Exhibition in London ausgestellt. Sie stellen Persönlichkeiten dar, die in der Geschichte
Neuseelands eine bedeutende Rolle gespielt haben, bezw. noch spielen.
Trotzdem Neuseeland seit beinahe 50 Jahren von den Engländern zur Colonie
erklärt worden ist, wird ein grosser Theil der Nordinsel (auf der sich auch die Stadt
Auckland befindet), von Maoris bewohnt, die sich vollständig unabhängig erhalten haben,
die ihren eigenen König besitzen, und die in den Jahren 1860—65 einen blutigen Krieg
mit den Engländern ausfochten, dem Letztere froh waren, durch Nachgiebigkeit und
allerhand Concessionen endlich ein Ende machen zu können.
In einem der erbittertsten Gefechte dieses letzten Maorikriegs zeichnete sich der hier
abgebildete Häuptling H i r i t i P a e r a t a in hervorragender Weise aus, so dass er neben
R e w i als „the hero of Orakau“ bezeichnet wird. Drei Tage lang, vom 30. März bis
1. April 1864, vertheidigten 300 Maoris, darunter viele Weiber und Kinder, das befestigte
Dorf Orakau gegen über 1600, mit mehreren Armstrongkanonen ausgerüstete, englische
Soldaten. Ohne einen Tropfen Wasser, ohne weitere Nahrung wie einige rohe Kartoffeln,
schlugen sie fünfmal die anstürmenden Engländer zurück und erst am Ende des dritten
Tags, als ihnen die Munition zu Ende ging und als ihr Häuflein um mehr als die Hälfte
zusammengeschmolzen war, verliessen sie ihr brennendes Dorf und es gelang ihnen, die
englische Linie an einem schwachen Punkte derselben zu durchbrechen. Dass ihnen
diese „escape, Flucht“ , wie die Engländer jenen heldenmüthigen Rückzug merkwürdiger
Weise nennen, glücken konnte, wirft ein eigenthümliches Licht auf die’ englischen
Strategen; die überlebenden Häuptlinge Riwi und Hiriti Paerata aber wurden neuseeländische
Nationalhelden. Letzterer -trägt als Zeichen seiner Häuptlingswürde zwei
„huia“ -Federn im Haar; sein Ohrschmück1 scheint ein polirter Knochen zu sein.
P u ke tapu , die Gattin des auf Tafel V. Nr. 2 abgebildeten Häuptlings Renata
Kawepo, besitzt die charakteristische Tätowirung der Maori-Frauen bezw. Mädchen (vgl.
p. 109); zumal die Lippen sind zierlich gezeichnet.
T A F E L V.
Portraits, Gyfismaske und ornamentirte Geräthe von Eingeborenen von Neuseeland.
Gez. von P . P re issle r.
Nr. 1 stellt den Maori Matene T e Matuku dar, einen der wenigen heute noch
lebenden Neuseeländer, die in ihrer Jugend die erschlagenen Feinde verspeisten. Seine
Tätowirung ist recht charakteristisch für die ältere Generation.
Nr. 2 R e n a t a K aw e p o , Häuptling der Hawke-Bay und Gatte der auf Tafel IV
abgebildeten Puketapu. E r trägt dieselben Häuptlingsabzeichen wie Hiriti Paerata; seine
Tätowirung erstreckt sich sowohl auf die Lippen, wie auf die Augenlider.
Nr. 3 ist die Abbildung eines Gypsabgusses des Antlitzes von W ir em u K in g i
T e M a n ew h a , Häuptling der Ngatirankawa.
Fig. 4 zeigt einen ornamentirten getrockneten Flaschenkürbiss, wie sie vielfach
als Wasser- u. s. w. Gefässe verwendet werden; Fig. 4 die Spitze einer Lanze (huata oder
hani) bezw. eines mit Flachs- und Hundehaaren gezierten Häuptlingsabzeichens. Die
Ornamentirte hölzerne Spitze stellt eine tätowirte menschliche Zunge vor; bei den
meisten dieser Lanzen erkennt man, wenn man sie mit der Spitze nach unten betrachtet,
deutlich auf letzterer unterhalb des Flachsbandes ein menschliches Gesicht, dem der
Flachs so als Perrücke dient, mit lang heraushängender Zunge.
Fig. 6 ist eine geschnitzte Holzschachtel.
Diese, letzten 3 Gegenstände wurden abgebildet zur Erhärtung des pag. 28 ausgesprochenen
Satzes, dass die Muster, die Paterne der Tätowirung immer den Ornamenten
entsprechen, mit denen die betreffenden Leute auch die Gegenstände ihres täglichen
Gebrauchs, ihre Waffen, Geräthe u. s. w. verzieren. Lieblingsornament der Neuseeländer
ist vor Allem die Spirale, die bei der Tätowirung der Nasenflügel und -Wurzel
beinahe ausschliesslich zur Geltung kommt, dann auch die in der Mitte unterbrochene
und entweder in derselben Linie (Fig. 6) oder leicht absetzend (Fig: 5) in entgegengesetzter
Richtung auslaufende Spirale. Das Muster von Nr. 6 finden wir deutlich auf
der Wange von Nr. 2 wieder, das von Nr. 5 auf derselben Stelle bei Nr. 3. Dieselbe
Nr. 3 zeigt auf der Stirn und am Kinn dasselbe Ornament, wie der geschnitzte Taschenkürbiss.
D i e s e d u r c h g e h e n d e U e b e r e in s t im m u n g in d en S c h m u c km u s t e rn
k a n n man b e i a l le n t ä t o w i r e n d e n V ö lk e r n d e r E r d e b e o b a c h t e n .
T A F E L VI.
Tauhiao. König der Maoris.
Nach einem Oelgeinälde von G . JLindauer gez. von P . P re issle r.
T a u h i a o , Sohn von P o t a t a u , ist der Dritte in der Reihe der von den unabhängigen
Maoris der Nordinsel erwählten Könige. Die Wahl des ersten derselben,
Potatau I., entsprang aus dem Misstrauen der Maoris gegen die Engländer, welche
sich nur mit allen gesetzlichen und ungesetzlichen Mitteln in den Besitz der fruchtbaren
Ländereien der Eingeborenen zu setzen trachteten, ohne sich im Uebrigen um deren
Wohl oder Wehe irgendwie zu bekümmern. Die Maoris nennen ihren Häuptling „König“
und ist die Herrschaft und der Einfluss desselben auf die übrigen Häuptlinge und die
Eingeborenen im Allgemeinen noch immer ein ausserordentlich grosser.
Tauhiao (die Engländer schreiben Tawhiao) wurde 1825 geboren; er kann seinen
Stammbaum bis zu jenen sagenhaften Helden zurück verfolgen, die einst als erste Ein