für mechanische Verkleinerung durch Zermalmung und Kauung vereinigen. Beiderlei Organe müssen sich,
angemessen ilirer Bedeutung, sonach wesentlicham Eingänge des\ Verdauungskanales entwickeln, und, ist
überhaupt ein Kopftheil desselben ausgebildet, so müssen sie diesem namentlich anheim fallen.
8) Der Gegensatz von Aufnahme und Ausscheidung wiederholt sich nun mehrfältig nach der Gliederung
der Gegenden des Darmkanals selbst. Im Rumpftheil ist die Spfeiseröhre im Ganzen aufnehmend,
der After davon im Ganzen, und oft noch insbesondere durch eigene Absonderungsorgane, ausscheidend,
während der Sitz eigentlicher Assimilation die wahre Däuungshohle ist. Jedoch auch liier treten jene Gegensätze
abermals hervor; der Magen ist vorzugsweise aufnehmend, der Dickdarm ausseheidend, während
die zwischen beiden die Mitte haltende Assimilation am stärksten im Dünndarm von Statten geht. Ist ein
Kopftheil des Dauungsapparates entwickelt, so ist dieser namentlich aufnehmend für den Rumpftheil, aber
selbst in ilun wiederholt sich der Gegensatz zwischen Aufnahme im Mundtheil und Ausscheidung im
Schlundkopflheil.
9) Wie viel oder wie wenig übrigens von den hier angegebenen Gliedern des Verdauungskanales zur
wirklichen Darbildung kommt, hängt ab von der Stufe, welche die Entwicklung des Organismus im Allgemeinen
erreicht, und es wird hierdurch zugleich seine Combinätion mit ändern Systemen, namentlich mit
den Athmungsorganen bedingt, welche letztem sich den ausscheidenden Seiten des Dauungskanals gern an-
-schliessen und deshalb gewöhnlich entweder am Anfänge desselben neben den vergiftenden und einspei-
chelndehlOrganen oder neben dem Afterdarm entwickeln.
10) Das Thier fängt an als Eithier und erscheint späterhin erst in grösster Mannichfaltigkeit als Rumpfthier,
bevor es Kopfthier wird, und so beginnt auch die Bildung der Verdauungswerkzeuge, mit der einfachen
oder in mehrere Recessus getheilten wesentlichen Verdauungshöhle, und gliedert sich erst in Speiseröhre,
Dauungshöhle und Afterdarm, ehe auch die Kopftheile, Schlund, Rachenhöhle und Mundhöhle sich hinzugesellen.
Anmerkung. So kann man z. B. den äussem Mund der Polypen und Pfelecypoden nur als freiliegenden Magenmund betrachten,
während in den höhern Weichtliieren und den meisten Gliedertliieren die Speiseröhre noch hinzutritt und das, was man gewöhnlich
als Mundhöhle ansieht, nichts ist als ein, gewöhnlich mit Eingeweide-Gliedmaassen (Schlundzähnen) oder Gliedmaassen-rudimenten
(Kiefern) bewaffneter Schlundkopf.
11) So wie nun die Assimilation nach den verschiedenen Stellen des Dauungskanals bald stärker,
bald schwächer hervorlrilt, so zeigt auch die Ausscheidung, sehr verschiedene Formen, j[e nachdem sie
auf die friscliaufgenommenen Stoffe wirken (Speichel, Gift), oder in die bereits den wahren Dauungskanal
übergebenen Stoffe einwirken (Galle, Bauchspeichel), oder endlich mit den Verdauungsüberresten sich entleeren
(Aflerdrüsen-Absonderung, oft abermals giftig). Desgleichen wiederholen sich auch die Mittel der
Zermalmung in den verschiedenen Gegenden und erscheinen bald als Kiefer-, Schlund- Magenbewaffnung,
oder sie wiederholen sich noch als kieferartige Waffen (Stacheln) am Darmende , um auf fremde Organismen
zu wirken und sich dieselben zu unterwerfen.
12) W ie ursprünglich das Ei (Dotter) das Thier ist und Darmhöhle und Thierleibeshöhle darin zusammenfallen,
so muss, wenn sich ein besonderer Dauungskanal vom .Thierleibe absondert, auch in dem Baue
und der Wandung des Darmkanals die Schichtung der Thierwandung und der Dotterhaut -selbst , aus welcher
sich jene entwickelt, .sich wiederholen. Die .Dotterwand theilt sich aber in drei Blätter, das innere Schleimblatt
(Darm), das mittlere Blatt (des-Gefässsystems) und das äussere Blatt (des Nerven-, Skelet-, Muskel-
und Hautsystems). Aehnlich d ie s e r Theilung min, welche., wie man sieht, die Schichtung des Thierleibes
selbst andeutet, muss der vollkommen entwickelte Darm sich verhalten, und so unterscheidet man in
demselben Schleimhaut, Gefässhaut und Muskelhaut (über die Richtung und Bedeutung dieser Muskelfibern
s. m. Einleitung zum'ersten Heft) , welche mit äusserer Haut$|f Bauchfell) überzogen ist. Besonders
merkwürdig aber ist, dass, wie aus dem äussern Dottcrhautblatt sich im höhern Thier das Nervenskelet
entwickelt, so aus der innern Darmschleimhaut das Eingeweidskelet (worüber man das 2. Heft dieser Tafeln
nachsehe) hervorgehl, um eben jene erwähnten Zermalmungsorgane als Kiefer-,, Schlund- und Magenzähne
zu begründen; Organe, welche, wenn sie nicht zur. Ausbildung kommen, oftmals durch-aufgenommene
grössere oder kleinere Steine inslinktmässig ersetzt werden.
13) W ie zunächst das Schleimblatt, der Doller,, von der Dotterkugel- durch Faltung den Darm absondert
und spmit zugleich seine Innenfläche vergrössert, so vergrössert sich auch die Innenfläche des Darmes
wieder durch Faltung der mannichfaltigsten' Art zu blattförmigen Falten,-sich kreuzenden Falten (Zellen bildend),
getheilten Falten (Zotten); und oftmals stellt deshalb-die Länge des Darms und die Faltung seiner
Innenfläche im umgekehrten Verhältnisse.
14) Da der Dauungskanal aus der geschlossenen Hohlkugel des Dotters sich durch Faltung hervor-
bildet, so ist er selbst Ursprünglich geschlossen zu denken (nur hierdurch erklären sich die oftmals vorkommenden
abnormen Atresien eines oder beider Enden desselben), und seine Oeffnungen entstehen durch
eine D e h is c e n z . Eben deshalb finden wir nicht selten den Darm nur einseitig geöffnet (so bei Akti-
nicn), eben so wie deshalb auch mehr als zwei Oeffnuügen desselben (wie bei den Rhizost'omen) möglich
sind.
15) Der ursprüngliche Inhalt der Dotterkugel, welcher die erste Nahrung des werdenden Thieres
ist, erscheint als reiner Eistoff und ist'folglich ur - animalische Nahrung. Es ist eine nothwendige Folge,
dass der weiter gegliederte Dauungskanal um so mehr an die Einfachheit der Urform erinnert, je mehr er
der Aufnahme rein animaler Stoffe, vermöge der Stellung des ganzen Thieres in der Thierreihe, fortwährend
bestimmt bleibt, und um so maönichfaltiger sich gliedert, je weiter auch der aufzunehmende
Nahrungsstoff von der Einfachheit des Eistoffes abweicht und der Pflanzenkost zugetheilt wird. Von hier
aus also ist es erst eigentlich zu begreifen, warum in der Regel bei pflanzenfressenden Thieren der Verdauungskanal
länger, mehrfach gegliedert und überdiess auf seiner Innenfläche weit mehr gefaltet ist als
bei Fleischfressern, bei welchen die Annäherung an die erste ursprünglich einfache NahrungsKöhle viel deutlicher
erscheint.
Dazu nun, um, wie in den verschiedenen Klassen derThiere die Formen des Nahrung verarbeitenden
Kanales sich mannichfaltig umgestalten, eine vergleichende üebersicht zu geben, sind die nachfolgenden
neun Tafeln bestimmt.