mannigfachster Weise benutzt. Die Drachen werden mit je 3 , 4 oder 5 Krallen
an den aus der Schlangengestal't vorn und hinten sich entwickelnden Füssen oder Beinen
dargestellt; Unterschiede zwischen japanischen und chinesischen Drachen bestehen hierin
nicht. Man kann daher z. B. alte Porzellane nicht, wie man früher annahm, an der Zahl
der Drachenklauen auf ihre Herkunft, ob aus China oder Japan, unterscheiden. Auch
über die Zahl der Krallen in beiden Ländern selbst scheinen keine festen Regeln zu
bestehen; der dreiklauige Drache war vielleicht früher Privilegium des Mikado in Japan,
heute zeigt der officielle japanische Drache z. B. auf den Banknoten, 4 Krallen an den
vorderen, und deren, 3 an den hinteren Extremitäten. In China war seit 1644 der
5klauige Drache Vorrecht des Kaisers und der Kaiserlichen Familie, ;d. h. nur diese
durften sich das Wappenthier mit 5 Krallen auf ihre Waffen und Geräthe, Gewänder,
auf ihr Porzellan u. s. w. anbringen lassen. Während der Ming-Dynastie (1368— 1644)
lebte China, mit obiger Ausnahme, unter dem Zeichen des dreiklauigen Drachen. Seit
1644, d. h. seitdem die heute noch herrschende Mandschu- oder Tsing-Dynastie den
chinesischen Thron inne hat, ist der Drache Chinas wieder vierklauig geworden und vier-
klauig sind auch die meisten derselben Fabelthiere, die wir heute auf alt-chinesischen
Porzellanen, z. B. Seladon-Schüsseln und Gefässen in Borneo, Ceram und anderen Theilen
des Malayischen Archipels finden. Auch Korea-Porzellan scheint den vierklauigen Drachen
aufzuweisen.
T A F E L IX.
Japanische Tätowirung.
Gez. von. C la ra Jo e st.
Diese Tätowirung bildet das Gegenstück zu der auf Tafel VIII dargestellten; der
Verf. trägt sie auf dem rechten Oberarm. Je nach der Biegung und Streckung des
Arms verändert auch die junge Dame ihre Gestalt und zumal ihr Gesicht. Die Tafel
dürfte dem Original, nach welchem (vgl. p. 71) die Figur tätowirt wurde, am nächsten
kommen. Die leichteren und tieferen Schatten, auch die dunkle Farbe der Haare, sind
die Folgen mehr oder minder intensiven Einstechens der Tätowirnadeln. Der „horimo-
noschi“ zeichnete die Figur ebenso wie auch den Drachen auf Tafel VIII aus freier
Hand auf den Arm. Das junge Mädchen schreitet nach Landessitte auf ihren „getas“ ,
den Sandalen mit hohen, stelzenartigen Stützen, einher; unter ihrem blauseidenen, mit
Wasservögeln, die sich auf den Wellen schaukeln, bemalten und mit rosa Seide gefüttertem
Obergewande (kimono), das sie mit der Rechten vorne zusammenfasst , während sie in
der Linken eine Rolle des für unzählige Zwecke unentbehrlichen Papiers hält, sieht über
dem rechten Fuss und oben, am Halse, das rothe Hemd aus Seidencr&pe hervor. Der
breite rothgeblümte Gürtel (Obi) ragt in mächtiger Schleife nach hinten und seitlich
heraus und auch die mit grossen Haarstangen aus Schildpatt gezierte Frisur verräth, da
in Japan die Frisur als eine Art Tugendmesser betrachtet werden kann, einen nicht
geringen Grad von Koketterie, ja vielleicht einen gewissen Mangel an Sittsamkeit seitens
des dargestellten Mädchens.
T A F E L X UND XI.
Tätowirte Japaner.
Nach Photographien.
Die Bilder dürften beweisen, dass der Verf. zu der auf p. 49 ausgesprochenen
Behauptung, dass Japan heute das Land sei, in dem noch am schönsten und kunstvollsten
tätowirt werde, berechtigt war. Professor E. B a e l z in Tokio hatte die grosse
Güte., sich der Mühe zu unterziehen, die betreffenden Individuen ausfindig zu machen
und die photographischen Originale der beiden Tafeln anfertigen zu lassen. Die Figur
links auf Tafel X stellt den 60jährigen Gärtner von Prof. B a e l z dar, der vor 35 Jahren
tätowirt worden ist. Die Schwierigkeit bei der Herstellung und späterer Colorirung der
Photographien bestand darin, dass die Tätowirung theils gar nicht, theils nur ganz
schwach sichtbar auf dem Negativ erscheint. Diese selbe traurige Erfahrung hat auch
Schreiber dieses auf seinen Reisen zu seinem Leidwesen gemacht: man k a n n d ie
g e w ö h n l i c h e b la u e T ä t o w i r u n g n ic h t , o d e r w e n ig s t e n s n ic h t g e n
ü g e n d p h o t o g r a p h i r e n (die tiefen Furchen der Neuseeländer erscheinen natürlich
ganz deutlich). Um die einzelnen Muster und Ornamente wirklich zu fixiren, muss
immer noch der Zeichenstift zur Hand genommen werden und das soll ja gerade vermieden
werden, weil der Europäer doch nie im Stande ist, birmanische, japanische u. s. w.
Zeichnungen mit asiatischem Auge zu sehen und zu zeichnen, sondern nur mit
seinen individuell europäischen. Durchzeichnen auf Oelpapier u. s. w. ist bei kleinen
Ornamenten und dergleichen möglich und auch dann noch wegen des steten Ver-
schiebens recht schwierig. Ein anderer Weg, die Tätowirung mit einem nassen, aber
stark ausgerungenen dünnen leinenen Tuch, Lappen oder dergleichen zu bedecken und
dann durchzuzeichnen, ist noch der empfehlenswertheste (auf diese Weise wurden die
Tätowirungen des Verf. copirt), aber auch er hat seine Nachtheile: Bleistift haftet nicht
auf dem nassen Tuch und Tinte verläuft auf demselben, ausserdem wird die Zeichnung,
da das Tuch gespannt war, später bei Trocknen desselben häufig verzerrt; für die
groben europäischen Tätowirungen genügt aber dieses Verfahren. Das Beste ist,
wenn man nicht über unbeschränkte Zeit verfugt oder wenn man nicht Lust hat, sich
selbst tätowiren zu lassen — Verf. kennt einen hochstehenden Marineofficier, der wunder