„malen“ ) ; 1 die Maori „tuhiluhi“ , „malen“ ; die Bewohner des Aaru-Archipels „daes
belabela“ „Zeichen stechen“ , hiermit verwandt ist „belbel“ auf den Kei-, „belbela“
auf den Tenimber- und Timorlaut-Inseln.“ Wörter wie „kolomiit“ auf Ambon, „ilme-
hona“ , „rowaje“ , „rawetaje“ im Babar-Archipel, 3 „moko“ (bei Frauen hotiki)“ auf Neuseeland,
4 „epatu“ , „piki patu“ auf den Markesas, 5 „ngia“ auf Fidschi, 6 „nuy“ , „shinuye“
der Aino, 7 „tuk-nauk“ , „tablu-o-tay“ der Eskimo8 u. s. w. werden wohl auch Wurzeln
sein oder auf solche zurückzufuhren sein, die entweder auf die Operation oder auf die
Zeichnungen Bezug haben.
Für vorliegende Arbeit wurde die Schreibweise „Tätowiren“ gewählt, weil sie heute
wohl die gebräuchlichste ist. Bei der Uebernahme dieses Worts in unsern Sprachschatz
bzw. bei der Transcription desselben sind wir Deutsche in den alten Fehler (vergl.
Zanzibar, Zulu, also Tzantzibar, Tzulu, statt Sansibar, Sulu s. w.) verfallen, dass wir
das englische Wort mit deutscher, statt mit der richtigen englischen Aussprache
gesprochen niederschrieben. Der Engländer schrieb und sprach die Wörter „tattaw4^
oder' „tattow“ ganz richtig (deutsch)-, =4.;tatau; wir Deutsche aber, statt das Wort
„tatauen“ oder „tatauiren“ in unsere Sprache aufzunehmen (wie das z. B. F ö r s t e r that),
machten daraus ein „tätowiren“ mit einem vollkommen unmotivirten w. Das Wort ist
aber jetzt einmal eingeführt und wäre es zwecklos, dasselbe durch ein neugebildetes,
wenn auch richtigeres ersetzen zu wollen.
Der Begriff kann in folgender Weise definirt werden:
Unter Tätowiren9 versteht man den Vorgang, g e w i s s e S t o f f e a u f m e c h a n
is c h em W e g e in d ie H a u t e in e s M e n s c h e n e in z u fü h r e n , um d a d u r c h
m ö g l i c h s t u n v e r g ä n g l i c h e Z e i c h n u n g e n h e r v o r z u b r in g e n .
Ebensogut darf man Tätowirung wohl auch als „eine mit beinahe unvergänglicher
Farbe auf, bzw. in die Haut angebrachte Malerei“ bezeichnen, wie wir denn, mit Ausnahme
der Fälle, wo eine direkte Uebertragung der Sitte des Tätowirens als solcher
anzunehmen oder nachzuweisen ist, immer vermuthen dürfen, dass diesem Brauch der
u n v e r g ä n g l i c h e n Körpermalerei eine Periode vorausgegangen sei, während welcher
die betreffenden Menschen ihren Körper mit v e r g ä n g l i c h e r Malerei bedeckten.
Die Sitte des sich Bemalens, Anstreichens oder Beschmierens war und ist nun
1 F insch, O., in Abh. der Anthrop. Ges. in Wien
1885. L p. 26.
2 R iedel, 1. c. p. 75. 219. 251. 280. 335. •
3 ebenda.
4 Williams, W. Dictionary o f the N—Z. language;
vgl. auch Dieffenbach.
5 L angsdorff, p. 158 (Nukahiwa).
Wilkes, Ch. Narrative of the United States
Exploring Expedition 1838—42. Philadelphia 1844.
P- 375:
r Vgl. des Verf.: „Ueber die Aino auf der Insel
Yesso” in Verh. der Berl. Anthrop. Ges. 1882. p. 180ff.
8 Beechey, F. W. Narrative o f a Voyage to the
Pacific and Beering’s Strait 1825—28. London 1831.
p. 280 und 626.
9 Natürlich handelt es sich hier nur um farbige
Tätowirung. •
eine dermassen allgemein über den ganzen Erdkreis verbreitete, dass wohl schwerlich
von irgend einem Volksstamm in der Welt behauptet werden kann, er habe dieser
Sitte nie gehuldigt, oder er hinge ihr jetzt nicht mehr an. Denn selbst solche Völker,
die vom Bemalen zum Tätowiren oder zur Narbenzeichnung übergingen, sind der alten
Sitte der Bemalung doch noch nebenbei treu geblieben und bei fast allen lässt sich,
wie schon bemerkt, aus dem Wort für Tätowiren auf eine frühere, diesem vorhergehende
Körperbemalung zurückschliessen.
Was den Europäer betrifft, so wird derselbe am Schluss dieser Arbeit besonders
behandelt werden, indess mag hier betont werden, dass wir Deutsche z. B. ohne
irgendwie Feinde der Narbenzeichnung oder der Tätowirung zu sein, heute noch unter
die Anhänger der Körperbemalung zu rechnen sind, einer uralten von unsern ur-
geschichtlichen Vorfahren ererbten Sitte, der wir uns wohl nie, auch wenn unsere
Cultur noch Tausende von Jahren fortschreiten sollte, entziehen werden.
Ehe nun der Versuch gemacht wird, nachzuweisen, w a rum die Menschen sich
bemalten bzw. bemalen, muss in -aller Kürze bewiesen werden, d a s s sie es thun.
Um dem Leser eine trockne Aufzählung nach geographischen Zonen zu ersparen,
mag hier eine Anordnung nach den .bei der Körpermalerei zur Verwendung kommenden
Farben folgen.
Die beliebtesten derselben sind: roth, schwarz, weiss, gelb, blau und grün.
Die r o th e Farbe war und ist auf der ganzen Erde entschieden unter allen die
bevorzugteste. Zumal sind hier die Eingeborenen Nordamericas zu nennen, die
sogenannten „Indianer“ , die bekanntlich ihren Namen „Rothhäute“ durchaus nicht ihrer
natürlichen Hautfarbe, sondern ihrer Liebhaberei, sich mit rother. Farbe einzuschmieren,
verdanken. Die Fuchsindianer, die Dacotah und Schwarzfüsser färbten sich roth;1 die
Bewohner von Kodiak bemalten ihr Gesicht mit Oelfarben, und beschmierten es in
Ermangelung derselben mit rothem Thon oder irgend anderen farbigen Erdarten;*
ebenso die Eskimos, oder die Bewohner des Nutka-Sunds,3 von denen C ook schreibt:
„Zwar ist schon ihr ganzer Leib mit Roth bemalt, allein zur Erhöhung ihrer Reize
färben sie oft noch ausserdem das Gesicht mit schwarzer, brennend rother, oder
weisser Farbe . . . um der Farbe einen Glanz zu verschaffen, streuen sie Blättchen von
braunem eisenschüssigem Glimmer darauf, p. 38. Zugleich bemalen sie die obere und
untere Hälfte des Gesichts, jede mit einer verschiedenen Farbe und zwar so, dass die
Pinselstriche oft wie frische Wunden aussehen.“ Die Koluschen malten viele unregel- •
mässige Figuren mit Ockern, Zinnober, Kohlenstaub und Kreide auf die Gesichter,4
1 WUTTKE. p. 71.
2 Langsdorff,- p. 57.
3 Cook’s dritte Entdeckungs-Reise. Uebers. von
G. Förster. Berlin 1788. II. p. 37, vgl. auch Bancroft
Hub. Howe. The native races o f the Pacific States
o f North America (mit reicher Quellenangabe). London
1875. p. 184.
4 L angsdorff. p. 96.