ward S p ä t e r sah. man dann I dem Wasser ein Mittel zur Abwehr von Krankhe.ten
und Unglück bzw. der diese'' verursachenden bösen Geister und noch später
sich aus dieser Waschung sogar ein christlichesTSacrament, welches nur Priester, dl«
dafür bezahlt werden, ertheilen dürfen.- Bei den Juden ist aber die Beschne.dung
n ic h t das, was die. Christen ein Sacrament nennen, ispndern die Beschneidung darf von
je d em rechtgläubigen Juden-ausgeführt werden. Da aber der Rabbiner in Folge seiner
Stellung undMebung eine viel grössere Sicherheit in der Operation besitzt, wie
etwa der einzelne Familienvater, f o lassen auch die meisten Juden ihre Kinder» vom
Rabbiner beschneiden. Gerade so verhielt es sich mit dem Tätowiren in der Sudsee:
man Hess sich gern vom Priester bearbeiten, weil der die Kunst ..aus den p. 27
und 28 angeführten Gründen am besten verstand; von einem „heiligen“ Geschäft ist
durchaus keine Rede. '
Letzterer Auffassung wird auch durch'das unwiderlegbare Zeugniss des unsterblichen
Cook gestützt, der im II. Bde. des oft angeführten Werks ausdrücklich s a g t - „Die
Priester -in Tahiti haben sich zwei Ceremonien angeeigneSjt aüf| den sie bedeutenden
Vortheil erzielen: die eine ist das Tattau (oder der Gebrauch sich in die Haut zu stechen)
und die-andere die Beschneidung, d ie b e id e k e in e r l e i B e z ie h u n g z u r R e l i g io n
h a b e n . . . . Da die Priester allein, die .schwierige Operation des-Tattau vollziehen
können . . . kann man dieselbe, (mit der Beschneidung);.; a ls Ceremonien betrachten, die
der Geistlichkeit Honorar, einbringen.“
Was nun weitere Behauptung von Gerland-Waitz betrifft, „man habe das
Tätowiren auf die Götter seihst zurückgeführt“ , so. ruht dieselbe auf zwei sehr schwachen
Füssen. Gerade die tahitische Sage, „dass zwei Söhne dej.Taaroa die Tätowirung erfiaiden
hätten, um dadurch ihre schöne Nichte, welche in strengerHaft und engem Gewahrsam
gehalten wurde, h e r .v o r z u lü c k e n und. ih r e r L i e b e S u g e m e s s e n , “ 3 beweist
p d o eh auf das schlagendste, dass die beiden Jünglinge sich v e r s c h ö n e r n wollten, und dass
ihnen diese Absicht auch gelang; und aus dem an zweiter Stelle: angeführten Beweise,
der „Heiligkeit“ der. Tätowirung auf Samoa, „weil zwei g t th e ite n , Taema un<®
Tilafainga von Fidschi herübergeschwommen sein sollen, unter dem beständigen Gesang,
tätowirt die Männer, nicht die Frauen‘S j | e in e Geschichte, der man auf Tonga wieder
begegnet, nur mit dem Unterschiede, dass hier der Ueberbringer der Botschaft keine
„Gottheit1-, sondern ein gewöhnlicher Sterblicher von Tonga ist, der seinen Landsleuten
die auf Fidschi herrschende Regel Uberbringen wollte: „Tätowirt die Weiber, aber nicht
die Männer“ , der aber unterwegs (?|i über einen Baumstamm stolperte, seine Lection
vergass und seinen Landsleuten die verkehrte Botschaft überbrachte: „Tätowirt die
x Die Nothtaufe von Hebammen, Schiffecapi- 3 p. 519*
tänen u. s. w. kommt hier nicht in Betracht. 3 Waitz. VI. p. 35-
Männer, aber nicht die Frauen“ 1 — ersieht man wiederum das Verkehrte, jede heidnische
Fee oder Nixe mit dem zu verwechseln, was wir Christen einen Gott oder eine Gottheit
nennen. •'
Während nun nicht bestritten werden soll, dass aus der ursprünglich rein kosmetischen
Tätowirung sich mit der Zeit gewisse, an bestimmte Figuren und Ornamente
gebundene Begriffe, z. B. durch Einstechen des Totem der der Stammesangehörigkeit
u. Si w. entwickeln konnten, geht Waitz von dem Gedanken aus, „der Wilde habe sich
das Zeichen des Gottes aufgemalt, dem er angehörte, sei es als Einzelner, sei es als
Stammgenosse: d e r G o t t s e n k t e s i c h m it s e in em B i ld a u f ih n n ie d e r und
h e i l i g t e ih n und s e in e U m g e b u n g d u r c h d e n E in z u g . “ Dies sucht er an
dem Beispiel der Neuseeländer zu beweisen: „A u f Neuseeland heisst die Tätowirung
„moko“ , d. h. „Eidechse“ , „Schlange“ , nach Hale wegen der krummen Linien, aus denen
sie besteht“ , und weiter unten: „In Neuseeland heisst die Tätowirung „moko“ , „Eidechse“ ,
„Schlange“ . Hale’s Deutung von den schlangenähnlichen Linien ist nicht richtig, da
diese Linien erst späteren Ursprungs sind. Allein Eidechsen, Schlangen, Fische fanden
wir überall'häufig aufgezeichnet und Schouten fand 16 16 dieses Muster in Paumotu als
einzig gebräuchliches. Wie nun, wenn das Bild dieser Thiere ftir die Tätowirung von
ganz besonderer Bedeutung war? Es ist deutlich, wie dann der neuseeländische Name
eine wirklich feste Bedeutung gewinnt.“ 3 Dann folgt der obige Satz.
Vorausgeschickt mag hier werden, dass es doch wohl gewagt ist, zur E r klärung
des n e u s e e lä n d i s c h e n Wortes „moko“ einen Gebrauch auf P a um o tu heranzuziehen,
dann aber heisst Schlange bei den Maoris überhaupt gar nicht „moko“ ,
sondern „neke“ oder “ nakahi“ .
Wenü - man glauben soll, dass die Neuseeländer, die man sich nach Schilderung
der Europäer, die als Erste mit ihnen in Berührung kamen, doch nicht gerade
als grosse Philosophen vorstellen kann, sich beim Tätowiren wirklich sagten: Die Seele
meines verstorbenen Vaters oder Grossvaters ist in eine Eidechse gefahren; um mich
nun vor den Verfolgungen dieser armen Seele oder dieser Eidechse zu sichern, lasse
ich mir deren Bild auf den Leib pfetzen, wodurch sich die Gottheit auf mich senkt — so
muss vor allen Dingen die Frage beantwortet werden, ob denn die Maoris, — nur um
diese handelt es sich hier bei Gerland :—-, sich wirklich überhaupt jemals Eidechsen
auf den Leib punctirt haben? Und diese Frage muss entschieden v e r n e in t werden.
Unter den unzähligen tätowirten neuseeländischen Schädeln, die bekannt sind,
dürfte sich auch nicht ein einziger befinden, der das Bild einer Eidechse trüge. Cook
beschreibt den ersten Neuseeländer, den er zu sehen bekam und der leider sein» erstes
1 T ylor. E. B. Primitive Culture. London 1871.
P- 355-
3 V I. 35.