an, die die Hände, die Fusssohlen sammt den Nägeln roth beizt, zu den gelben Hottentotten1,
den dunkelbraunen Bantu-Völkern2, bis zu den Schwarzen an der Loangoküste,
am Congo3, am Nyassa-See4, überhaupt bis hinab zu den barbarischen Negern des
centralen Africa, sie sämmtlich lieben es sich roth zu bemalen. Wer erinnert sich nicht
der Schilderung des Monbuttu-Königs Munsa und dessen Weiber, die S chweinfurth5
uns liefert:
„Am ganzen Leibe war der König mit der landesüblichen Schminke von Farb-
holz eingerieben, welche seinem ursprünglich hellbraunen Körper die antike Färbung
pompejanischer Hallen verlieh. Seine Frauen wetteiferten in kunstvoller Bemalung des
Körpers. Die mühsame Bemalung des Körpers mit Gardeniasaft bietet dem Beschauer
eine unerschöpfliche Mannigfaltigkeit der verschiedensten Muster. Bald sind es Sternchen
und Malteserkreuze, bald Blumen und Bienen, die dargestellt erscheinen, dann wieder
finden sich streifenförmige Zeichnungen zebraartig über den ganzen Körper vertheilt,
Tigerflecken und gescheckte Muster von unregelmässiger Form, marmorirte Adern und
schachbrettartige Carrirung u. dgl. Jede Monbuttufrau sucht bei festlichen Zusammenkünften
ihre Rivalin an Erfindungsgabe in dieser Richtung auszustechen.
Ganz abgesehen von der Bemalung der Frauen bedienen sich die Männer.'einer
aus pulverisirtem Rothholz bereiteten Schminke, indem sie dieselbe mit Fett zusammengerieben
gleichmässig über den ganzen Körper vertheilen.“
Was Europa und Asien betrifft, so bilden beide keine Ausnahme. Wenn auch bei
uns in Folge der Kleidung von einer K ö rp e rb em a lu n g nicht die Rede sein kann, so
herrscht doch die sich meist allerdings auf das weibliche Geschlecht beschränkende
Sitte des Rothschminkens der Gesichter bei a l l e n Europäern.
In Asien wird aus weiter unten anzufiihrenden Gründen der gelben Farbe vor
der rothen der Vorzug gegeben, rothe Körperbemalung finden wir aber auch z. B. bei
den Sakais der malayischen Halbinsel, wo „the women Ornament their faces and their
breasts with red figures, traced with the juice of the fruit of the anatto (bixa orellana)f
which they cultivate for that purpose,“ 6 dann bei den Bewohnern der Andamanen,7,und
auch viele Millionen frommer Indier (in Vorderindien) lassen sich täglich ihr Kastenzeichen,
zu denen mit Vorliebe Roth verwandt wird, auf die Stirn malen. In Aigun in der Manschurei
sah der Verf. Mädchen und Frauen, die ihre Gesichter in toller Weise mit
x vgl. Note i auf p. 2 / '
3 vgl. des Verf.: Um Africa. Cöln 1885. p. 130
und 141.
3 Ausland 1886. p. 940.
4 z- die Wakonde. Globus 50. p. 322 u. 325:
„DerKönig erschien ganz nackt und ganz roth gefärbt;“
vgl. auch Johnston, H. H. The People of Eastern
Equatorial Africa. ' Journ. Anthrop. Institute 1885. p. 6.
5 Im Herzen von Africa. Leipzig 1878. p. 254.
6 Journal of the Anthrop. Institution. London 1885.
p. 293.
7 Verh. d. B. A. G. 1877. 9. p. 52.
zartem Rosa oder mit grünlich schillerndem Anilinviolett gefärbt hatten;1 dasselbe
berichtet Prejevalsky aus Central-Asien.g|Proc. R. G. S. April 1887.) —
Nächst der rothen ist es die s c h w a r z e Farbe, die sich grosser Beliebtheit bei
den verschiedensten Völkern der Erde schmeicheln darf, doch wird der Verf., um den
Leser nicht zu ermüden, sich kürzer fassen. Während die rothe Bemalung sich auch
bei den Cultur-Völkern bis auf den heutigen T a g erhalten hat, sehen wir Schwarz, mit
dem sich für den civilisirten Menschen, zumal wenn es zur Färbung des Gesichts oder des
Körpers verwandt wird, immer der Begriff des Schmutzes verbindet, nur von Natur-
Völkern, von sogenannten Wilden gebraucht; vielfach findet es mit Roth zugleich Verwendung.
Schwarze, sorgfältig ausgeflihrte Bemalung hebt sich von einem helleren
(gelben, gelbbraunen) Körper oft recht gefällig a b ; man vergleiche z. B. die Abbildungen
bei von den S teinen, Durch Central - Brasilien p. 258 oder Tafel I im 1. Heft (1. Jahr-
gang) der Original-Mittheilungen aus der .Ethnologischen Abtheilung der Königl. Museen
zu Berlin, oder man denke an das Zebra, den Tiger u. s. w. E s ist darum ganz erklärlich,
dass hellere Rassen, wie die Caingang am Parana2, die Goajiras3 und Aruacos4,
die Bakairf und Yuruna in Brasilien5, die Terenos und Cadivdos in Paraguay6, oder die
Botokuden7, Patagonier8 und Feuerländer9, ebenso wie in Nordamerica die Haidah,
die Modoc, Pueblos,, Californier und die Maya-Völker10 sich schwarz bemalen, aber auch
die tiefdunklen Söhne Afrieas und Australiens, dann zumal die Melanesier" und Papuas12
lieben es sehr, mit derselben Farbe sich anzustreichen.
Wilkes hat uns eine unterhaltende Schilderung eines Fidschi-Stutzers hinterlassen:
15 „The face undergoes its daily ornamental style of painting. The oil of the
„maiketa“ , mixed with the soot or lampblack o f the „laudi“ nut, is used to blacken it,
and when this can be relieved by a vermilion nose, a few spots here and there of the
same colour on the face, or a broad band of it passing diagonally over the visage,
1 vgl. d. Verf.: Aus Japan nach Deutschland
durch Sibirien. Köln 1883. p. 82.
3 Globus 50. 236.
3 Simons. An Exploration of the Goajira Peninsula.
Proc. R . G. S. London 1886. p. 781. The
powders „mapuatepo” ör „manua” are rotten wood;
„guanapaia” a black stain from a wild nut; and
„parisa” very popular among the fairer sex, is the
colour extracted from a leaf and mixed with fat.
4 Nach einer Mittheilung von Dr. Sievers.
5 v. ©. Steinen, p. 169. 254: Einzelne Männer
hatten unterhalb des Halses um Nacken und Brust
zwei schwarze Streifen gemalt und Unterschenkel und
Vorderarm schwarz gefärbt. 265.
6 Orig.-Mitth. aus der Ethnol. Abth. Berlin, I. 1.
P- 12- :iS-
7 Prinz zu Wied. II. 1 1 fr.
8 Wilkes, p. 126: they mark their faces vertically
with charcoal; Waitz. III. p. 506.
9 Cook aus Banks’ Tagebuch: deux Américains
avaient le corps presque entièrement couvert de lignes
noires dans tous les sens, ce qui faisait un coup d’oeil
fort extraordinaire. Voy. II. p. 282.
10 Bancroft, p. 734.
11 Meinicke. I. p. 62. 175. 225; Wilkes. III. p. 49.
127. 134. 13 F insch. 1. c. p. 22. 23: zum Schwarzfärben des
Körpers wird Russ von verbrannten Cocosnussschalen
angewendet; vgl. auch Rosenberg. Der Malayische
Archipel. Leipzig 1878. p. 431.
*3 fj§ c . III. p. 374-