bei jedoch durch Länge der Endglied-Wirbelsäulen, so wie durch
die Progression in der Zahl ihrer Glieder, immer noch die Aelrn-
lichkeit mit der Flossenbildung (wo gleichfalls die Länge der Strahlen,
von innen nach aussen zunimmt) bemerkt wird. Es ist dargestellt
der rechte Hinlerfuss vom Agama ([Agama marmorala), je -,
doch nur Endglied, und ein Theil vom Untergliede. b‘ .Tibia,
b Fibula, c" Wurzel-, cf Mittel-, c Fingerglieder des Endgliedes.
Die gesctzmässige Fiinfzahl in der Tlieiluug des Endgliedes ist bereits
sichtbar, vom innern Finger (2) der grossen Zehe nehmen die
Glieder an Wirbelzahl zu.
Fig. VIII bis X.
Geben Beispiele von Entwickelung der Beckengliedmassen,
Fig. XI und XII. der Brustgliedmassen der Vögel. Hier findet sich
nun überall die Gliedmasse in allen ihren wesentlichen Theilen, als
Oberglied, Unterglied und Endglied entwickelt; und wenn hier ein
Theil verkümmert: so ist es (im vollkommensten Gegensätze zu den
Fischen) mehr das Endglied.
Fig. VIII.
Rechtes Beckenglied vom Pinguin (Aptenodytes demersa). a
Oberglied (Femur), x Zwischenglied (Patella), b inneres Unterglied
(Tibia), c Endglied. Am Vogelfuss theilt sich das Endglied
nur in Mittelglieder und Fingerglieder, und die Wurzelglieder (welche
auch im Menschen durch ilire späte Verknöcherung einen spätem
Ursprung zeigen) felilen noch. Dass übrigens wirklich das in-:
nere einfache Mittelglied cf, als solches, und nicht als Wurzelglied
anzusehen sei, zeigt sich besonders im Pinguin, indem es hier ziemlich
deutlich in drei Tertiarwirbel oder Gliederknochen getheilt ist.
Die Fingerglieder theilen sich in vier Wirbelsäulen und sehr bestimmt
zeigt sich wieder von innen nach aussen die Zunahme der
Wirbel- oder Gliederzahl: 2, 3, 4, 5 , wie bei den Lurchen und
aus demselben Grunde.
Fig. IX.
Rechtes Beckenglied vom amerikanischen Straus (Khea ame-
ricana). Beispiel grösserer Ausdehnung der Gliederknochen, namentlich
des Mittelgliedes im Endgliede. a Oberglied, b' inneres .
Unterglied, b äusseres Unterglied, in einer besondern Rolle * mit
dem Obergliede articulirend und mit innerjn Untergliede verwachsen,
c1 Mittelglied des Endgliedes, c dreigetheilte Fingerwirbelsäulen
des Endgliedes wieder in regelmässiger Progression der Wirbel:
2, 3, 4.
Fig. X.
Rechtes Beckenglied des rothfüssigen Stelzenläufers (Himan-
topus rujipes) als Beispiel höherer Ausdehnung dieser Gliedmasse,
wie sie keiner ändern Gattung oder Klasse in höherem Grade vorkommt
und als entgegengesetztes Extrem zu der verkümmerten
. Darstellung eines blossen Endgliedes in Fischen (z. B. Fig. IV. c)
betrachtet werden kann. Bezifferung, wie in der vorigen Figur.
Fig. XL
Rechtes Brustglied des amerikanischen Strauses (Rhea ameri-
cana). Die Brustgliedmasse der Vögel ist zum Flügel (dem höchsten
Gegensatz der Flosse) entwickelt Diese Entwickelung ist bald
mehr, bald weniger vollkommen. Von der Entwickelung des vollkommenen
Flügels hat man schon in dem ersten Hefte dieser Erläuterungstafeln
einige deutliche Darstellungen gefunden, und es
sind desshalb hier einige Beispiele unvollkommner Flügelentwickelung
gewählt —r In der Regel zeichnet sich der Vogelflügel alle
Mal durch starke Entwickelung des Obergliedes und antagonistisch
verkümmernde Entwickelung des Endgliedes aus. -— In diesem
Strausenflügel ist a Oberglied (Humerus), b' inneres Unterglied
(Radius), b äusseres (Ulna), c" die beiden Wurzelglieder, c' das
einfache, jedoch (fast wie cf Fig. VIII.) eine Theilung in drei anzeigende
Mittelglied, 2', 2, 1. Die drei kurzen, wenig entwickelten
Fingerwirbelsäulen des innem Fingers (oder Daumens), zweiten
(Zeigefingers) und dritten (Mittelfingers). Die den übrigen Fingern
fast gleichkommende Länge des Daumens ist als Uobergang in die
Bildung der Hand bei Säugethieren bemerkenswerth.
Fig. XII.
Brustgliedmasse nebst ihren Urwirbelbögen aus dem Pinguin
(Aptenodytes demersa). Der Flügel wird hier durch die Abplattung
seiner Knochen und Verwachsung der Finger, fast wieder
flosseuartig. * **, zwei Zwischenglieder, eine Art von bewegli-
chem Olecranon oder Patella bildend, c" der vorstehende schup-
penförmige Wurzelknochen. Der Daumen felilt. o Clavicula vera
s. Furcula, p Os corac'oideum (die-untern Stemaltheile des Schultergürtels),
q Scapula (oberer Stemaltheil), r Schultersternum, s Seitenhälfte
vom Rippensternum, t Stemalrippenrudiment, das Brustbein
abwärts vergrössemd. Uebrige Ziffern, wie in den vorigen
Figuren.
Fig. XIII bis XV.
Gibt Beispiele der noch vogelähnlichen Entwickelung der Beckengliedmassen,
Fig. XVI bis XXI. der verschiedenartigen, zum
Theil auch vogelähnlichen Entwickelung der Brustgliedmassen in
Säugethieren.
Fig. xni.
Stellt das rechte Beckenglied vom Känguru (Halmaturus gi-
gantcus) dar, und zwar zur Vergleichung neben das des Strauses.
'. Fig. XIV.
Zeigt das Endglied desselben grösser und von der Seite. Einfaches
Oberglied a, inneres und äusseres Unterglied b' b, verhalten
sich bis auf stärkere und freiere Entwickelung .des äussern Untergliedes
ziemlich wie im Vogel. Am Endgliede zeigen sich dagegen
zuvörderst die im Vogel noch nicht entwickelten Wurzelglieder
cf', besonders das Fersenbein * deutlich ausgebildet. Die Mittelglieder
c' sind sehr ungimeli entwickelt, das mittelste c'2 gleicht
noch durch Breite und Länge dem einfachen Mittelgliede der Vögel,
das äusserste 0*1 ist ihm ähnlich, das innerste c'3 sehr verkümmert.
In den Fiugergliedern hat die Progression der Wirbelzahl,
welche wir an Lurchen und Vögeln fanden, nicht mehr Statt,
alle vier Finger haben drei Glieder, nur dass die beiden innersten
Fingerwirbelsäulen höchst verkümmert sind.
Fig. XV.
Linkes Beckenglied der Springmaus (Dipus sagitta). Hier
zeigt sich noch stärkere Vogelähnlichkeit durch völlige Verwachsung
des äussern Untergliedes mit dem innem, durch einfaches Mittelglied
für die drei Fingerwirbelsäulen und Verkümmerung der Wur- •
zelglieder, mit Ausnahme des Fersenbeins, a Oberglied, a* Zwischenglied
(Patella), b‘ inneres, & Rudiment vom äussern Unterglied.
— c“ Wurzelglied (* Fersenbein mit einem Stück verknöcherter
Achillessehne **); cf einfaches Mittelglied, c 'I innerstes
Mittelglied, c Fingerglieder des Endgliedes.
Fig. XVI.
Rechtes Brustglied vom Rcnnthier (Cervus tarandus), als Beispiel
einer Entwickelung dieser Gliedmasse, welche der vogelartig
entwickelten Gestalt des Beckengliedes nahe kommt, und zwar durch
Verkümmerung des.äussern Untcrgliedes, Einfachheit und Länge
des Mittelgliedes und Verkümmerung der Fingerglieder des Endgliedes.
a Oberglied (Humerus), b' inneres Untcrglied (Radius),
cf' Wurzelglieder, cf 2 mittleres einfaches Mittelglied, c 'I äusseres,
c'3 inneres verkümmertes Mittelglied, c die vier dreitheiligen Fingerwirbelsäulen,
deren äusserste und innerste merklich verkümmert.
Fig. XVII.
Endglied desselben. Fusses von der Seite und etwas grösser
gezeichnet.
Fig. XVIII.
Rechte Brustgliedmasse vom Känguru (Halmaturus gigan-
teus), als Beispiel vollkommnerer, der höchsten Thierklasse eigenthümliclien
Entwickelung dieser Gliedmasse. Die Theilung erfolgt
liier ganz nach dem in den allgemeinen Betrachtungen gegebenen
Schema, a Oberglied (Humerus), an welchem liier eine, sonst besonders
den Katzen eigene Oeffnung (*) zum Durchgänge von Ge-
fass- und Nervenstämmen sich findet. Die Bildung dieser Oeffnung
ist merkwürdig, weil sie das einzige mir bekannte Beispiel darstellt,
wo an den Tertiarwirbeln einer Gliedmasse, die sonst immer
allein die Gliederknochen bilden, die Andeutung eines Secundar-
wirbels zur Umfassung nerviger Gebilde erscheint. Man muss dann
einen solchen Gliederknochen einem Rückenwirbel vergleichen, an
welchem der Bogen klein und schmal, der doppelkegelige Körper
ungemein lang und stark ist. b‘ inneres, b äusseres Unterglied (Radius
und Ulna), c" Wurzelglieder, c' Mittelglieder, c Fingerglie-
dqr des Endgliedes, q Scapula.
. Fig. XIX.
S dene Fingerbeuger im Maulwurf (Heft I. Taf. VII. fig. 6.). c" Wur-
v zelglieder (Mittelglieder sind ganz obliterirt), c Endglieder, 1 inne-
i res einfaches, 2 zweites, Andeutung von zwei Fingern enthaltend,
) 3 drittes, abennals Andeutung von zwei Fingern enthaltend, 4 sichelförmiger
Linke Brustgliedmasse des Goldwurfs (Chrysochloris capen- (
sis), als Beispiel einer besondern Verkümmerung des Endgliedes, ?
durch geringere Zahl, grössere Stärke und Kürze der Endglieder >
ausgezeichnet, und die Bewegung dieser Glieder beim Wühlen in >
der Erde eben so unterstützend, wie die bald zu betrachtende Aus- (
delinung und Verdünnung der Endgliedknochen in den Flatterthie- \
ren die Bewegung in der Luft, a Oberglied (Humerus) mit star- (
ken Muskelfortsätzen, b' inneres Unterglied (Radius), b äusseres ;
Unterglied (Ulna), b" ein dritter Knochen des Untergliedes, wel- V
eher jedoch nur als eine verknöcherte Sehne, oder vielmehr ganz (
verknöcherter Muskel (flexorcarpi vlnaris) anzusehen ist, welcher i
eben so vom Erbsenbein, wie das Knochenstück Fig. XV ** vom ?
Fersenbein (diess ist aber überhaupt Analogon des Erbsenbeins) aus- ;
geht und liier auf eben die Weise zur Verstärkung und Befesti- >
gung der Beugung beitragen muss, wie der ganz sehnig gewor- S
Knochen (wie beim Maulwurf), eigentlich Andeutung
eines sechsten Fingers an der • Ulnarseite. u erste Rippe, s Rippensternum
, t Scapula, v Clavicula.
Flg. XX.
Dieselbe Gliedmasse von der Seite, a, ,b‘, ft, ft";' cf - 3, 4 wie in
der vorigen Fig. c"* Erbsenbein.
Fig. XXI.
Rechte Brustgliedmasse des Vampyr (Pieropus vulgaris), als
Beispiel stärkster Ausdehnung dieser Gliedmasse, im vollkommensten
Gegensatz zu der noch ganz verkümmerten Darbildung derselben
im Fisch (vergl. Fig. III oder V.jßfflj Es ist hier für die Brustgliedmasse
ein Achnliclies, ja Höheres erreicht, als für die Beckengliedmasse
im Himantopus Fig. X. Ja es ist merkwürdig, wie
.die Wiederholung des Vogelflügels im Säugethier, als in einer hö-
hern Klasse, wirklich auch in höherer Potenz geschieht, welches
durch die hier so vollkommne Ausstrahlung der Fingerwirbelsäulen
(die bei dem Vogel verkümmern), dargethan wird. Nur in einer
Hinsicht führt die enorme Entwickelung des Endgliedes, im Vergleich
zum Vogelflügel, einen niedem Typus herbei, und dieser
zeigt sich im Obliteriren des äussern Untergliedes (der Ulna). —
Betrachtet man endlich im Vergleich zu allen diesen Formen eine
menschliche Gliedm asse, so ist es höchst merkwürdig, wie
diese Form sich in einer schönen Mitte erhält, welche von solchen
extravaganten Bildungen eben so weit, als von den verkümmerten
entfernt ist.