oder eigentlich, genauer Untersucht (wie sich
Fig. V. deutlicher ¡zeigen wird) Wirbelsäulen getheiltes Endglied.
Fig. U.
Beckenknochengürtel mit, Beckenflosse von demselben Fische.
a oberer, verwachsen mit ß, unterem Stemaltlieil (Os ileum und os
iscliii), welche an ihrer Vereinigung nicht eine Gclenkgrube (ace-
tabulum) bilden, wie entsteht, .wo ein Oberschenkel sich entwickelt,
sondern einen Gelenkhöcker 8- j l l c unmittelbar aus dem
Urwirbel hervorgehendes, sechsfach getheiltes Endglied. (Mehr über
die Bedeutung der Zahlenverhältnisse der Flossenstrahlen s. in meinem
Werke über die Ur-Theile des Knochen- und Schalengerüstes.)
Fig. HI.
Schulterknochen mit Brustflosse und Fig. IV. Beckenknochen
mit Beckenflosse von der Seekröte (Lophius histrio). Bezeichnung
wie Fig. I und II. Die Vergleichung von Fig. IV mit H veranlasst
zu interessanten Betrachtungen, indem es sich recht einfach darstellt,
wie die Natur aus denselben Elementen bloss darch Abänderung
der Verhältnisse höchst verschiedene Formen hervorbringt.
So ist Fig. H. der Theil a stark entwickelt und ß und 8 sind klein,
da hingegen Fig. IV eine enorme Vergrösserung des Gelenkhöckers
H.
8, und dafür antagonistisch Zusammenziehung v
nen lässt.
t und ß erken-
Ein Theil vo
vata). Die Art, 1
Fig. V,
i der Brustflosse eines Nagelrochen (Raja cla-
rie hier die Säulen tertiärer doppelkegeliger Wirbel
in sehr vermehrter Zahl, das Endglied einer Brustgliedmasse
darstellen, ist ganz geeignet, den ursprünglichen Typus aller Solcher
Ausstrahlungen des Nervenskelets und das Gleichstehen derselben
mit den Wirbelkörpem des Rückgraths deutlich1 zu machen,
' es kaum möglich ist, ihn einfacher und mit grösserer, so zu sagen,
geometrischer Reinheit darzustellen. Bei c ist auch-noch die
Theilung der Wirbel des Endgliedes angegeben. Uebrigens gehen
diese Strahlen sämmtlich aus einfachem Wurzelgliedem 6 hervor.
Fig. VI.
Beispiel niedrigster Gliedmassenbildung in den Lurchen. Linker
Beckenknochen und linke Beckengliedmasse von einer Riesenschlange
(Boa scytalc) nach M ayer (über die hintere Extremität
der Ophidien Act. Nat. Curios. T. XU. p. II.). Herr Prof. M ayer
hält diesen Knochen für Analogon von Tibia mit einigen Zehen;
da indess hier eine, gleich den Beckengliedern der Fische, höchst
verkümmerte Gliederbildung erscheint, da der längere Knochcn-
theil sich bei Anguis ganz deutlich an die Querfortsätze der Kreuzwirbel
ansetzt, auch deutliches Analogon des dort vorkommenden
Rudimentes vom Schulterblutt ist, und immer in den Wänden der
Rumpfhöhle liegt, nie äusscrlich (als Unterschied einer Gliedmasse)
hervortritt, auch überhaupt eine Gliedmasse ohne alle Andeutung
des Urwirbels, aus dem sie hervorkeimt, nirgends-vorkommt: so
muss man diesen Knochen a richtiger (wie die Vergleichung mit
Fig. II. leicht zeigen kann) als Oberes Stemalstück des Becken-TJr-
wirbels (d. i. als Darmbein) betrachten. Unteres Sternälstück fehlt.
Das Endglied c Ist (gleich der Beckenflosse) unmittelbar dem Darm-
bein angefügt und theilt sich in drei Strahlen, von welchen der
mittlere mit einem abgesonderten Nagelgliede * verseilen ist.
Fig. VH.
Beispiel von vollkommner Gliederbildung ii den Lurchen, wo