reits unmittelbar nach den beschlossenen wesentlichen Metamorphosen ein, in ändern dauert fortschreitendes
Wachsthum wahrend einer gewissen Zeit des Lehens an, in noch ändern dauert es das ganze Leben
hindurch fort.
Anmerkung. Sehr merkwürdig sind die Retardationen oder gar das völlige Innehalten, welches bald durch äussere Einwirkungen
herbeigeführt, bald durch innere Verhältnisse bedingt, mitunter in dem Entwicklungsgänge einzelner Organismen wahrgenommen
wird. — Baliin gehören namentlich viele Erscheinungen in dem Entwicklungsgänge der Kerfe, so das Verharren in einem und
demselben Larvenzustande, der Winterschlaf mancher Raupen u. s. w. Manches Innehalten dieser Art ist indess auch nur scheinbar,
so z. B. die äussere Erstarrung der Schmetterlingspuppe, während welcher innerlich die ganze Entwicklung des vollkomm-
nen Kerfs erfolgt
30) Das Hervorgehen einer Mannigfaltigkeit aus der Einheit, welches wir bisher hauptsächlich in
Absicht auf Form betrachtet -haben, besteht während der organischen Metamorphose eines Individuum
eben so in Beziehung auf den S to ff oder die M isch u n g , und sobald überhaupt in der Chemie die Idee
einer wahrhaft genetischen Behandlung erst wirklich ins Leben getreten seyn wird, so werden auch bei der
Geschichte einer Thierentwicklung im E i, die höchst merkwürdigen Metamorphosen von der Substanz des
Eiweisses zu den so mannigfaltigen Mischungsverhältnissen von Blut, Knochen, Nerven, Galle u. s. w. mit
ihren verschiedenen Metalloiden, Salzen, brennlichen Substanzen u. s. w. die lehrreichste Stufenfolge darbieten.
So weit denn die Erwägung derjenigen Sätze, welche, wenn man die Entwicklungsgeschichte der
Thiere im Ganzen betrachtet, sich als allgemein gültig abstrahiren lassen! — Die folgenden neun Tafeln
mit ihren besondern Erklärungen sind nun bestimmt, die Entwicklung verschiedener Organismen im Einzelnen
anschaulich zu machen, und so die mannigfaltigsten Beispiele zu gegenwärtigen allgemeinen Betrachtungen
zu liefern. — Die Anordnung dieser Tafeln ist dergestalt getroffen, dass die erste Tafel der Entwicklungsgeschichte
der Eithiere, die zweite Tafel der der Bauchthiere, die dritte der der Brustthiere und
die vierte bis neunte der der Kopfthiere bestimmt sind. — Die Anordnung der letztem sechs Tafeln theilt
sich wieder dergestalt, dass die drei ersteren Tafeln der allmähligen Ausbildung der Kopf-Geschlechtsthiere,
eine Tafel der der Kopf-Bauchthiere, eine Tafel der der Kopf-BrusttÄiere, und eine Tafel der der Kopf-
Kopf-thiere' bestimmt werden konnten; und somit empfehlen wir denn nun alle diese Darstellungen dem geneigten
Leser zu aufmerksamer Betrachtung.
F. r k 1 ä r u n g
d e, r
K u p %. r t a f - "er* ' 1 n.
E r s t e ,,T a f o L
Sie ist bestimmt, Beispiele’ einiger Entwicklungsweisen in derjenigen Thierklasse zu geben, deren Glie-
der man weg™ ihrer noch minder entwickelten eigenümmlichen Substanz .verschiedener Gebilde, so wie we-
gen ihrer Kleinheit, nnd weil in ihnen sich gleichsam die ersten Keime |ies Thierreichs darstelien, am besten
mit dem Namen der Eithiere bezeichnet. Von einigen Gattungen in-grösserer Ausführlichkeit smd diese
Beispiele gewählt, weil diese Thiere nach früheren Annahmen häufig in ihrem fertigen Zustand«! ol*.nn-
mittelbare Produkte einer Generatio aequivoca betrachtet wurden; eine Meinung, welche nach des sc ar
sichtigen E h r e n b e r g ’s *) vieljährigen Beobachtungen nicht einmal für die niedersten Ordnungen dieser
Eithiere, welche man gewöhnlich unter dem Namen Mer Infusorien zusanjmenfasst, als zulässig ersehemt.
Er sagt in dieser Beziehung: „Nie»sah ich bei lsjghriger angestrengter Beobachtung das plötzliche Entstehen
eines ausgebildet™ Infusoriums ans ‘Schleim oder Manzenzelien, wohl aber unzählige Male das Gebären
der Eier und das Ausschlüpfen der Jungen aus den grössem von diesen. Auf splche Erfahrungen
gestützt bin ich der Meinung,'31® diese Thiere durch
aus Eiern entstehen. Ob nun die freien Eier nur zum TheU das Produkt des Gebärens, zum T h e il aber
d a s ^ r o d u k t e in e r G e n e r a tio p r im i t iu a s in d , i s t n g o h n ic h t r e if zu r Ents«;h,eidung.“ Dass
man desshalb jedoch nicht alle Erzeugung auf Entstehung aus Eiern reduciren dürfe, indem unter verschiedenen
Bedingungen neue Individuen auch ™tweder durch Theilung (gewaltsame oder natürliche), oder durch
Sprossenbildung hervortreten können, musste ebenfalls zur Anschauung,gebracht werden, nnd auch dieses
findet sich auf gegenwärtige!? Tafel geleistet.
E r k lä r u n g d e r
e in z e ln e n F ig u ren .
Fig. I—IX. S
Enthält Resultate eigner Beobachtung über Entwicklung einer j
Polypenart, welche in einer ihr sehr nahe stehenden Form von B ö - i
sei**) unter dem Namen des keulenförmigen Afterpolypen beschrie- ?
ben und abgebildet wurde, von Oken***) unter dem Namen Lap- )
pel, und von Schweigger ****) mit Bezugnahme auf Oken und S
Rösel unter dem Namen Lacinularia socialis beschrieben worden \
m __ Da indess die liier abgebildete Art von Rösels Lac. socia- |
lis sich wesentlich unterscheidet, (namentlich dadurch, dass L. so- |
dalis mehrere Eier enthält, deren hier immer nur eins gesehen \
wird,) so habe ich diese, welche auf Steinen in der Elbe während ]
dés Monat August in Menge gefunden wird, Lacinularia ßuviati- j
Hs genannt. — Die Betrachtung der einzelnen Figuren wird über >
Bau, Eierbildung und Fötalzustand alsbald einen Ueberblick ver- V
statten. ' V
■ Fig- IDrei
Gruppen dieser Polypen auf einem Steine aufsitzend, in
natürlicher Grösse.
Fig. n.
Ein einzelner Büschel eines solchen Polypenhaufens in massiger
Vergrössernng. Man bemerkt, wie die einzelnen Polypenkörper
mit ihren Stielen sich in einer schleimigen Basis vereinigen.
Die Stiele sind wie bei den Vorticellen contraktil und beugen sich
spiralförmig, obwohl nicht so regelmässig als bei jenen. Oben
schwillt der Körper an, enthält die Eingeweide, d. i. Schlund, Magen,
Darm und Eierstock, und endigt sich in die einziehbare breitere
gelappte Mündung, welche mit dem Elmbrienkranze besetzt
eine wirbelnde (d. i. respirirende) Bewegung im Wasser erregt,
welche dann die Täuschung, als ob eih laufendes Rad gesehen
»).. L. 0. E h r U c r s --------- « M « mi Seogr.phisches VerhUtnti. der IefMio™Oderelien. Berit» IW . f t *
**) Insectcnbelustigungen Bd. III. S. 585.
***) Lchrb. d. Naturgesch. Zoologie Bd. I. S. 49. |
**+*) Handbuch d. Naturgesch. d. skelettlosen ungegliederten Thiere S. 408.