n ic h t schmerzhaft. Die Instrumente bestehen aus einem ca. 1V2Z0II langen Dorn, „gihni“ ,
der mit einem Stück des Astes in der Weise abgeschnitten ist, dass letzteres den
natürlichen Stiel bildet, und aus dem Klopfer, „iboki“ , einem ca. 1 1 Zoll langen, runden
Stäbchen aus Eichenholz, welches am Ende etwas dicker zuläuft und hier mit Bast umwickelt
ist, um den Schlag abzuschwächen. Als Schwärze dient „lamanu“ , d. h.
Russ aus Cocosnussschalen mit Wasser angemisiillt, die meist in einer Cocosschale, 'z u weilen
in besonderen kleinen, aus Lehm gebrannten Schalen, „itulu“ - aufbewahrt wird.
B o c k bezeichnet die Tätowirung bei den Dayaks auf Borneo, wobei die schwierigeren
Muster von Sachverständigen ausgeführt werden, die zuerst die Umrisse in Holz
schneiden und dann die Zeichnung auf den zu verzierenden Körpertheil übertragen, was
vermittelst eines zugespitzten Bambusstäbchens oder einer Nadel, die in ein besonders
zubereitetes Pflanzenpigment getaucht wird, geschieht, als ein „sehr schmerzvolles und
lange Zeit in Anspruch nehmendes Verfahren.44
Im Malayischen Archipel scheint die Operation sonst nicht schmerzhaft zu sein,
da sie, z. B. auf den Mentawej-Inseln, „mit einer, in einem Stückchen Holz befestigten,
Nadel aus Kupfer oder Eisen ausgeführt wird, auf welche mit einem leichten Stückchen
Holz geschlagen wird, um die Spitze durch die Epidermis eindringen zu lassen. Die
dadurch entstehenden Wunden werden mit einer Mischung von gebrannter Holzkohle
und Asche^ tüchtig eingerieben, wodurch die Zeichnung nach Ablauf des Heilprocesses
inC^bläulichgrauer, mehr oder weniger ins Schwarze fallender Farbe zum Vorschein
kommt.441 •
In ähnlicher, schmerzloser Weise geschah auch das Tätowiren bei den Nord-
americanern. Bossu, „Voyage ä la Louisiade44, schreibt: „Die Akansas haben mich als
Landsmann aufgenommen und mir als Zeichen hierfür das Bild eines Eichhörnchens in
folgender Weise auf den Schenkel gedruckt: Ein Indianer verbrannte Stroh, löste die
Asche in Wasser auf und zeichnete mit dieser Mischung das Bild des Eichhörnchens
auf meine Haut. Dies zeichnete er ein zweites Mal, indem er die Linien mit Nadelstichen
punctirte, dass Blut floss; dies Blut, vermischt mit der Strohasche, erzeugt ein
unverwischbares Bild.443 (Das Bild des Eichhörnchens war das Totem des betreffenden
Stamms.)
Den Süd-Californiern liefert der Mescal Dorn und Asche ,3 den Mundrucus in
Brasilien die Pupunhapalme.4
In Hinterindien hat man bis heute, trotz der grossen Verbreitung, deren sich die
Tätowirung dort erfreut, noch nicht gelernt, die bösen Seiten dieser Körperzier zu
mildern. So schildert der oben genannte Reisende B o c k auch die Operation bei den
1 Rosenberg. Mal. Archipel, p. 190. Abbild, p. 197.
a I. p. 10.
3 Bancroft. p. 404.
* Martius. p. 573..
Laos im oberen Siam als eine dermaassen schmerzhafte, dass die, Patienten sich vorher
durch Opium zu betäuben suchen. „Der Farbstoff wird aus dem Russe brennenden
Fettes erhalten, welcher in Thontöpfen aufgefangen, mit der Galle von wilden Ochsen,
von Bären oder Schweinen gemischt und durch Zusatz von etwas Wasser verwendbar
gemacht wird. Zwei Werkzeuge werden benutzt; das eine ist ein kleines scharfzahniges
Sägeblatt, etwa einem Kamme ähnelnd, womit die Umrisse punctirt werden, das andere
ein Stahlgriffel mit scharfer Spitze und Längsriefen, in denen die Farbe sitzt. Mit
letzterem Instrumente werden die Figuren in die Haut gestochen.44
Nicht minder wird bei den Birmanen der Schmuck mit heftigen Schmerzen
erkauft und auch hier suchen die der Operation Unterworfenen sich durch Opium zu
betäuben. Das an und für sich ziemlich schwere, zuweilen 2 Fuss lange, und oft noch
durch ,einen oben eingeschobenen mit einer grotesken Figur versehenen messingenen
Keil absichtlich erschwerte Instrument (vgl. die Lichtdrucktafel Fig. 1. a, b, c), dessen zwei
oder drei unsern Reissfedern entsprechende Spitzen durch ein Stückchen Holz beliebig
auseinander gesperrt werden können, wird, nachdem die Spitzen in eine Mischung von
Russ aus Sesamöl und Wasser oder in Zinnober getaucht worden sind, mit der Rechten
in die Haut gesteckt, wobei der Künstler mit grosser Schnelligkeit punctirend den mit
dem Daumen und Zeigefinger der Linken straff gespannten Conturen eines vorher
skizzirten Bildes folgt. Die Figuren selbst sucht sich der Betreffende aus einem Vorlagebuch,
deren die Künstler stets verschiedene besitzen, aus. (Die Zinkätzungen auf
P* 1 1 3° i 53 und 6 0 sind genaue Copien ^solcher Vorlagen.| - • Ist ein Theil des
Bildes fertig gestochen, so wäscht der Künstler das mit der Russmasse vermischte
spärlich fliessende Blut mit lauwarmem Wasser ab und drückt mit der flachen Hand
oder mit einem feuchten Tuch auf das eben entstandene Bild. S hw a y Y o e sagt: „Skilful
men are very quick at it. I have had fifteen figures done in little over half an hour“ (!).
Was das Tätowiren bei den Japanern betrifft, so ist der Verf. in der Lage, hierüber
sowohl auf Grund häufiger Beobachtung wie eigener Erfahrung genauere Mittheilungen
zu machen, indess hat schon Prof. B a e l z in Tokio in seiner angeführten Arbeit
die Procedur anschaulich und erschöpfend beschrieben. Verf. wird sich daher darauf
beschränken, einige Bemerkungen aus seinem Tagebuch wiederzugeben:
Yokohama, 7. April 1881. Der Täto wir-Künstler, „Horimonoschi“ trat an. Den
Japanern ist durch Regierungsverbot der Spass verdorben, und alle Tätowirten sollen
registrirt werden (ist natürlich nie geschehen); die Folge davon ist, dass der Pferdeknecht,
Kulfflu s. w. jetzt im Geheimen, der gebildete Europäer dagegen öffentlich sich
tätowiren lässt. Mein Professor legte mir aus einem alten Bilderbuch Muster vor; ich
wählte einen Drachen und eine hübsche ,,musüme“ .(, junges Mädchen“ , wörtl. „Tochter“ ).
Der alte Herr, der merkwürdig ehrbar aussah, schob seine Brille auf die vordere
Nasenspitze und begann mit einem Gesichte, als handle es sich hier um Leben oder