wanderer vom fernen Hawaiki her im Canu die Küste Neuseelands erreichten. E r ist
„Christ“ — „the missionaries told us that we should be burned up unless we believed“ 1 — ,
was ihn aber nicht hindert, 4 Gattinnen zu besitzen. Kurz nach seinem Regierungs-
Antritt im Jahre i860 brach der oben erwähnte Krieg aus, während dessen Tauhiao eine
bedeutende Rolle spielte. In den letzten Jahren hat er dem Liebeswerben der Engländer
einigermaassen nachgegeben und im Jahre 1882 sogar Auckland, wo er von Engländern
und Maoris gleichmässig als „king“ gefeiert und behandelt wurde, besucht. N ic h o l l s ,
der ihn 1883 in seiner Stadt Whatiwhatihu sah, schildert ihn (p. 22) „in stature a little
below the medium height, sparely made, but keenly knit, with a round, well formed
head; while his features, which were daborately tattooed in a complete network of blue
curved lines, were well defined in the true Maori mould; and although he has a cast in
the left e ye, his countenance was pleasant, and as he spoke in a slow deliberate way,
he invariably displayed in his conversation a good deal o f cool, calcutating shrewdness.“
Mit den „huia“ -Federn geschmückt, trägt er im rechten Ohr ein Stück geschliffenen
Nephrit (pounamu), auf den die Maoris so hohen Werth legen. Eine Photographie des
jetzt 62 jährigen Tauhiao aus dem Jahre 1883 lässt ihn mit seinen tiefdurchfurchten Zügen
übrigens bedeutend älter erscheinen, wie das aus d. J. 1882 datirte Oelbild des obengenannten
Künstlers, nach welchem die vorliegende Tafel copirt wurde.
T A F E L VII.
Birmanisches B ild mit tätpwirten männlichen Figuren.
Das Original nebst mehreren anderen Bilderbogen kaufte Verf. irrt Jahre 1879
während seines Aufenthalts in Mandalay, der Hauptstadt des damals noch unabhängigen,
jetzt von England annectirten Reiches Ober-Birma. Es ist hier anscheinend irgend eine
Scene aus einer Erzählung oder einem Märchen dargestellt:
Eine vornehme junge Dame, vor welcher zwei Sclavinnen knieen, deren eine~ den
unentbehrlichen Betel in goldener Schale darbietet, hockt auf ihrem Ruhebette. Ein
kleiner Page rutscht auf den Knieen heran und meldet die Ankunft des erwarteten
„Prinzen“ oder sonstigen Anbeters, dem eine verständnissvolle Zofe aufmunternd auf
die Schulter klopft und mit der Rechten das Ziel seiner Wünsche weist. Der Prinz
begrüsst seine Dame nach Landessitte, knieend mit emporgehobenen, gefalteten
Händen, während ein Sklave, das goldene Schwert seines Gebieters auf der Schulter
tragend, sich respectvoll im Hintergründe hält.
1 Kerry-Nicholls „The King Country“ . London 1884, p. 346.
Sämmtliche Personen sind nach der heutigen oberbirmanischen Mode gekleidet:
die Mädchen in bunte, golddurchwirkte Jacken mit engen Aermeln, durch welche
die eigenthümliche Fertigkeit der Birmaninnen, die Arme mit ganz durchgedrückten
Ellenbogen nach Aussen zu verdrehen, möglichst zur Geltung kommt. Die unteren
Extremitäten verhüllt der farbenprächtige „hta-meing“ , dessen angesetzte weisse oder
rothe Schleppe die nackten Füsse bedeckt.
An den beidea Figuren rechts und links von der Dame auf dem Ruhebett kann
man die Gewandtheit bewundern, mit welcher Birmaninnen ihr vorne offenes und überhaupt
riöi der Grösse recht bescheidenes Kleidungsstück mit den Knieen zusammenzuhalten
verstehen.
Von den männlichen Figuren tragen die beiden Sclaven weite Jacken,
ähnlich den chinesischen, während der Held mit entblösstem Oberkörper dargestellt
ist1. Alle, drei sind in der so charakteristischen birmanischen Weise von oberhalb der
Hüften bis zu den Knieen herab tätowirt (vgl. p. 52, 55, 58 und 7 1).'
Das Kleidungsstück des Birmanen, der „putso“ , wird im englischen Unterbirma
nicht mehr zwischen den Beinen durchgezogen, sondern lang herabhängend getragen,
wie der „hta-meing“ von der stehenden weiblichen Figur; er bedeckt also die Täto-
wirung, und darum wird letztere in Unterbirma täglich seltener. Der richtige Birmane
aber schürzt „ den „putso“ hoch, gerade damit seine Tätowirung, zumal bei der gewöhnlichen
knieenden Position, nach Möglichkeit bewundert werden kann.
T A F E L VIII.
Japanische Tätowirung.
Gez. von C lara Jo est.
Die Tafel bringt die genaue Copie der Tätowirung, welche Verf. (vgl. p. 73) auf dem
linken Arme trägt; dieselbe stellt den typischen gehörnten japanisch-chinesischen Drachen
dar. Gleichzeitig mit der chinesischen Schrift, Zeitrechnung, Religion u. s. w. scheint
auch der Drache (tatsu), das Wappenthier Chinas, nach Japan eingeführt worden zu sein,
wo es rasch heimisch wurde und heute in unzähligen Märchen u. s, w. eine Rolle spielt.
Mit Vorliebe wird er ferner sowohl zu symbolischen Darstellungen wie zumal zur Orna-
mentirung kunstgewerblicher Gegenstände, dann auch von den Tätowirkünstlern in
1 Die Sitte, den Oberkörper nicht zu bekleiden, auch Verf.,beiwohnte, der Sultan und seine Brüder
herrscht noch vielfach in Asien gerade in den vor- Minister u. dgl., sämmtlich mit nackten Oberkörpern,
nehmsten Kreisen; so sassen bei einem Festessen, neben den holländischen Beamten in Uniform und
welches der Sultan Hamangku Buwana von Djokd- Frack bei Tisch, eine „bunte Reihe", die nicht ver-
jokerta auf Jawa im Jahre 1880 zur Feier des Geburts- fehlte, einen eigenthümlichen Eindruck zu machen,
tages des Königs von Holland veranstaltete, welchem