Person entfernen möchten. Bei dem Ausfuhren des „teleng^kel“ wird ein möglichst
grosses Stück des Familiengeldes auf den Schamhügel gelegt, wodurch angedeutet
werden soll, dass die Frau durch ihren Verkehr mit dem anderen Geschlecht das Geld
der Familie vermehren möge.
Tritt bei der Operation Blut hervor, so wird der Gottheit „Melimräsak“ ein Stück
Geld geopfert, w e l c h e s d a s E ig e n th u m d e r a u s fü h r e n d e n F r a u w i r d , ebenso
wie die vor der Thür an dem Dachrande aufgehängten Gegenstände, die ein Opfer an
die weibliche Gottheit „Tahatoguttum“ sind und „ardahel a tugot“ heissen. Diese Gegenstände
bestanden früher aus einheimischen rothgefärbten Pflanzenstoffen oder aus den bei
Frauen sehr beliebten bunten Glasperlen, heute wird gern dazu ein Stück rothen Zeuges
genommen. Nach dem Beendigen der Operation, die auch nur bei einer „klemfngl“ -
Tätowirung schon zwei Tage in Anspruch nimmt, wird die Frau noch besonders nach
einem festgesetzten Preis bezahlt.
Bei dem besonders stark entwickelten corporativen Wesen der Pelauer, nach
welchem die männliche wie auch die weibliche Bevölkerung getrennte und streng zusammenhängende
Abtheilungen bilden, kommt es oft vor, dass die Mitglieder eines
solchen „kaltfebekels“ eine „klauses“ , d. h. eine Verabredung feingehen, einen gewissen
Körpertheil zu tätowiren, worauf dann in den einzelnen Häuslichkeiten die Operationen
durch verschiedene Frauen ausgeführt werden. Bei den Frauen geschieht es, wenn verschiedene
Mitglieder vorhanden sind, die schon die „mur’s^ durchgemacht, aber ihre
Füsse noch nicht mit dem „telekan“ bedeckt haben. Bei den Männern kommt solche
„klauses“ vor, um sich für einen Kriegszug vorzubereiten; die noch nicht tätowirten
Mitglieder lassen sich z. B. tätowiren und gehen dann zusammen aus einen Kopf zu
stehlen, womit sie ihre volle Mannbarkeit beweisen. Auf ähnliche Weise essen sie
zusammen eine Schlange, die der Gegenstand des allgemeinen Ekels und Verabscheuung
ist, oder hauen einen dicken Stein durch und gehen nachher aus, den K opf zu stehlen.
Die Ausführung der Tätowirung geschieht auf den Pelau-Inse.ln in sehr schwerfälliger
und schmerzlicher Weise, und dieses mag viel dazu beigetragen haben, dass
die jüngeren Generationen sich einem vollständigen Tätowiren gern entziehen, weshalb
die häufige Erscheinung des zerstückelten, nicht ganz • ausgeführten, oft nur durch
Conturen angedeuteten Tätowirens.
D ie im A l l g em e in e n s e h r d u n k le H a u t d e r P e l a u e r v e r u r s a c h t ,
d a s s d a s a n g e w a n d t e P igm e n t n ic h t d e u t l i c h a u f d e r s e lb e n e r s c h e in t
u n d e s e n t s t a n d d a s B e s t r e b e n , d a sM u s t e r a u c h p la s t i s c h d a r z u s t e l l e n ,
und deshalb ist das pelausche Tätowiren eigentlich eine Verbindung eines Pigmentmusters
mit einer Narbenzeichnung. Dieses Bestreben hat zur Folge, dass die Operation
langsam und sehr schmerzhaft wird, und’ sind Entzündungen verbunden mit Eiterungen
beinahe durchgängig das Ergebniss. Im Allgemeinen genommen ist die pelausche
Tätowirkunst im Sinken begriffen und steht im Vergleich mit dem Osten am
niedrigsten.
Das „kalidüdus“ , das Verzieren der Haut mit Brandnarben, ist hier bekannt und
wird neben oder vielmehr vor dem eigentlichen Tätowiren angewandt. Gewöhnlich sind
es die jungen Mädchen, die sich in der Weise des „klogöul“ (nicht ernster Weise) mit
glimmenden Cocosblättern eine Reihe runder Narben den Arm entlang aufbrennen.
Gewöhnlich thun es die Mädchen unter einander, nicht selten geschieht es in Zusammenhang
mit den ersten Liebschaften der jungen Leute. Bei den dunkelhäutigen und sonst
noch an melanesische Beimischung denken lassenden Pelauern
dürfte diese Art der Hautverzierung zu der Annahme fuhren,
dass sie die ursprünglichere Sitte und eine Vorläuferin des
Tätowirens ist, oder dass sie als ein fernerer Beleg der
melanesischen Zumischung gelten könnte, indessen diese Sitte
besteht neben dem Tätowiren auch auf den übrigen Carolinen
und auch in Polynesien, und die Betrachtung derselben als eine
specifisch melanesische dürfte deshalb nicht ganz sicher sein.
Auf der Insel Y a p heisst das Tätowiren „cöbou“
(tschobou) und beschränkt sich bei den Männern ebenfalls nur
auf die Beine. Solche Tätowirung heisst „tumaäy“ , „molönk“
oder auch „gilibe&t“ ' oder „dalabecä“ (an das pelausche
„dalabesäkl“ erinnernd). Sie reicht vom Knöchel bis zum
oberen Drittel des Schenkels, das Bein auf der ganzen Oberfläche
bedeckend. Das Muster besteht hier aus gleichmässig
schwarzem Grunde, der durch reine Linien, „täran“ genannt, die
der Länge nach oder in die Quere verlaufen, in verschiedene
Felder getheilt wird. In den Details dieser Zertheilung herrscht
eine bedeutende Mannigfaltigkeit, und oft sind die beiden
Beine verschieden tätowirt, was jedoch bei der innegehaltenen
Einheit in den Haupteintheilungen nicht so leicht ins Auge
fällt. Charakteristisch für die Tätowirung ist, dass das die
Wade deckende Feld durch quere, abwechselnd helle und dunkle, „gol“ genannte
Streifen ausgefüllt ist, deren Zahl und Breite jedoch in verschiedenen Dörfern nicht die
gleiche bleibt.
Diese „gilebeca“ -Tätowirung kann als die allgemein verbreitete und für Yap
typische betrachtet werden, obwohl z. B. im Lande Gelewfd sämmtliche Einwohner
dieselbe nicht ausführen.
Die andere auf Y a p bestehende Tätowirung heisst „e ö p (auf Pelau: „semolük“ )
und ist diese auch auf den Mackenzie-Inseln zu Hause. Dieselbe erstreckt sich über die
J obst, Tätowiren.