die Pueblos, die Centralamericaner', die Brasilianer u. A. mehr. S teinen spricht von
einem Ardra, bei dem „von der Mitte des Unterlids bis rum Rande desiUnterkiefers
je ein lichtblau gemalter Streifen herabreichte“ ,■ und die sUdcalifornischen 'Mädchen
entbehrten vielleicht nicht eines eigenthümlicheJS; Reizes, wenn Sie Gesicht fä jjfl Oberkörper
hellblau bemalt und darüber fein gestossenen Silberstaub „gepudert“ hatten.3
Auch die Neuseeländer3 pflegten sich bei gewissen Festen, bei Todtenfeiern u.- s. w.
mit blauer Farbe (puki potdjijanzustreichen, und selbst von den alten Britanniern sagt
Caesar3:. „Omnes vero Britanni vitro (Waid, isarthis tinctoria)-se inficiunt, quod coeru-
leum efficit colorem.“
Es bleibt noch dié g r ü n e Farbe; dieselbe war vielleicht auch die bei den Briten
beliebte, da „coeruleus“ ebenso gut „grünlich“ wie „bläulich“ bedeuteSPi-iNiDs erwähnt
,a»ch von den Agathyrsen (in Siebenbürgen), dass sie ihr Haar „meergrün“ färbten.“
Dampier spricht von einer „groene kleur“ der nordamericanischen Küstenbewohner;
Verf. hat Grün nur ein einziges Mal zur Körperbemalung verwandt gesehen und zwar
bei Gelegenheit eines äusserst interessanten nächtlichen Tempelfestes bei Madura in
Südindien, wo mehrere hundert Tänzer mit breiten grünen und weiäsen Streifen quer Uber
den Leib, von der rechten Schulter nach dem linken Oberschenkel hin, bemalt waren.
Wenn nun in Obigem die, hauptsächlich bei der Körperbemalung in Anwendung
kommenden Farben angeführt sind, so soll durch die Betonung der Lieblingsschminke
nicht gesagt sein, dass das betreffende Volk oder Individuum heben derselben nicht
auch mehr oder mindersiäufig andere Farben benutze. Im Gegentheil, das Anstrichen
mit verschiedenen Farben ist, da es Jedem freisteht, sich zu bemalen wie und so viel
er will, vielfach in Gebrauch. Die Nordamericaner benutzen- rot'n, purpur, blau, schwarz,
grün und gelb durcheinander,' aber dennoch wird man Angehörige verschiedener Stämme
nie mit einander verwechseln können, wdil sich, trotzdem jedes einzelne Individuum
nach seinem Wohlgefallen sich anpinselt, im Laufe der Jahre innerhalb ein und desselben
Volks oder Stammes doch eine gewisse Gleichartigkeit auch in der Körper- oder Gesichtsbemalung
entwickelt hat,
Willkürlich wie die Wahl der Farben ist auch die der Zeic^ting: Streifen, Ringe,
Flecken, Sterne, Vierecke, Schnörkel, Arabesken — kurz alles Mögliche kommt bei
Angehörigen ein und desselben Stammes vo r; Burton schildert die Gani im centralen
1 Wafer. Die kleuren die zij meest gebruiken
zijn rood, geel en blaauw en zeer helder en lee-
vendig.
3 1. c. p. 265.
3 Salmeron (Gerónimo de Zarate). Relaciones etc.
(1538—1626) in Doe. Hist. Mex. serie III. B. IV.
p. 18.
4 Dieffenbach, E. Travels in New-Zealand, London
1843. p. 54.
s De Bello gallico V. 14.
6 IV. 21. 10.
7 Schoolcraft, H. Information respecting the
History, Condition and Prospects of the Indian Tribes
o f the U. St. Philadelphia 1853. IV . p. 69.
Africa: „They had painted their faces white, the pigment being wood ashes and their
bodies were covered with two coats of paint, the first purple and the second ashen grey.
Some of the men cover their bodies with horizontal stripes like those of the zebra, or
with vertical stripes running along the curve o f the spine and limbs or with, zigzag
markings of light colours. Some very great dandies go still further and paint their
bodies chequer-fashion, exactly like that of a harlequin1.“ Vgl. auch diè ScwHEiNFURTH’sche
Schilderung auf p. 12.
Aeusserst beliebt sind brillenförmige Zeichnungen rings um die Augen ; in weisser
Farbe finden wir sie bei den Australiern®, schwarz bei den Hottentotten3, blau bei
Basutos und Betschuanen4 u. s. w. Von den Patagoniern berichtet Byron: „ L ’un de ses
yeux était entouré d’un cercle noir, l’autre d’un cercle blanc*; le reste du visage était
bizarrement sillonné par des lignes de diverses couleurs . . . Les cercles autour des yeux
variaient de couleur; les uns les avaient blancs et rouges, les autres rouges et noirs.5 6“
Ganz merkwürdig war auch die Sitte mehrerer Stämme an der americanischen
Küste des Stillen Oceans, sich den nackten Körper stark mit Fett einzureiben und dann
Wolken zartester Flaumfedern von wilden Gänsen oder Enten darauf blasen, so dass
der Betreffende aussah, wie in eng anschliessenden Schwanenpelz gekleidet.5 —
Nach dieser flüchtigen Aufzählung mag es erlaubt sein, die Behauptung zu wiederholen,
dass sich die Sitte der Körperbemalung jeglicher Art und in allen vorhandenen
Farben über den g a n z e n Erdkreis verbreitet findet; ja dass es hierin keine noch so verrückte
Idee giebt, die wir nicht verwirklicht sehen. Der Ausdruck „verrückt“ ist absichtlich
gewählt, denn nach europäisch - modernen Begriffen sind es bloss Verrückte — diese
allerdings mit Vorliebe — die sich mit eklem Stoff, wie z. B Koth, einschmieren, aber
selbst diese Ungeheuerlichkeit finden wir als Sitte in Australien, wo beide Ge schlechter
„besmear themselves with the most disgusting filth7“ , „with filth of every
kind8“ und in Africa, wo z. B. die Hottentotten „den ällerschlimmsten, schmutzigen
Koth zum Einreiben benutzen und ihn, so oft sie ihn nur bekommen, gebrauchen“ 9,
oder wo „Asche, Mist und Kuhharn die unentbehrlichsten Toilettengegenstände der
Schilluck am oberen Nil sind.10
1 Wood. p. 478.
2 vgl. Note 8 p. 14.
3 Novara. Anthropol. Theil III. p. xi8.-
4 vgl. d. Verf.: Um Africa, p. 129.
5 Relation de Voyages I. p. 35.
6 Abbildung eines so zugerichteten Califomiers
bei L angsdorff. p. 168; vgl. auch Bancroft, p. 159;
Choris. Voy. Pittoresque autour du monde. Paris
1822. III. 4.
7 Native tribes, p. 20.
8 Smyth. 1. c. I. p. 58.
9 Dampier. p. 386.
10 SCHWEINFURTH. 1. C. p. 13.