hinteren Theil und die Seiten des Beines deckt, so erscheinen die Beine der Frauen
auf der Vorderseite auch tätowirt, es ist aber leicht zu erkennen, dass die Zeichnung
alt, blass und ausgestreckt ist und nicht zu der eigentlichen typischen Frauen-
Die Frauen verzieren beide Beine und durchgängig ist
bei den meisten die Tätowirung mit dem Erwerben des „telekau“
zu Ende. Der Preis für die beiden Beine ist ein „adolobok“
bis „madala“ -kluk (s. o.). Die Frauen der Reichen sind aber
mit dem vorrückenden Alter ihrer Stellung schuldig, die com-
plete Frauentätowirung zu erwerben, welcher volle Schmuck
jedoch im Principe von der Erfüllung verschiedener socialer
Pflichten abhängt. Hat auf Veranlassung der Frau ein „mur“ ,
eine Festlichkeit stattgefunden, so hat sie das Recht, die Tätowirung
von dem „teleng^kel“ an in einem schmalen Streifen auf
die beiden Seiten der Scham bis in die Gegend des Anus auszudehnen.
Hat aber ihr Ehegemahl ihretwegen einen „honget“ oder
einen „mur turukul“ gegeben, was nur bei den höheren Festen
einer Gemeinde stattfinden kann, dann erhält sie die „kelteket“ -
Tätowirung. Bei dieser werden die noch bislang freien Stellen
tätowirung gehört.
Tätowirung einer Pelauerir
der Beine mit dem gewöhnlichen Muster zugedeckt, so dass dieselben wie mit schwarzen
Tricots bekleidet aussehen. Die obere Grenze dieser-Iätowirung ist nicht gerade abgeschnitten
wie bei den Ponaperinnen, sondern sie folgt dem oberen Umfange der Hüften
und senkt sich vorne der Leistengegend entlang bis zum „telengökel“ herunter und
hinten bis zum Kreuzbeine, auf welchem sie quer wird, so dass der Umriss auf beiden
Seiten des Körpers sich ziemlich gleich bleibt. Diese vollständige Tätowirung (vgl. die
vorige Seite) besitzen aber nur wenige Frauen und zwar bei dem heute stattfindenden
Verfall der alten Sitten meistens ohne die vorgeschriebenen Festlichkeiten gegeben zu
haben -, es genügt, dass sie Frauen der Oberhäuptlinge sind und wenn auch die allgemeine
Verminderung der Bevölkerung und die damit verbundene Verarmung die
Ausgaben der kostspieligen „mur’s“ verhindert, so trachtet man doch wenigstens die
alte Sitte des Tätowirens zu erhalten.
Die Behauptung, dass das Tätowiren eine religiöse Bedeutung habe, konnte ich
a u f k e in e r d e r v o n m ir b e s u c h t e n In s e ln b e s t ä t i g t fin d e n . Mit gewissen
Ceremonien ist die Ausführung der Tätowirung allerdings beinahe überall verbunden und
zwar um sich das gute Gelingen der schmerzhaften Operation zu sichern. Ueberall kann
man wahrnehmen, dass die Tätowirung zu einem sittlich-nationalen Merkmal des Volkes
geworden ist, bei eingehender Untersuchung fand ich sie in naher Beziehung zu dem
intimen Verkehr der beiden Geschlechter stehend, woraus leicht zu schliessen ist, dass
die e r s t e und h a u p t s ä c h l i c h s t e B e d e u t u n g d e r s e lb e n d ie e in e s p e r s ö n l
ic h e n S c h m u c k e s is t . D ie I d e e , s ic h d e r G o t t h e i t w e g e n e in e r
s c h m e r z h a f t e n O p e r a t io n zu u n t e rw e r f e n u. dgl., i s t d e r a l l g em e in e n
T e n d e n z d e r h i e s ig e n n a t u rw ü c h s ig e n V e r h ä l t n i s s e , in welchen man von
der Gottheit nur Nutzen und wo möglich Schmerzlosigkeit erwartet, g a n z e n t g e g e n g
e s e t z t . Dagegen fand der primitive Mensch wohl durch einen reinen Zufall schon
eine Anleitung zum Ausschmücken seiner Haut; er stand z. B. von seinem Lager
mit Abdrücken desselben auf seiner Haut auf und wurde so angeleitet dieselben
nachzuahmen u. dgl. Die zufälligen Beschädigungen der nackten Haut, die Narbenbildung,
der Umgang mit Feuer und Russ führten ihn zum systematischen Verzieren
der Haut, welches nachträglich mit der steigenden Cultur des Menschen weitere Bedeutungen
erlangen konnte, o h n e s e in e p r im i t i v e B e d e u t u n g d e s p e r s ö n l i c h e n
S c h m u c k e s j e m a l s zu v e r l i e r e n .
Das Ausfuhren des Tätowirens fallt auf den Pelau-Inseln Frauen anheim, die
ebenfalls wie ein Haus- oder ein Fahrzeugbauer „takalbay“ heissen und in
ihrem Gewerbe geübt und erfahren sind. Vor allem aber sind sie vertraut
mit den Gottheiten „Tahatoguttum“ und „Melimrasak“ („Bluttrinker14), welche
die Operation des Tätowirens beschützen, deren Interessen aber mit denen
der „takalbay44 sehr Hand in Hand gehen.
Zur Operation dienen kleine Kämme aus- den Knochen des Kadam
(Dysporus sula), die „tngot“ heissen und von denen man zwei Formen
unterscheidet. Die schmale Form, „tibek“ , hat nur zwei oder drei Zähne
und wird zum Ausführen der kleinen Randmuster angewandt und die breitere,
„greel“ , besteht aus mehreren Zähnen und dient zum Ausführen der langen
Striche. Mit dem Verfertigen dieser Kämme beschäftigen sich Männer, die
dieselben dann an die Frauen verkaufen. . Zum Bearbeiten des Knochens
dient Schleifstein und die sehr kieselhaltige Haut einer Bambusart. Der
weiche Stengel der Kaysapsap-Pflanze wird als Schlägel benutzt.
Als Schwärze zum Tätowiren dient der Russ eines von dem „bror“ -
Baume gewonnenen Harzes, das mit Wasser angemacht wird. Um den
Schmerz zu verringern, wird in die Masse der Saft der „ongekat“ -Pflanze
(Brennnessel) gemischt.
Vor der Vornahme der Operation wird der betreffende Körpertheil
mit den Blättern der „kilkuls“ - Pflanze abgerieben, was die Haut weich
und geschmeidig machen sollt" Die Ausführerin nimmt dann ein Stäbchen aus dem
dünnen und biegsamen Nerventheil des Cocosblattes und dieses in die Schwärze eintauchend,
fuhrt sie die Zeichnung aus, dabei die beiden obengenannten Gottheiten
anrufend, damit dieselben alle bösen Folgen von ihr, wie auch von der zu tätowirenden