E r k lä r u n g d e r e in z e ln e n F ig u r e n .-
Fig. 1 — IX.
Geben Beispiele verschiedener Gestaltungen des Hautskelets
bei Fischen.
Fig. I.
Versinnlicht das Ve rh ä ltn iss des H a u tsk e le ts zum
N e rv e n sk e le t im v iere c k ig e n K o ffe rfis c h ( Ostracion
cubicus). Man sieht das Hautskelet des Rumpfes von der Seite
des hier hinweg- genommenen Schwanzes. Man bemerkt, wie dasselbe
aus Unvirbelringcn, die in lauter sechseckige Platten zerfallen,
zusammengesetzt ist, wie die ganze Masse desselben sich zuerst
rein geometrisch nach der Vierzahl in Rücken, Bauch, rechte
und linke Seite tlieilt, und wie diese Theilung in den OefFnungen
dieses wirklich knöchernen Hautskelets in eine eben so regelmässig
geometrische Sechstheilung übergeht. Man bemerkt ferner,
wie von diesem Hautskelet das Nervenskelet, von welchem hier der
durchschnittne Anfang der Schwanzwirbelsäule erscheint, vollkommen
umschlossen wird. Es zeigt sich bei a der Kanal des Secun-
darwirbels für das Rückenmark, bei b die trichterförmige Grube,
welche die untern parallelen Tertiarwirbel am Rückgrathe der Fische
auszeiclmct, und man nimmt endlich die Ausstrahlungen des
Nervenskelcts zu unpariger oberer Gliedmasse (Rückenflosse) bei d,
und zu unpariger unterer Gliedmasse (Steissflosse) bei c wahr.
Stellt einen T h e
Ganzen a b g eb ild e te
regelmässig sechseckige
diese Urwirbel zerfallen,
Fig. II.
1 des in d e r v o rig en F i :
i H a u tsk e le ts besonders dar,
Form der einzelnen Platten, ir
anschaulich zu machen.
doch meistens abgerundeten, auch mehrfach getheilten Formen. Wir
nennen diese Platten Schuppen. Beispiele ihrer Struktur geben die
beiden folgenden Figuren.
um die
welche
Fig. BI.
Ein Stück von d e r Se ite des H au tsk ele ts von Ostracion
turritus. Auch hier zerfallt dasselbe in sechsseitige Platten
und am untern Körperrande treten ausserdem einfach kegelige
Tertiarwirbel in Form von Stacheln hervor.
Fig. IV.
Ein T h e il dieses H au tsk ele ts vergrössert gezeichnet,
um die äusserst schöne sechsseitige Ausstrahlung auf jeder sechsseitigen
Platte, durch welche man sehr an die Form des krystalli-
sirten Wassers (in Schneeflocken) erinnert wird, deutlich darzustellen.
Fig. V.
E in T h e il vom H a u ts k e le t des g e fle c k te n P a n z
e rfis c h e s (Loricaria macululu). Hier erscheinen die Urwirbel
der Haut besonders deutlich, wieder den Thierleib umschliessend,
und zerfallen, regelmässig' geometrisch gctheilt (ganz gleich den
Urwirbelbögen des Nervenskelets) jederseits in vier Abtheilungen.
Die Art, wie das Nervenskelet nebst der übrigen Masse des Leibes
auch vom Hautskelet umschlossen wird, stellt sich sehr deutlich
dar. Bei a erscheint der Kanal für das Rückenmark, bei b
die Trichterhöhle des Wirbelkörpers des frei gelegten Schwanzwirbels,
bei g der durch den zusammengezogenen Urwirbelring des
Nervenskelets gebildete Kanal für die Fortsetzung der Aorta, h unterer
radiärer Tertiarwirbel oder Domfortsatz des Nervenskelets.'
Fig. VI.
Ein T h e il vom H a u tsk e le t d e rM e e rn ad e l (Syngna-
thus acus) ebenfalls vom Anfänge der Schwanzgegend des Thieres.
Hier theilt sich jeder Urwirbel des Hautskelets nur nach der Vier-
zahl. Die Bedeutung von a, b, g ist wie in der vorigen Figur.
In der Mehrzahl der eigentlichen Gräthenfisclie zerfallen nun
die Ringe des Hautskelets in lauter einzelne, nicht mehr unter einander
verwachsene Platten, ■ von schon mehr homartiger, mitunter
jedoch aiich verknöchernder Textur und sehr verschiedenartigen, jeFig.
VII.
e rte S ta rk vergri Sch u p p e F lu s sb a rs c h
(Perca fluvialilis).
Fig. VIII.
Noch stärker v erg rö s s e rte Schuppe vom Schlammbeiz
g er (Cobitis fossilis). Beide Schuppen zeigen sehr deutlich
das Ausgehen dieser Bildung von einer einfach rundlichen Mittel-
platte und die Vcrgrösserung derselben durch schichtenweise erfolgendes
Ansetzen von Aussen, ganz nach dem Typus der auf der
vorigen Tafel abgebildeten Patellenschalen.
Fig. IX — XII.
Schildern einige der Hauptformen des Hautskelets in den
Amphibien.
Fig. IX.
Merkw ü rd ig e Ve rbindung v e rk n ö c h e rte r P la tte n
des H a u tsk e le ts mit dem Nerv en sk ele t in ' d e r e u ro p
ä is c h e n S c h ild k rö te (Einys europaed) , welche auf gleiche
Weise, jedoch auch allen ändern Schildkröten zukommt. Das
Skelet der Schildkröten namentlich wird aber, wie ich diess in dem
angeführten grössem Werke ausführlicher zeigen werde, in seiner
besondem Constniction nur durch Unterscheidung dessen, was dem
Hautskelet, von dem, was dem Nervenskelet angehört, richtig verstanden.
Sämmtliche breite Platten nämlich, welche sowohl das
Rücken- als Bauchschild wesentlich ausmachen, gehören allein dem
Hautskelet an, und müssen ganz dem Knochenpanzer der Koffer- und
Panzerfische gleich gestellt werden. "Wie aber jene Knochenpanzer
sich auf angezeigte Weise mit dem Nervenskelet verbanden, so
auch die Knochenschilde der Schildkröten; und so wenig es bisher
einem Anatom eingefallen ist, jene Hautpanzer der Fische als mit
zu dem Nervenskelet gehörig zu beschreiben: so falsch ist es auch,
wenn, wie bisher allgemein geschehen ist, die Knochenschilder der
Schildkröten mit zu dem eigentlichen Skeleton oder Nervenskelet
gezählt werden. Die Art, wie diese Knochenschilde sich mit Rückenwirbeln
und Rippen verbinden, ist hier Fig. IX beispielsweise
dargestellt. Man erblickt die drei untersten der zelin fest verwachsenen
Rückenwirbel mit ihren hier mehr an der obern Seite ausgebildeten
Wirbelkörpern, bemerkt die linken zu ihnen gehörigen
Rippenbögen, von denen die beiden untern zu Einer Rippe verschmelzen.
Man sieht, wie auf die Rückenwirbel die mittlern
Knochenplatten des Hautskelets 1. 2. sich auflegen, da liingegen
die seitlichen Knochenplatten des Rückenscliildes 3. 4. mit den Rippen
verwachsen, jedoch so, dass die Glieder des Nervenskelets
noch immer sehr deutlich von jenen Gliedern des Hautskelets zu
unterscheiden bleiben, welches sich namentlich da, wo die Rippenenden
aus dem Hautskelet hervortreten, bei *, sichtbar macht.
Das Hautskelet ist übrigens hier.eigentlich doppelt, indem ausser
diesen Knochenplatten auch noch ein horniger Ueberzug, welcher
sich dann noch über die weichen Thcile des Leibes verbreitet, und
welcher hier durch die punktirte Linie angedeutet ist, vorlindet.
Dieser Hornüberzug ist ganz dem horaartigen Blättchen zu vergleichen,
welches.die Kalkschichten der Muschelschalen noch von Aussen
überzieht. Gerade so wie diese Knochengestalten finden wir
übrigens auch z. B. den Knochenpanzer der Kofferfische sich nicht
über das ganze Thier erstreckend, sondern die Schwanz- und Flossengegenden
biegsam und frei lassend.
Fig. X.
H o rn a rtig e U rw irb e l des H a u tsk e le ts um den
Schwanz eines ju n g e n K ro k o d ils (Crocodilus niloticus).
Sie erscheinen liier ganz in denselben Verhältnissen zum Nervenskelet,
wie bei den Panzerfischen und der Mecrnadel; nur dass sich
an der Rückenseite auf jeden Urwirbel einfach kegelige Ausstrahlungen
bilden, welche zusammen den so genannten Kamm des
Schwanzes darstellen.
Fig. XI.
Ein Stück, a b g e s tre ifte r O b e rh a u t vom Rumpfe
d e r gemeinen E id e ch se (Lacerta agilis). Diese Oberhaut,
obwolil eigentlich ein Conlinuum bildend, schmiegt sich doch auf
das Genaueste den unter ihr liegenden Platten an, in welche die
Ringe des hornigen Hautskelets hier, fast wie bei Fischen in Schup
pen, zerfallen. Man erkennt desshalb in der abgestreiften sehr zarten
Haut die Anordnung in der Theilung jener hornigen Urwirbel
vollkommen, sieht, dass die Theilung derselben an.der Bauchseite
weniger vielfach, an der Rippenseite a a vielfacher ist, welche
Verschiedenheit der Seiten in den Schlangen gewöhnlich noch deutlicher
hervortritt.
Fig. XII.
A. Hinteres Leibesende einer K la p p e rs c h la n g e
(Orolalus durissus) , von der Bauchseite aus gezeichnet. Das Ende
des Schwanzes und der Anfang der Klapper sind der Länge nach
aufgeschnitten. Es erscheint zuvörderst- wieder sehr deutlich die
Zerfallung de;, Hautskelets in lauter einzelne Ringe, welche an der
Bauchseite gar nicht, an der Rückenseite vielfach in einzelne Schuppen
getlieilt sind. Bei * Afteröffhung und Anfang der Schwanzwirbelsäule,
bei a Ende der Schwanzwirbelsäule des Nervenskelets
und Aufhören der Muskellagen b, welche sie umgeben. Sehr
merkwürdig ist nun die Alt und Weise, wie um das Ende des
Schwanzes der Anfang der so genannten Klapper sich bildet. Anstatt
nämlich, dass an den übrigen Theilen des Rumpfes die Hom-
. ringe des Hautskelets auf gewöhnliche Weise, um das mit Muskelfleisch
umgebene Nervenskelet und die von ihm umsclilossenen Eingeweide
entstehen, findet sich um den letzten Schwanzwirbel bloss
eine Anhäufung einer wallrathähnlichen, weisslichen Masse, c, und
diese, in ihrer Mitte eingekerbte Substanz ist nun gleichsam der
Kern, um welchen die Schale des Hautskelets dergestalt sich bildet,
dass, w'enn dieser hier ganz einfache, aus zwei verbundenen
Urwirbeln bestehende Hornüberzug bei der Häutung des übrigen
Körpers erneuert werden soll, er wegen jener Einkerbung nicht
ganz abfallen kann, sondern auf dem neu erzeugten, darunter eingeschobenen
Hornringe sitzen bleiben muss. Wiederholt sich diese
Erzeugung von Hornringen mehrere Male, sb entsteht eine ganze
Säule dergleichen lose in einander geschobener Horaringe, welche
wegen ihrer Trockenheit bei jeder Erschütterung sich an einander
reiben und ein klirrendes Geräusch hervorbringen. Das Eigenthüm-
liche dieser Structur ist bei B an einer der Länge nach durch-
schnittnen und vergrössert gezeichneten Klapper dargestellt, und
man sieht eigentlich in dieser Structur ganz die Bildung der gekammerten
Schale der Sepien, welche auf der vorigen Tafel abgebildet
worden waren, obwohl unter ganz ändern Verhältnissen sich
wiederholen.
gezeichnet und C einzelne Platten derselben durch die Loupe vergrössert
dargestellt. Man nimmt auch hier die sechseckige Form
dieser Platten deutlich wahr, und rie gleichen demnach noch sehr
den ihnen entsprechenden Plätten der Kofferfische. Eine genaue
Betrachtung zeigt jedoch, dass, so wie in dieser höheren Klasse
das Hautskelet nicht mehr knöchern, sondern horaartig erscheint,
auch die Form dieser Platten weniger streng geometrisch, sondern
auf mancherlei Weise verschoben sich darstellt.
| Fig. XIV- XVIII.
d nun zur E r lä u te ru n g des TT yy ppuuss d e r ausstrah-
\ lenden B ild u n g en (Federn) bestimmt. DieSe Organestel-
t len, wie schon früher bemerkt, die höchst mögliche Verfeinerung
> und Entwickelung der ursprünglich bloss einfach kegeligen Pro-
| ductionen des Hautskelets dar, und geben zugleich die bestimmte-
S sten Wiederholungen der auf der ersten Tafel dargestellten Federbil-
i düngen der Insekten. Ausserdem sind sie jedoch noch insbesondre
( dadurch merkwürdig, dass sie in ihrer Bildung (welches bisher
J noch wenig berücksichtigt worden ist), sich als w'ahre Luftkie-
| men verhalten, indem ein höchst gefässreicher gallertartiger Kör-
S per von kegelförmiger Gestalt, die eigentliche Grundlage jeder
^ Federbildung ausmacht, und die Federbildung selbst neu zu Stande
i- kommt, indem dieser gefdssreiche, völlig dem Bau einer Kieme
entsprechende Körper sich mit einem besondem hornigen und an-
) fangs ebenfalls- bloss einfach kegeligen Gebilde umgibt. Um diess
V deutlich zu machen, sind zuerst in der Fig. XIV. und XV. junge,
\ noch in der Entwickeluug begriffne Taubenfedern mässig vergrös-
) sert dargestellt. Fig. XIV. zeigt das Homskelet einer solchen Fe-
? der, welches 1) besteht aus der einfach kegeligen äussem Horaschale,
dem so genannten Kiel a, in welchem sich dann 2 ) der
der Spitze des weichen Kiemengebildes entsprechende und gleichsam
aus Vertrocknung der äussem Schicht desselben hervorgehende
so genannte Schaft, b, entwickelt.^ Der übrige Theil der Umhüllung
des innem Kiemengebildes, welcher zuerst als eine gekohlte
schwärzliche Schleimschicht erscheint, und mit seiner Mittelrippe,
dem Schaft enge verbunden und auf der entgegen gesetzten Seite
gespalten ist, fasert sich dann zu der so genannten Fahne c, welche
Faserung gleichsam äls ein durch Vertrocknung bedingtes, regelmässiges
Zerspringen jener Schleimschicht anzusehen ist. Schaft
und Fahne vergrössern sich dann durch Ansatz von unten, treiben
so aus der Spitze des ersten Hohlkegels, des Kieles, hervor (ungefähr
wie ein Fingernagel an der Wurzel wachsend sich allmä-
lig hervorschiebt), vereinigen sich .fest mit dem Kiel selbst und indem
somit nun dieses ausstrahlende Gebilde vollkommen erhärtet
und. sein Waclisthum abscliliesst, stirbt innerlich die weiche, ge-
fässreiche Kieme ab und bleibt als sogenannte Federseele' in dem
getrockneten Stiel, worauf dann nach einiger Zeit die ganze Feder
abgeworfen und wieder durch eine neue Bildung dieser Art
ersetzt wird.
Geben Beis
XIII — XVIII.
ron B ild u n g de H a u tsk e le ts in (
der Klasse d e r Vögel. Es äussert sich hier ein merkwürdiger
Antagonismus zwischen der Ausbildung der umschliessenden Gebilde
des Hautskelets, welche Metamorphosen des Urwirbels sind, und
den ausstralilenden Bildungen desselben, welche als Metamorphosen
der radiären Tertiarwirbel angesehen werden müssen. Wo sich die
eine Bildung in hohem Grade entwickelt, ist die andere nur schwach
ausgcbildet oder fehlt ganz und umgekehrt. Als umschlicssende
Gebilde und mehr oder weniger deutliche Darstellungen von Ur-
wirbelringen zeigen sich die Hornplatten der Schnäbel und Füsse.
Von letztem gibt Fig. XIII. eine D a rs te llu n g an dem Mit-
te lfu sse ebner Gans (Anas anser). A ist ein Abschnitt dieses
Mittelfusses von natürlicher Grösse, weicherzeigt, wie die ringförmig
geordneten Platten des Hautskelets die Weichgebilde der
Haut, Muskelsehnen und die Gliedmassenknochen des Nervenskelets
einschliessen. B zeigt einen Theil dieses Hautskelets ausführlicher
S Fig. XV.
\ A s te llt den in jic ir te n g e fä s s re ic h e n , g a ll e r t a r -
i tig e n Keg e l o d er die e ig e n tlic h e Kieme d e r F e d e r
d a r: a die eindringende Arterie, welche sich-bis in-die Spitze
desselben verzweigt, 6 die rückführende Vene. Die punktirten Linien
geben schematisch das eigentliche Skelet der Feder an, und
zwar d den Kiel, e den Schaft, f die Fahne. B stellt einen Theil
dieser injicirten Federkieme, durch die Loupe gesehen, dar, a Arterienast,
.6 Venenast desselben mit ihren Verzweigungen. Man
bemerkt hier bei g am Rande wellenförmige Ausbiegungen, welche
die Ursache von der strahligen Spaltung der Fahne zu enthalten
scheinen. Entsprechende Fahnenstrahlen sind bei h durch
punktirte Linien schematisch angegeben.
Anmerkung. Die Darstellung dieser wellenförmigen Ausbiegungen
gelingt selten vollkommen deutlich, ist aber
nichts desto weniger vohl immer, wenn auch oft in unendlicher
Kleinheit, vorhanden.