E i n 1 e i t u n g.
A n einem‘lebendigen Individuum beobaclilen wir. eines. Theils, dass e sd sich s .e lb s tfe in e g ew is s e
Z e i t h in d u r ch f o r tb ild e n d e r h ä l t , und zwar dadurch, dass es sowohl istätig sich zerstört, als stätig sich
wieder neu bildet; ändern Theils gewahren wir daran, und zwar bald mehr, bald weniger deutlich eritr-.
wicköft, das Bestreben, seine Art, d. i. die Form s e in e s , b e s o n d e r n D a s e y n s zu erhalten, ?8n' Zweck,
welcher nur erreicht werden kann, indem das Individuum %ch vervielfältigt. Durch diese Vervielfältigung
erst wird es' möglich, dass, wenn das Einzelwesen trotz des Bestrebens zur Selbsterhaltung; endlich doch
unterliegt, die Art desselben fortzuleben und sich weiter’ zu' bilden, iin Stande ist. Eine sölche Vervief-
fälthmhg, ein solches Wiederholen seiner selbst, schliesst ’ sich unmittelbar an das sich selbst? Fortbilden,
welches im anderen Sinne auch ein Wiederholen seiner selbst ist. Im Letztem geschieht nur die Wiederholung
zugleich und ohne dass sich das Wiederholte als ein Ganzes vom Frühergebildeten absondere, im
Erstem geschieht das Wiederholen nur auf einzehien bestimmten Stellen und so, dass das Wiederholte sich
späterhin absondert. So wie eine Stelie- des Organismus ausschliesslich dazu bestimmt wird, der Wiederholung
und Absonderung der g a n z e n Bildung zu dienen, so ist der Begriff d e s F o r tp f 1 a n zu n g s ö r g a n s
(d; i. des Organs für knospen-artiges Hervörwachsen neuer Individuen) gegeben. Zeigt sich ferner, .dass in
eiiier solchen Stelle? der Gegensatz eines den Stoff zur Fortbildung darbietenden, und eines jenen Stoff zur
• Fortbildung anregenden,, gegeben werde, so entsteht der Begriff d er G e s c h l e c h t s o r g a n e , welcher/demnach
allemal eine, meistens an zwei Organismen sich-verteilende Dupücität und Differenz voraussetzt, während
das Fortpflanzungsorgan nur den Begriff, der Einheit und Indifferenz enthalten kann. • Selten ist es,, dass
sicK der. Organismus vervielfältigt , nicht, nur ohne besondre Geschlechtsorgane^ sondern auch ohne Fortpflanzungsorgane,
nämlich durch blosse T h e ilu n g . Wir .beobachten diess nur airf den niedrigsten Stufen-der
.'Organisation, nämlich in den Protorganismen lind wenigen Oozoen und Anneliden. Eben so ist die blösSe
Fortpflanzung ohne Geschlechtsorgan nur den niedrigen Organismen eigen.
Die Aufgabe des gegenwärtigen'Heftes ist, die v e r s c h i e d e n e B ild u n g d e f G e s c h l e c h t s o r g a n e
in der Reihe "tliierischer Geschöpfe zu erläutern. : (Von der Art der Vervielfältigung durch blosse Fortpflan-
•zun^sorgane hat das dritte Heft auf 'erster Tafel an der Fortpflanzung des Volvox und der. Hydra t bereits
• B eispiele dargestellt.)
Der Begriff der Geschlechtsorgane liegt im.Gegensatz eines Organes, welches den Bildungsstoff des
neuen Organismus darbietet, und eines ändern Organes, welches die Substanz hervorbringt, wodurch
.jener Bildungsstoff zur wirklichen Bildung angeregt wird. Wir nennen das erstere Organ das weibliche
und das wesentlich weibliche Organ ist der E ie r s t o c k , das andre Organ das männliche, und seine
wesertllichstc Gestaltung ist der Hod e. Die den wesentlichen Bildungsstoff im erstereh darstellende Substanz
ist d ie 'E if lü s s ig k e it , die den wesentlich-zur Bildung anregenden Stoff darstellende Substanz des letzteren
ist d as S p e rm a , d ie S am e n f lü s s ig k e i t .
W ir beobachten aber schon an freien nicht in organische Gebilde eingeschlössenen Flüssigkeiten, dass,
wenn sie ihre Qualität? ändern, d. i. sich metamorphosiren, sie sich auch innerlich immer auf irgend eine
Weise* zu or^anisiren bestrebt sind, als wdriiber das Studium der Gährungsprpcessc und dfer während'derr*
selben sich entwickelnden mikroskopischen. Bildungen die merkwürdigsten Aufschlüsse gewährt hat. — Was
schön von solchen selbstständig sich fortbildenden (gälirenden) Flüssigkeiten gilt, gilt noch mehr von den
innerhalb der Gebilde sich entwickelnden, und so wird es ^denn auch von den innerhalb .des, Organismus,
aus. dessen allgemeinen Säften hervortretenden höheren besonderen Flüssigkeiten, nämlich der Eiflüssigkeit und
der SamenflüssMceit gelten« Hiernach sehen wir denn in beiden Flüssigkeiten innere Organisationen sich
gestalten, in der erslereh^ßläschenbildimgen, K e im b lä s c h e n , in d ^ anderen Epizoenbildungen, S p e r -
m a iö z o e n ; erstere mehr dem Typus dert Kugel’, letztere mehr dem Typus der Linie nachgebildet.
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