Island) ist sie kein Atoll, sondern eine ‘ durch submarine vulcanische Einflüsse gehobene
Goralleninsel von ca. 400 Fuss Höhe, an welcher es sehr schwierig ist zu landen
und die deshalb kaum von Schiffen besucht wurde. In früheren Zeiten blieben selbst
Walfischfanger fern, da die Insel' keinerlei Vorräthe abzugeben vermag.
Mit Nawodo ist Banaba als der westlichste Ausläufer der Gilberts-Gruppe (Kings-
mill) zu betrachten und liegt 270 Seemeilen westlich von Nanutsch entfernt. Unzweifelhaft
stammt die Bevölkerung von diesen Inseln her, mit denen sie in Sprache wie Sitten
und Gebräuchen durchaus übereinstimmt. Seit langer Zeit hat aber jeder Verkehr aufgehört,
da die Banabesen nur schlechte, nicht seetüchtige, kleine Canus besitzen. Die
Eingeborenen wohnten früher in Dörfern nahe dem Strande, ganz wie in den Gilberts,
von denen man noch die Spuren sieht, und ihre Anzahl mag einige Hundert betragen
haben. Sie nährten sich hauptsächlich von Fischfang und den Erträgen der Cöcos-
palmen, da selbst Pandanus, der in den Gilberts für die Ernährung der Eingeborenen
wichtig wird, nur spärlich vorhanden ist und kein Taro gebaut wird. Aber die zufällig
eingefuhrten Kürbisse gedeihen trefflich, und auf sie waren die Eingeborenen in den
letzten Jahren hauptsächlich angewiesen. In Folge anhaltender Dürre, wie sie nicht
selten 'auch die Gilberts heimsucht, sowie wegen hohen Alters, sind die Cocospalmen
auf Banaba nämlich ertragsunfähig geworden und damit versiegte die Hauptnahrungsquell#
der Eingeborenen. Wiederholt trat Mangel und Hungersnöth ein und die Eingeborenen
waren froh, durch Schiffe weggeführt zu werden. So brachte schon vor einer
Reihe von Jahren der menschenfreundliche Capitän-eines Walfischfängers, der zufällig
Banaba anlief, eine Anzahl nach Kuschai (Strongs-Island), wo ich sie 1880 antraf.
Niemand würde im Stande gewesen sein,iSfsie inmitten der Kuschaier von Letzteren zu
unterscheiden und ich wurde nur durch die Tätowirung Einzelner, aufmerksam und erfuhr
auf Befragen den Thatbestand. Im Jahre 1879 und 1880, wo wiederum Hungersnöth
herrschte, würde der grösste Theil der Bewohner Banaba’s von Werberschiffen al|
Arbeiter nach Samoa, Hawaii und Tahiti mitgenommen und so vom Hurigertode g e rettet.
Ich selbst sah damals zahlreiche Individuen in einem Zustande der Abmagerung,.
der es kaum möglich scheinen Hess, dass solche Menschen überhaupt noch-leben konnten.
In der That starben verschiedene, namentlich Kinder, in Folge von Hunger.
Die meisten Banabesen sind wohl nach Tahiti gekommen; das französische Schiff
„Buffon“ nahm allein deren 120 mit. Als Capitän Breckwold vom deutschen Schuner
„Tongatabu“ im März 1880 Banaba besuchte, fand er nur noch 35 Eingeborene:
15 Männer, 10 Frauen und 10 Kinder, die es ausschlugen, mit nach Samoa zu gehen.
Sie glaubten, dass für eine so geringe Zahl die Nahrungsmittel der Insel äusreichen
würden, denn auch diese Naturkinder haben das Gefühl der Heimath und trennen sich,
so ärmlich dieselbe auch sein mag, nur im äussersten Falle von derselben.
Die T ä t o w i r u n g auf Banaba gleicht im Ganzen der auf den Gilberts, und istwie
dort h e u t e 's e h r s e l t e n , namentlich bei Männern. Sie beschränkt sich meist auf
Brust und Rücken, seltener zugleich auf Arme und Oberschenkel und findet sich, wie
erwähnt, am häufigsten bei Frauen. Aber auch unter diesen gehören Individuen, welche
die genannten Theile mit Tätowirung verziert haben, zu den Ausnahmen. Gewöhnlich
beschränkt sich die Tätowirurig nur noch auf einige Längslinien oder querstehende Zickzacklinien
auf Oberschenkel und Armen; die meisten sind heute gar nicht mehr tätowirt.
Das Charakteristische in der Zeichnung der Tätowirung auf Banaba, wie in den
Gilberts besteht in breiten Längsstreifen mit feinem Zickzackmuster; gebogene Linien
oder Schnörkel kommen nicht vor. Obwohl die Tätowirung der Marshall - Insulaner
ebenfalls nur aus geraden Linien besteht, so ist die Paterne doch eine ganz verschiedene.
Wie erwähnt, werden auf Banaba, wie auf den Gilberts, die Längsstreifen mit Zickzackmuster
meist auf Brust *und Rücken angewendet, nur höchst selten auf Armen und
Beinen. Gewöhnlich wird die obere Hälfte des Oberschenkels mit denselben verziert,
die in ihrer Gesammtheit ein blattartiges Muster, ähnlich einem Palmblatt, darstellen.
Das Letztere mag daher der Paterne zu Grunde liegen.
Der hier abgebildete Mann von Banaba gehört hinsichtlich seiner reichen Tätowirung
zu d en A u sn a hm e n nicht blos für diese Insel, wie die Gilberts, sondern für
den ganzen westlichen Pacific überhaupt; er war d a s am r e i c h s t e n t a t o w i r t e
In d iv id u u m , welches ich in diesem Gebiete überhaupt sah. D|e Zeichnung der Rückseite
correspondirt mit der vorderen; auf jeder Rückenseite vier Ziekzacklängsstreifen;
Arme und Beine entsprechend. Ich traf dieses Individuum, anscheinend ein guter Dreissiger
und in jeder Hinsicht ein typischer Oceanier, an Bord des französischen Werberschiffes
„Buffon“ , mit welchem er nach Tahiti ging und freue mich, dass die so besonders reiche
Tätowirung für die Wissenschaft gerettet, werden konnte. Wie auf so manchen anderen
Inseln darf die Tätowirung auch hier als bereits untergegangen betrachtet werden.
Auf Befragen erfuhr ich, dass die ganze Tätowirung dieses Mannes in Zeit von drei
Monaten gemacht worden war, und weder mit dem Rang noch irgend einer besonderen
Stellung desselben etwas zu thun hatte, sie wurde einfach als Körperschmuck betrachtet.
Die Bekleidung ist die auch in den Gilberts für Männer übliche; eine Matte aus
gespaltenen Streifen von Pandanusblättern. O. F in s c h .
T A F E L IV.
Hiriti-Paerata, neuseeländischer Häuptling und Puketapu, die Frau eines solchen.
Nach den P o rtra its von G . L in da u er gez. von O. P re issle r.
Wie'schon im Vorwort bemerkt, waren die Originale zu Tafeln IV—VI, Oel:
bilder in Lebensgrösse, in der neuseeländischen Abtheilung der Indian and Colonial