phosen, welche sie Ton jenem ursprünglichen Zustande bis zur .völligen Reife der Bildung zu durchlau-
fen haben.
Anmerkung. Wähn ¿in Infiisorium, wie Monas, nichts ist als eine eiförmige eiweissstoffige Bildung, innen nur durch mehrfache kug-
: " "liehe in einen ScidaUoh mündende Zehen von einem wahren Ei unterschieden »), md wenn daher .seine Entwicklnngsgeschichte die
kürzeste seyn muss fohngeiähr eben so sind die niedrigsten Pilze and Staubpflanzen ihrer ganzen Lebensdauer »ach, wenig von ihrem
Anfänge ak .kugliche Sporne verschieden), so gehört hingegen eine sehr, lange Reihe von Differeittirungen und Metamorphosen lnezn,
bevor ein einfaches Eibläschen zum Säugethier oder Menschen sich umbildet.
18) In wiefern nun die niedern Organismen eine sehr kurze Reihe von Verwandlungen, die hiihefn
Organismen hingegen eine sehr lange Reihe derselben zu durchlaufen haben, so muss ein gewisser ParaUe-
lismusvzwischen den verschiedenen Entwicklungsstufen .der letztem und den beharrenden verschiedenartigen
Bildungen hervortrelen. DieSer Parallefemjis ist es, welcher verursacht, dass die einzelnen Entwicklungsstufen
eines höhern Organismus stets an eine; bestimmte Art der tiefern Bildungen, nicht sowohl als 'ein diesen
vollkommen homogenes sich anschliessen, sondern an das^ "Wesentliche derselben e r in n e rn .
Anmerkung. Auf der Nothwendigkeit dieser stufenweisen Durchbildungen der Organismen beruht es, dass z. B. alle höhere luftath-
mende Organismen in früheren Lebensperioden Wasserthiere sind, so wie alle niedersten Organismen zeitlebens der Flüssigkeit angehören;
hierauf beruht es, wenn bis ins Säugethier hinauf die Kiemenspalten der Fische in dein frühesten Embryozustande wiederholt
werden; hierauf beruht es, dass selbst der Mensch in seiner frühesten Daseynsfonn weisses Blut gleich den niedersten Mollusken
zeigt, dass der Mangel an festen Knochengebilden ihn zu dieser Zeit gleich diesen Mollusken (Salpa, Botryllus etc.) eigen
ist uiv^sf w.
19) Aus den vorhergehenden Sätzen können wir nun kürzer gefasst folgendes Gesetz abstrahiren. Je
h ö h e r d ie B ild u n g e in e s O r g a n ism u s e n tw ic k e l t s e y n s o ll, d e sto m e h r M e tam o r p h o s en
m u ss d ie s e lb e d u r c h la u f e n h a b e n , u n d M a n g e l m e h r fa c h e r M e tam o r p h o s en b e z e ic h n e t
un v o llk om m e n e O r g a n isa tio n .
20) In der Vergleichung der Entwicklung verschiedener Organismen ist zu bemerken, dass^ je höher
die Organisation ist, desto mehr die Natur bestrebt sey, die f r ü h e m Metamorphosen in einer gewissen Abgeschlossenheit
und Verborgenheit zu .vollziehen, und-.erst das vollendete Werk ans Licht treten zu lassen.
Wenn daher niedere Organismen (Kerfe, viele Lurche) in ihren unvollkommenen Zuständen sich frei bewegen
und leben, so sind dagegen die höhern entweder während ihren wesentlichen Metamorphosen in undurchsichtige
Schalen eingeschlossen (andere Lurche, Vögel) öder sie durchlaufen ihre wesentlichen Verwandlungen
innerhalb ihrer Hüllen im In n e rn d e s m ü t t e r lic h e n K ö r p e r s ( s q die Säugethiere und der Mensch).
Man könnte dies Gesetz d a s G e se tz des G e h e im n is s e s nennen.
21) Wenn alle Entwicklung auf Differenzirung wesentlich beruht und wenn folglich ¡die h ö h e r e
Entwicklung Hervortreten von stärkern Gegensätzen fordert, so wird sich dieses auch in der verschiedenen
Art und Weise; wie die Entwicklung--des jungen Thieres innerhalb des Eies in den verschiedenen Klassen
vorschreitet, nachweisen lassen müssen.
22) Der zuerst wahrnehmbare Gegensatz -in;''dem eigentlichen innerhalb eines Eierstocks gebildeten
Ei ist der zwischen äusserer Hülle (Chorion) und innerer sphärischer Eistoffmasse (Dotter), und durch diesen
Gegensatz erhebt sich dann bereits das eigentliche Ei über die ihm sonst (Ges. 16) völlig analogen
Theile des Eistoffs, welche wir als Sprossen oder künstlich getrennte Körpersegmente gleichfalls ein neues
Individuum aus sich hervorbilden sehen, ohne dass vorher ein Gegensatz zwischen Schale und Dotter entsteht.
Grund genug, wesshalb die letztere Entwicklungsweise hohem Organismen unmöglich ist.
23) Ein zweiter schon höherer Gegensatz ist der zwischen dem eigentlichen Grundgebilde des später
selbstständig lebendig lebenden Organismus (Embryo) und der primitiven sphärischen Eistoffmasse (Dotter).
DiesCr Gegensatz ist daher in den Thieren ohne Hirn und Rückenmark in der Regel (mit Ausnahme
der Sepien) noch nicht ausgesprochen und wir sehen, dass die Dotterkugel selbst durch manniclifaltige Umgestaltungen
zum neuen Thier wird. In den obern Klassen hingegen wird diese Absonderung dergestalt vollendet,
dass anfänglich der Embryo von der Dotterkugel zwar sich abscheidet, zuletzt aber doch dieselbe in
sich aufnimmt (Sepien, Fische, Lurche, Vögel) wenn dafür zu höchst (in Säugethieren und Menschen)
der Embryo sich vollständig von der primiüven Dötterkugel scheidet und sie als fernerhin unnützes Bildungsorgan
abstpsst.
Anmerkung. In diesem Sinne ist selbst charakteristich, dass bei keinem Säugethiere der Embryo in derMaasse von der Stelle seiner
ursprünglichen Bildung, d. i. dem Dotter (hier Nabelbläschen genannt) sich ablöst, als diess bei dem Menschen der Fall ist, in
welchem verhältnissmässig das diese Differenzirnng vermittelnde Gebilde (der Nabelstrang) die grösste Länge erreicht.^9BM
2 4 ) Ein dritter Gegensatz in der Entwicklung des Embryo ist der zwischen Embryo und besonderer
Umhüllung desselben durch das Schaafhäutchen (Amnion), ein Gegensatz, welcher nur da hervortritt, wo
') So wichtig auch die trefflichen Untersuchungen E lir cn b e rg ’s über Infusorien sind, so würde man sie doch falsch verstehen, wenn man sich
verleiten licsse zn glauben, dass nun auch in den niedrigsten Organismen die Manniclifaltigkcit der Organe höherer Thicrc immer vorhanden seyn
müsse, und nur durch ihre Feinheit sich oft dem bewaffneten Auge entzöge. Anfängen muss nun einmal alles, und so auch das Thicrreich,
und zwar mit höchst einfachen Formen. Wenn man eine Rhizostoma Cnvieri von 1 Fuss Durchmesser vor sich hat und auch in dieser Masse
nichts als einige Nahrungshöhlen und Kanäle in der sonst homogenen Eistoffmasse ausgehölt findet, so wird man sich überzeugen, dass es nicht
die Kleinheit ist, welche uns das Erkennen von Nerven, Muskeln, Drüsen, Zähnen nnd doppelten Geschlechtsorganen unmöglich macht
bereits der zweite zwischen Embryo und Dotter entschieden gegeben ist. — Dieser dritte Gegensatz ist vibvi-
aens als eine vollkommne Wiederholung des ersteh (Ges. 22.) zu betrachten.
Anmerkung. Die Tliiere, in welchen der ganze Dotter sich zum Embryo umbildet (also alle Thiere ohne Hirn und Rückenmark,
mit alleiniger Ausnahme der Sepien) können durchaus kein Amnion haben, und eben so fehlt es noch den Fischen und den
niedrigem Lurchen, da es hingegen Vögeln und Säugethieren durchgängig zukommt
25) Weitere Gegensätze der Bildung treten nun in den verschiedenen organischen Systemen des
Embryo selbst hervor. Dahin gehört 1) der der Stoff-Aufnahme und Stoff-Aussonderung, oder der Verdauung,
Absonderung und Athmung; 2) der des Nerven- und Gefässsystems; 3) der des Muskelsystems und
der Sinnes-Organe; 4) der der Weichgebilde überhaupt und der verschiedenen isolirenden starren Bildungen
oder der verschiedenen Skelete. — Von diesen vier Gegensätzen sind namentlich die beiden ersten für
eigenthümlich verschiedene Formen embryonischer Entwicklung im Ei tfichtig.
26) Was den ersten derselben betrifft, nämlich den der Verdauungs- und aussondemden Gebilde,
so ist er für die Geschichte der Eibildung noch dadurch merkwürdig, dass er häufig durch besondere ausserhalb
des eigentlichen Embryokörpers gelegene Organe ausgesprochen wird ; wobei .dann das auch in der
Bildungs-Richtung entgegengesetzte Verhältniss beider, besondre Bemerkung verdient; Die Verdauungsgebilde
heben nämlich allezeit an mit der Eistoff enthaltenden Höhle der Dotterkugel, welche letztere in den
hohem Klassen ein äusseres Bildungsorgan darstellt und häufig nach und nach in den Embryoleib M n e in -
t r i t t , da hingegen die wesentlich aussondernden, d. i. respirirenden Gebilde gern ebenfalls als äussere
Bildungsorgane/ d. i. als Kiemen oder Athemblase sich darstellen, dann aber au s d em Em b r y o k ö rp e r
h erau s-wa chsen .
Anmerkung. Zu :den letztem Gebilden gehören die . Kiemen vieler iS. Wessen lebender Kerflarven, die heraushangenden Kiemen
mancher Hailischfotiis, die Kiemen der Molche und Frösche h u Larveiumsiande,||je AUantois im Ei höherer Lurche, der Vogel
und der meisten Säugeihiere. — Wie genau übrigens dieser Gegensatz rum Verdauungsapparat dorchgeführt ist, davon zeugt die
Bildung des menschlichen Embryo, als bei weichem,, so. vric.die Dolle,blase bereite .in der allerftilheslen Periode je in ^ Ejdslenz
cbliterirt, so auch die Athemblase sich so zeitig der Beobachtung entzieht, dass es; nicht an Anatomen gefehlt hat, "ilöhe, ■bei^e
Organe dem menschlichen. Embryo abgesprochen'haben, Anch dass jedis dieser bilden Organe seine besondern Blutgefässe
hat (rasa omphilomeseraica und väsi" rnibilicalia) und dass beiderlei Gefässe im Weilern Verlauf der Bildung absterben, bewährt
den merkwürdigen Gegensatz beider.
‘ 27) " Was den ¿weiten Gegensatz organischer Systeme heim Embryo betrifft, nämlich den zwischen
Nerven- nnd Gefässsystem, so wirkt er im höchsten Grade bestimmend auf die gesammte Geslallun» des
Körpers ein. Namentlich ist es merkwürdig zu beobachten, dass allemal diejenige Seite des Thierleibes, an
welcher sich die Centralorg'ane des Nervensystems anlagern, auch am frühesten geschlossen und aasgel>ilde^
wird. Daher finden wir bei den Gliederthieren, (Würmern, Polymerien, Insekten) wo die Ganglienkette auf
der Bauchseite des Thieres liegt, die Bauchfläche am ersten geschlossen und in ihrer Gliederung entwickelt,
während der Rücken längere Zeit gleichsam offen bleibt und die freiliegende Dotterkugek erkennon .lasst,.
Umgekehrt ist bei den Kopfthieren (Fischen, Lurchen, V ö g e« ,||äu g ethieren), wo die, nervigen Gentralor-
gkne an der Rückensipte liegen, die Rückenseite am frühesten geschlossen mul in ihrer Gliederung entwickelt
während die Bauchseite lange offen bleibt und oft erst nach und nach oder a igh^ a r nicht die Dotterkugel
in sich aufnimmt. Der; Antagonismus znUchen/lcfUss : und Nervensystem drückt sich durch die
Lageran» aus indem in den Gliederthieren z. B. die Hauptarterie am Rücken, der Hauptnervenstrang-am
’ Bauche der Himknoten — H M das Herz am Hinterende des Leibes Hegen, dahingegen, in den
Kopfthieren der Gegensatz der beiden Hauptgebilde der Blut- und Marksphäff . durch che Tmüarwirbelsänle
des Rückgrathes geschieden bleiben.
28) Das Hervortreteh neuer Gegensätze in einem sich .entwickelnd™ Organismus geht unter übrigens
gleichen äussern Einwirkungen immer desto rascher von Statten, ¡»nähe r/e r noch dem Zeitpunkte des ersten
Auftretens seiner IndividuaHtät ist. Theilt man daher die embryonische Entwicklung eines Organismus
in mehrere Perioden,. ® sind die Veränderungen, anlangend Grössdi'und Form,, der ersten Perioden immer
ganz unverhältnissmässig mächtiger in den frühem als in den s|g tem Perioden, so dass man sage? könnte,
es verhielte sich die Geschwindigkeit eines sich entwickelnden Körpers ihrer Zunahme hach, g j^ d e trage-
kehrt, wie etwa die eines fallenden Körpers.
Anmerkung.. Es ist Wächst merkwürdig zu beachten, wie dieses Gesetz, demzufolge in jede, Entwicklungsgeschichte d,e ärfäng-
lich reissende Schnelligkeit des gestaltenden Proeesses immer mehr und mehr verlangsamet nnd: (p endlich zum Stillstände gelangt
nicht blos in 'der Entwicklung der thiere, sondern in jedem Bildungsproeesse, heisse er Fflanzenbildung, Entwicklung »ir
_ ä einer Bichtung des geistigen Lebens, Krankheitsentwicklung U. s. w , sich bestätigt - Fragt man nach dem hohem Grunde
dieses Gesetzes, so kann er uns in dem verschiedenen Verhältnisse der belebenden Idee zn der das Bildongs-M.teml darb,eienden
Natur gegeben seyn. Es mnss nämlich ein nnd dieselbe Idee in, kleiner, beschränkter Masse gewaltiger wirken, als in der
grössem ausgedehnter», on.l so, da jede Entwicklung nnr bedingt wird d a » Vermählung vmi Idee und Nalur so ist eben, so.
nothwendig gegeben: ein rascheres, heiligeres Wirken der Idee im Beginn, nnd ein Verlangsamen im Verlauf« und nmner weheren
Ausdehnen der Bildung, als es notliwendigerweise geschieht, dass die Binge, »¿fehl: der m das Wasser geworfene Slein ervor
bringt, anfangs enger, rascher »ad stärker einander folgen, nnd dass sie späterhin, je mehr sie sich ausdehnen, langsamer
und flacher fortschreiten. / . ,
29) Der Zeitpunkt, wo die immer abnehmende Geschwindigkeit einer solchen Entwicklung endlich
ganz zum Stillstände gelangt, ist sehr verschieden, nur bei niedrigen Organismen tritt dieser Stillstand be