Flaschenhals abgebrochen. Die Figur ist mit einer ärmellosen Jacke (Poncho) bekleidet,
darunter mit einem Schurz, der bei der hockenden Stellung der Figur die Lenden frei
lässt; ausserdem trägt die Figur eine Mütze mit Flügeln an den Seiten und einem
eigenthümlichen Zierrath über der Stirn. Die Ohrläppchen tragen grosse Ohrpflöcke.
Die Figur hält in der rechten Hand eine Keule, deren nach oben gerichteter Knauf
gegen die rechte Schulter lehnt. Das Gesicht und die Arme sind tätowirt. Das Gefäss
ist in den nackten Theilen der Figur hellroth-terracottafarben. Die Tätowirungen sind
schwärzlichbraun gemalt; das Kleid, die Mütze, die Ohrpflöcke und die Bindehaut der
Augen, sowie die Keule sind weiss, ebenso die vordere Hälfte des Schurzes, während
die hintere Hälfte desselben dunkelroth ist. Die Figur misst 18 cm. in der Höhe und
12,5 cm. der Breite.“
•Was die Tätowirung der Arme der letzteren Figur betrifft, so zeigt dieselbe ein
ähnliches Muster, wie das von den Herren Stübel und Reiss in Ancon gefundene und
in vorliegender Arbeit p. 47 erwähnte Stück Menschenhaut.
Ein jeder Zweifel, ob es sich hier vielleicht doch nur um Bemalung, nicht um
Tätowirung handle, schwindet bei näherer Betrachtung der Fig. 1, auf welcher (zumal
in die Nase) die Muster eingekratzt — „labrados“ — sind. Noch viel stärker tritt dies
bei einigen im Museum im Trocadero zu Paris befindlichen altperuanischen Thon-
gefässen hervor; dasselbe Museum besitzt ebenfalls Stücke altperuanischer tätowirter
Menschenhaut.
T A F E L II.
Papua-Frau von Rogia ( Heath-Insel.) China-Strasse. Neu-Guinea.
Gez. von O. Finsch .
Die Rückenseite der dargestellten (vgl. p. 40) Person zeigte eine ähnliche Paterne
wie die vordere, ohne deshalb mit derselben übereinzustimmen. Die Schenkel sind in
ähnlicher Weise tätowirt, doch habe ich keine Zeichnungen machen können, da die
meisten Weiber der Mission angehörten und ohnehin solchen Abscheu gegen Abzeichnen
hatten, dass mir das vorliegende Bild schon Mühe genug kostete. Die betreffende Frau
ist der echte Typus einer Papuafrau und könnte ebensogut von Port Moresby, von der
Humboldt-Bai oder aus Neu-Britannien herstammen. Der dunkelbraune Ton der Haut
entspricht der am häufigsten vorkommenden Färbungsstufe, die übrigens allenthalben
sehr bemerkenswerthe Variationen aufweist, nicht blos innerhalb desselben Stammes,
sondern auch des Dorfes, ja der Familie. Es giebt dunkler, wie ansehnlich heller
gefärbte Individuen, die dann zuweilen nicht von Oceaniern zu unterscheiden sind und
zu der irrigen Annahme malayischer oder polynesischer Einwanderung führten.
Das gleichmässig geschorene Haar zeigt den echten melanesischen Typus (fein
spiralig gedreht), und bildet eine dichte wollige Kappe, wie sie in diesem Gebiete am
meisten üblich ist. Die Augbrauen sind, wie sehr häufig bei Melanesiern, ausgerissen.
Die Frau war sehr kräftig gebaut und mochte Mitte der Zwanziger stehen. Wie g e wisse
Merkmale zeigen, hatte dieselbe Kinder gehabt.
Um das Bild zu vervollständigen, mag noch des besonders reichen Ausputzes
gedacht werden. Im Ohr ist ein werthvoller Schmuck aus „samakupa“ , runden
Scheibchen aus Spondylusmuschel befestigt. Die Lenden gürten volantartig drei hochfeine
„nogi“ , von denen die zwei oberen, wie die lange Seitenschürze, ansprechend in
künstlich gefärbtem Kirschroth und gebleichter Naturfarbe abwechseln. Diese „nogi“
werden aus der gespaltenen Blattfaser der Sagopalme gemacht und vom Festlande
importirt, da die Sagopalme auf den Inseln nicht vorkommt. Diese weit über Melanesien
verbreiteten Schürzen kleiden, namentlich junge Mädchen, in der That ebenso coquet
als niedlich.
Das Instrument in der Rechten ist ein „kirä“ , die eigenthümliche und höchst
originelle Art Tabakpfeife, wie sie sich in gleicher Weise unter dem Namen „baubau“
in Port Moresby und einem grossen Theile der Südostküste, aber nirgends an der
Nordostküste oder anderwärts in Melanesien findet. Das „kirä“ , das in seiner Form
an eine chinesische Opiumpfeife erinnert, besteht aus einem Stück Bambu, mit einem
seitlichen Loche, welches zur Aufnahme einer roh gefertigten Cigarette dient, wie dies
die Abbildung zeigt. Diese Cigarette ist eigentlich nichts anderes als eine mit grob
geschnittenen Tabak gefüllte kleine Düte aus einem Stück Baumblatt.
Das Rauchen entwickelt sich nun in folgender Weise: Das „kirä“ wird mit dem
breiten Ende in den Mund genommen und voll Rauch gesogen, ist dies geschehen, so
hält man das breite Ende mit der Hand zu, nimmt die Cigarette heraus und saugt aus
dem kleinen Loch den Rauch ein, ein Genuss, dem Alt und Jung, Mann wie Frau
leidenschaftlich ergeben sind. Europäische Tabakspfeifen haben daher in den Gebieten,
wo das kirä oder der baubau regiert, keinen Werth. Ich darf versichern, dass das
Rauchen aus dem kirä äusserst effectvoll ist. O. F in s c h .
T A F E L III.
Eingeborener von Banaba (Gilbert-Inseln).
Gez. von O. Finsch .
B a n a b a , das „Ocean Island“ der englischen Karten, von den Eingeborenen
„Banab“ genannt, ist eine ziemlich isolirte kleine Insel unter ca. 5 0 s. Br. und 16 9° 45'
öst. L., über die wir im Ganzen nur sehr wenig wissen. Wie .Nawodo- (Pleasan