herauszubilden, wie in untern Classen an den Halskiemenspalten beobachtet werden. Ein Büschel solcher
entwickelter Kiemen auf dem Chorion pflegt liier mit dem Namen Cotyleäon oder, wenn er von besonderer
Grösse und Dichtigkeit ist, mit dem Namen des Mutterkuchens (placenta) bezeichnet zu werden. Endlich
hängt es nun auch damit, dass der Embryo-Körper der Säugethiere von der Nabelblase so äusserst zeitig
sich absondert, dass also niemals die Nabelblase in den Leib des Embryo aufgenommen wird, ferner damit,
dass die Athmung durch die Oberfläche des Chorions yollführt wird, so wie endlich damit, dass die
Stellung dieser höchsten Classe des Thierreichs auch die stärkste Differenzirung und folglich Absonderung
von der ersten Bildungsstätte voraussetzt, zusammen, dass in dieser Classe vollkommner als in allen übrigen,
der Gefässstrang, welcher Nabelstrang genannt zu werden pflegt, sich entwickelt und eine beträchtliche
Länge erreicht, Momente, welche jedoch erst in dem Menschen ihre Spitze finden. Da übrigens die Classe
der Säugethiere hinsichtlich ihrer Entwicklung, nächst der der Vogel, besonders vielfältige und genaue Darstellung
erhalten hatj^iso beschränke ich mich auch hier auf eine geringere Zahl von Beispielen, freue
mich aber, unter diesen einige seltne und bisher noch nicht beschriebene Formen mittheilen zu können.
Achtwöchentliches ovulum eines Schafes in natürlicher Grösse, j
das chorion ist geöffnet, die Allantois noch durch ihr Wasser ausge- S
dehnt, und das ebenfalls noch unversehrte und gefüllte Amnion \
mit dem Embryo nebst einem Theile des Chorions nach der Seite i
zurückgelegt, a) amnion, b) Embryo mit dem Nabelstrange, an- {
welchem unterschieden werden c) Urachus, d) jeders^eits 2 vasa J
umbilicalia aus Venen und Arterien bestehend, e) die Beste der Na- S
belblasengefässe, vasa omphalomeseraica, f ) Nabelblase, g) bloss J
gelegte Allantois oder Athemblase, von deren ausnehmender Ausdeh- i
nung die Hörner des Eies gebildet werden. 7t) Chorion, welches /
das ganze Ei und also auch die Hörner überzieht, die ursprünglich )
der Athemblase bestimmten Gefasse allein enthält, hier und da die V
ersten zarten Anfänge der Placenten oder Cotyledonen wahmehmen !
lässt, ii) und an den Extremitäten der allantois h), welche gewöhn- j
lieh mit den Namen Diverticula bezeichnet werden, sich dergestalt /
verfeinert und ausgedehnt zeigt, dass hier keine Blutgefässe mehr j
wahrnehmbar werden. > ^
S
s
Fig. II.
Mikroskopisch vergrösserte äusserste Spitze aus dem Cotyledon j
eines älteren Schafeies, um die völlig kiemenartige Verzweigung S
der Gefässe und besonders den bogenförmigen Uebergang von Arte- i
rien in Venen darzustellen (diese Figur ist entlehnt aus von B aeu Un- j
tersnehungen über die Gefässverbindungen zwischen Mutter und Frucht J
in den Säugefhieren). i
S
• Fig. ni. 4
Untere Hälfte des Rumpfs mit den untern Extremitäten von ei- '
ner trächtigen Fledermaus ( Vespertilo murmus). Die Bauchhöhle j
ist geöffnet und der Darmkanal nebst Leber, Milz etc. hinwegge- J
nommen. a. Die trächtige Gebärmutter, b. 'ein .Thal der Scheide, i
c. die untern runden Mutterbänder, c‘. die. obern runden Mutterbän- j
der, d. die rechte Muttertrompete mit ihrer gelfanzten Oeffnung e, S
f . rechter Eiersfock, g. Nieren, A. Nebennieren, i. Zwerchfell, k. I
Wirbelsäule, l. Harnblase, m. Nebennetze mit Fett ausgefuilt (m |
unteres, n oberes), o. die breiten Mutterbänder ebenfalls mit Fett )
ausgepolstert. Diese Anhäufungen von Fett in besondem Fortsetzun- j
gen des Bauchfells, wie sie bei winterschlafenden Thieren überhaupt S
vor dem Winterschlaf gern Vorkommen, hier in so hohen Graden !
während der Trächtigkeit zu finden, erschien mir ebenfalls als ein
physiologisch merkwürdiges Faktum, p. Der unterbundene und ab- [
geschnittene Mastdarm, q. äussere Geschlechtsöffnung, r. After. j
F ig . IV. ' !
Das aus dem uterus der bei vorhergehender Figur beschriebe- I
nen Fledermaus herausgeuommene Ei von mehrern Seiten und geöff- ?
net dargestellt. >
meinen rtguren.
A. Das Ei von der Seite. Durch das noch geschlossene chorion
b schimmert das Nabelbläschen a, während man unten am chorion den
Mutterkuchen c wahrnimmt B. Dasselbe Ei von der entgegengesetzten
Seite, a. b. c. dieselbe Bedeutung. C* Das geöffnete Ei , b. das
zurückgelegte chorion, a die blossgelegte Nabelblase, d. das noch
ringsgeschlossene amnion, c. der Mutterkuchen. D. Das weiter geöffnete
Ei, in welchem nun der Embryo f . freigelegt ist. An ihm
ist vorzüglich die noch ungetheilte flossenähnliche Gestalt der vordem
und hintern Extremitäten g und h merkwürdig, e. Nabelstrang, d.
geöffnetes und zurückgelegtes amnion, a b c wie in der vorigen
Figur.
Fig. V. VI. VII. VIIL
lunge vom Beutelthiere ( JDidelphis Azarae) aus der zweiten
Periode der innerhalb des mütterlichen Körpers vorgehenden Entwicklung,
also aus dem Tragebeutel, und von den Zitzen abgenommen.
Nach Präparaten, welche ich der Mittheilung meines geehrten
Freundes, des Medicinalrath Otto in Breslau verdanke. Bei
5 ist das genaue Maass der natürlichen Grösse eines dieser Thierchen
angegeben.
Fig. V.
Seitenansicht eines dieser Iungen. Vorzüglich merkwürdig ist
die ganz runde Mundöffnung, welche die fadenförmig tief in den
Hals reichende Zitze umfasst hat.
Fig. VI.
Untere Rumpfhälfte desselben Thieres (männl. Geschlechts), um
die Form der Geschlechtsorgane zu zeigen. Man erkennt noch die
Andeutung der ehemaligen Spalte der Bauchwände, und unter derselben
bei a eine ungleiche Stelle, welche, indem sie für eine Art
von Nabel gehalten werden muss, . auf Anwesenheit der äussern
embryonischen Bildungsorgane während des Aufenthaltes im uterus
auch bei dieser Thierfamilie deutet. Unterhalb derselben erkennt
man die schon hier stark gespaltene Ruthe.
Fig. vn.
Dasselbe Präparat, geöffnet, a. Harnblase, an welcher nach
vom ein Band c, in welchem man kaum etwas anders als den obli-
terirten Urachus und also abermals eine Andeutung auf früher äussere
Bildungsorgane erkennen kann. b. die Hoden, d. Mastdarm.
Fig. VIII.
Untere Rumpfhälfte von einem kleinen Thiere weiblichen Geschlechts.
Hier finde ich an der Stelle, wo bei dem männlichen
die Andeutung des Nabels war, eine einwärts gezogene Querspalte
(fast eine Nabelgrabe zu nennen), aus welcher sich wohl späterhin
der Tragebeutel oder Zitzensack entwickeln möchte, worüber das
Nähere an ältem Thierchen nachzusehen wäre. Unterhalb dieser
Grube sind die weiblichen Geschlechtstheile mit einer ebenfalls
gespaltenen clitoris.
Fig. IX.
Ziemlich reifes Ei von der Hausmaus (Mus musculus), der
sehr dichte, gewölbte, rundliche Mutterkuchen a , und das glatte,
durch keine Fortsätze über das Amnion hinaus verlängerte, chorion
b zeichnen diese Form aus.
S und im Gegensatz zu ihrem Abnehmen bilden sich nun jederseits
\ Niere und Hode oder Eierstock als neue und besondre Drüsen her-
\ vor. In der gegenwärtigen Figur ist che Urgeschlechtsmasse oder
( die Primordialnieren bereits in hohem Grade geschwunden, i. i.
S Nebennieren, h. Nieren, l. Harnleiter, m. Reste der Primordial-
S nicren, n. Hoden, o. Saamengefasse, p. Hunter’s Leitband, q. Na-
\ belarterie, r. Harnblase (gleichsam als erweiterter urachus), g.
\ Reste der Nabelblasengefasse, x. durchschnittene Nabelvene, w.
\ Nabelstrang.
Fig. X.
Dasselbe Ei geöffnet. Das chorion a ist zurückgeschlagen,
die placenta b erscheint von Innen mit einem ringförmigen Wulste
umgeben, fast pilzförmig, c. Das geschlossene Amnion, in welchem
der Fötus c', dessen Nabelstrang ausser den eigentlichen Nabelge-
fässen d noch die Nabelblasen-Gefässe e (vasa omphalo-meseraicd)
abgiebt, welche jetzt, wo die eigentliche Nabelblase obliterirt ist, an
einer gerötheten Stelle der innern Fläche des Chorions sich ausbreiten.
Zu einer Zeit, da man ihre wahre Bedeutung noch nicht kannte,
pflegte man diese Stelle tunica erythroides zu nennen. Merkwürdig
ist es allerdings, dass in einigen Gattungen diese Nabelblasengefasse
noch blutführend bleiben, während die Nabelblase selbst
verschwunden ist, und es erinnert dann dieses Verhalten auffallend
an das der eigentlichen Nabelgefasse, welche auch als Chorion- und
Placenten - Adern in den meisten Familien bis zur Geburt lebendig
bleiben, nachdem die allantois, auf welche sie sich doch ursprünglich
bezogen, längst verschwunden ist.
Fig. XI.
Ein stark vergrösserter Embryo vom Maulwurf (Talpa euro-
paea) dargestellt, um zu zeigen, wie sehr die Kleinheit des Auges
im ausgewachsenen Maulwurf als eine Hemmungsbildung zu betrachten
sei. Man sieht nämlich, dass in diesem Embryo das Auge
verhältnissmässig allerdings ziemlich gross ist, und dass es späterhin
nur desshalb so klein erscheint, weil es von hier aus im wesentlichen
keine weitere Fortbildung erfährt. Bei 11 ist die Grösse
dieses Embryo genau verzeichnet.
Fig. XII.
Ist das rechte Auge eines solchen Embryo mikroskopisch ver-
grössert därgeslellt, so dass man neben einer zarten Andeutung der
Augenflederspalte die Crystalllinse und die Spalte der Aderhaut
sehr wohl unterscheiden kann.
Zur Erläuterung der Bildung der Nieren und innern Geschlechtsorgane
aus einem 4 Zoll langen Hundeembryo bestimmt.
Bei den Säugethieren bilden sich diese Organe auf die Weise, dass
auch hier ein einfaches Indifferentes dem mehrfachen Differenten vorhergeht.
Analog der einfachen grossen äussern Athemblase (allantois)
entsteht zuerst innerlich in der Lenden- und Beckengegend
eine einfache, dann paarig werdende drüsige Masse, welche die
Stelle von Ovarien und Nieren vertritt, und zu jener Athemblase
am Ende doch kein anderes Verliältniss haben kann, als das gleichfalls
auf einem ursprünglichen Gegensatz beruhende von Drüse und
Blase oder Ausführungsgang. Wird die Funktion der Allantois
aufgehoben und obliterirt sie selbst, indem die Harnblase aus einem
Theile derselben sich hervorbildet, so geschieht etwas ähnliches
mit jener ursprünglichen Drüsenmasse *), sie beginnt zu schwinden,
F ig . XIV.
Ein Theil von einem auf ähnliche Weise präparirten 3|- Zoll
langen Kühembryo. Die Primordialnieren sind liier noch um ein
Beträchtliches grösser und Nieren und Hoden beginnen erst ihre
Entwicklung, a. Leber, b.' b." b."1 b.wl die vier Mägen, c. Gallenblase,
d. Darmwindungen, e. Diverticulwn an dem noch zum
Theil im Nabelstrange gelegenen Darmconvolut f , wodurch sich
deutlich dieses Diverticulum als Rest der aus der Nabelblase hervorgegangenen
Darmbildung (Ductus intestinalis) zu erkennen
giebt. h. Afterdarm, l. Harnleiter, m. Urgeschlechtsmasse oder
Primordialnieren. (Die rechte m! ist etwas nach einwärts gewendet,
wodurch der Ausführungsgang nach der innern Seite zu liegen
kommt), n. Hoden, o. die Ausführungsgänge der Primordialnieren.
Diese merkwürdigen Canäle, welche man hier in einer Zeichnung,
die bereits vor 9 Jahren entworfen wurde, so deutlich wahrnimmt,
sind von J acobson in der erwähnten Abhandlung zuerst
genau öffentlich bekannt gemacht worden, woselbst denn auch dar-
gethan wird, dass die Rudimente dieser Ausführungsgänge auch
noch an mehreren Thiergattungen und vielleicht selbst beim Menschen
im erwachsenen Zustande bestehen, ja dass die Canäle, welche
diese Rudimente bilden, bereits vor 1£ Jahrhunderten von
M a l p ig h i, vor 9 Jahren aber von G ä r tn e r , bei der Kuh und bei
den Schweinen beschrieben worden sind, ohne dass jedoch diese
Beobachter die Genesis dieser Gänge gekannt haben, Gange, welche
in ein paar Falten der vagina von ihrer neben der Harnröhren
und Scheidenöffhung befindlichen Mündung nach beiden Seiten
aufwärts steigen, um in der Gegend der Ovarien sich endlich zu
verlieren, p. Huntersches Leitband, ?. Nabelarterien, r. erste cy-
lindrische Form der Harnblase gleichsam als erweitertes Stück des
urachus, s. Harnröhre, t. Ruthe, u. Harnröhrenmündung, «. After,
w. durchschnittene Nabelvene, x. durchschnittener Nabelstrang.
*) Sie ist neuerdings von Jacobson in einer eignen, Kopenhagen 1830
gedruckten, Abhandlung unter dem Namen der OxEN’schen Körper oder
m.
Fig. XV.
Abbildung eines ziemlich reifen Fetus vom 3zehigen Fanlthier,
Bradyfus tridactylus. Das Original dieser Zeichnung kam im
Jahre 183» mit oner voli Dr. Hunna nach Dresden abgefertigten
Sendung aus Surinam, und erschien mir um so merkwürdiger,
da die Bildung des Nabelstranges durch seine bedeutende Länge
und die Form der Cotyledonen, welche nicht wie gewöhnlich nach
aussen, sondern nach einwärts ím«Éi vorragen, eine sonst nirgends
beobachtete und noch nicht beschriebene Eigentümlichkeit dartu t
Die Länge des Fetus betrog von dem Scheitel bis zur Schwanz-
spitze 1 Zoll, die Länge des Nabelstranges 6 Zoll, ln der geoflne-
ten Bauchhöhle erscheinen folgende Theile: a. b. C.- Drei Abteilungen
des fast nach Art der Mägen der Wiederkäuer geteilten
Magens, d Zwölffingerdarm, e. Milzrf. Leier, woran die dorchge-
schnitteneN.belv.ne, g., deren anderer Theil g* am NabdstrangC sich
befindet. ’ h. Darmconvolut, h'. Afterdarm, t. die noch nicht völlig
entwickelte Gebärmutter mit den Eierstöcken und ZUien, fc Harnblase,
I. Harnröhre, m. urachus, n. die nicht vereinigten Schaam-
knorpel, io.. Nabelschlagadern, f . After. - Ausserhalb des Thie-
res befinden sich q. Nabelstrang mit seinen anf der innern Fläche
der Placenten r. r. sich verästelnden Gelässen, *■ Eihaute, s. Ansder
Primordialnieren ihren Metamorphosen sehr schön verfolgt