schöne Tätowirmuster von jedem betreffenden Lande, das er auf seinen langjährigen
Reisen berührte, auf seiner Haut gesammelt half —, sich von dem Tätowirkünstler die
Bilder u. s. w. in Originalgrösse auf Papier aufzeichnen zu lassen; dann ist jeder
Fehler ausgeschlossen.
Nach den mehrfachen misslungenen Versuchen mit verschiedenen Photographen
fand Prof. B a e l z den richtigen Mann in dem japanischen Maler R. Azukisawa, der sich
in Japan ein Verfahren hatte patentiren lassen, Photographien mit Oelfarbe zu bemalen
und auf diese Weise zu Oelbildern zu gestalten. Dieser Herr Azukisawa c o l o r i r t e nun
die Photographien in der Grösse der Tafeln n a c h d e n le b e n d e n O r ig in a le n .
Hierdurch dürfte wohl die grösstmögliche wissenschaftliche Treue erzielt worden sein.
Auf das eclatanteste geht aus den Tafeln hervor, dass ein Japaner, der sich überhaupt
tätowirt, dies nur an d e n Körperstellen thut, die er, im Gegensatz zu den stets bekleidet
einhergehenden übrigen Japanern n ic h t bedeckt. Die Tätowirung deckt seine Blösse,
sie ziert ihn eben so gut wie der trieuerste Anzug.
T A F E L XII.
1. (a, b, c). B i rm a n is c h e s T ä t o w i r - In s t r u m e n t .
Das Original verdankt der Verf. seinem Freunde A. Philippi in Rangoon. Die
beiden Spitzen der zweigespaltenen PunctirnadeL a können durch ein eingeschobenes
flaches Stückchen Holz beliebig weit auseinander gestellt werden. Wird das Instrument
nicht benutzt, so lässt man a mit dem breiteren (auf der Tafel oberen), schwereren
Ende in die Röhre c gleiten, in deren unterem, dünnerem Theile es sich einkeilt, so
dass das Ganze eingepackt transportirt u. 's. w. werden kann, ohne eine Person oder
das Instrument selbst zu gefährden, b , wie das Ganze in */s der natürlichen Grösse
dargestellt, ist ein mit der Figur eines „nat“ oder „bilu“ (i Vorder-, b Rückansicht)
verzierter Keil oder Bolzen, der in das obere Ende von c zur Beschwerung des ganzen
Instruments eingeschoben wird. Derselbe ist nicht fest mit c verbunden, um das Ein-
und Ausschieben von a zu ermöglichen. Durch die keilförmige Form von a und b wird
ein vollkommen festes Zusammenfugen der eingeschobenen Theile erreicht. Das ganze
Instrument ist aus Messing angefertigt.
Die beim Tätowiren zur Anwendung kommenden Farben, Schwarz (Sesamöl-Russ)
und Roth (Zinnober), werden in kleinen lackirten Holzbüchschen aufbewahrt, deren Form
der der gewöhnlichen birmanischen Beteldosen und Tempelgefässe entspricht.
2. (a und b). F u s s g e s t e l l e in e r S t e l z e a u s d en M a r k e s a s - I n s e ln m it
t ä t o w i r t e r F ig u r . Das Original befindet sich im Besitz des Verf. Die Markesaner
waren (nach W ood. History of Man. London 1870 II p. 389) ausgezeichnete Stelzenläufer.
(Gerade wie früher die Bewohner des Departement Landes in Frankreich.) Sie
vollflihrten Kunststücke, die den Neid eines jeden Acrobaten von Beruf erregen würden.
Eines der Spiele, das sie vorzugsweise liebten, war Wettrennen auf Stelzen, bei welchem
jeder Theilnehmer nicht nur seine Gegner zu überholen, sondern deren Lauf zu kreuzen
suchte, um dieselben zu Fall zu bringen. Sie waren im Stelzenlaufen dermaassen geschickt,
dass sie ohne jede Schwierigkeit über Gelände, das mit grossen Steinen besät war,
rennen konnten.
Das abgebildete Stück einer solchen markesanischen Stelze, welches Verf. s. Z.
in London als „africanischen Fetisch“ erwarb, ist nicht nur als solches interessant,
sondern zumal wegen der Tätowirung, welche die Figur, abgesehen von dem hohen
Haarschmuck, auf dem ganzen Körper aufweist. Auf den Wangen und der Brust sind
gewisse Zeichen, denen vielleicht irgend eine Bedeutung beigelegt wurde, markirt,
während der Rest der Figur mit denselben Tätowir-Mustern versehen ist, mit denen
die Markesaner den eigenen Körper zu verzieren pflegten (vgl. p. 4, 8, 15, 27, 54, 65, 68).
Leider giebt es wenige vollständig erhaltene Markesas-Stelzen; meist findet man
nur den Theil wie 2a und b, der zum Aufsetzen des Fusses diente; das Stück (2a)
wurde durch Bast- und Schilfbänder am unteren Ende und durch die Lücke hinter der
Figur hindurch an der Stelzenstange befestigt. Die Abbildungen zeigen die V4 Grösse
des Originals.
3. K o p f e in e s c e n t r a l a f r i c a n i s c h e n F e t i s c h m it B a l u b a - T ä t o w
iru n g . Das Original, eines der vielen werthvollen Gaben des Stabsarztes Dr. L u dw ig
WoL|, die derselbe aus Centralafriea mitgebracht hat, befindet sich im Museum für
Völkerkunde in Berlin. Mit Erlaubniss von Geheimrath Bastian hatte Herr Directorial-
Assistent Dr. von L u sch a n die Güte, dasselbe für vorliegende Arbeit zu photographiren;
der K opf misst von der Spitze der Kopfbedeckung bis zum Halskragen 35 cm Höhe,
vom Hut- oder Helmrande bis zur untersten Bartspitze 18 cm; die Breite des Kopfes
beträgt in der Höhe der Schläfen 18 cm.
Herr Dr. W o l f hatte die Freundlichkeit, dem Verf. über den Fetisch Folgendes
mitzutheilen:
„Der Fetisch, Buanga in der Balubasprache, stammt aus dem Gebiete des Häuptlings
Tschiewu, 5 0 20 S. Br. und 220 20 östl. L. Gr.
Man schrieb ihm dort die Macht zu, in Abwesenheit seines Besitzers Haus und
Hof gegen Kriegs-, Feuers- und sonstige Gefahren zu beschützen und wurde er in der
Wohnung des Häuptlings auf bewahrt.
E r trägt die Kriegsausrüstung eines Häuptlings und zeigt die alten Tätowirungs-
zeichen der westlichen Baluba, die man noch jetzt in deren Heimath bei älteren Leuten
sieht, (vgl. p. 3.1.)