
 
		Mortlockern  auch ..durch  Knochen  des  „azaf“   (Tachypetes)  ersetzt  werden.  Eingehender  
 über  die  mortlocksche  Tätowirung  wurde  schon  früher  anderen  Orts  berichtet.1 
 Das  Tätowiren  auf  den  N u k u o ro -In s e ln   wird  nur  in  geringem  Grade  aus^  
 geführt.  Bei  den  Männern  ist  es  nur  der  „Ariki  toholiki“ ,  der  weltliche  Häuptling,  der  
 über  die  Schultern  und  die  Brust  eine  einfache  Linie  gezogen  erhält,  ähnlich  wie  sie  an  
 den  hölzernen  Götzen  der  Nukuorer  zu  finden  ist.  Man  kann  eine  Aehnlichkeit  mit  der  
 mortlockschen  Tätowirung  nicht  verkennen  und  darf  annehmen,  dass  die  Nukuorer  die  
 männliche  Tätowirung  sammt  dem  Webstuhl  von  ihren  nördlichen  Nachbarn  erhalten  
 haben.  Die Tätowirung  der  Frauen  dagegen  beschränkt  sich nur auf den  Schamhügel  und  
 besteht  aus  einem  einfachen  unausgefullten  Dreiecke,  dessen  zwei  Seiten*' schraffirt  sind  
 und  über  dessen  nach  oben  gerichteter  Basis  sich  eine  einfache,  an  beiden  Enden  mit  
 y   ^   Widerhaken  versehene  Linie  befindet.  Die  Tätowirung  gerade 
 dieses  Körpertheiles  ist  den  nachbarlichen  Central - Carolinern  
 fremd,  und  sie  lehnt  sich  an  die  Tätowirung  von  Ponape,  Yap  
 und  besonders  Pelau  an,  indessen  mussten  die  Einwohner  diese  
 Nukuoro-insein.  Art  Hautschmuck  schon  früher  gekannt  haben,  denn  die  Namen 
 „te  au“   für  das  aus  Schildpatt  verfertigte  Instrument  und  „te tatau“   für’ den Klopfer,  sind  
 rein  polynesischen  resp.  samoanischen  Ursprunges.  Als  Schwärze  dient  der  Russ  des  
 „setoi“ ,  eines  an  alle  Inseln  der  Carolinen  von  Osten  antreibenden  Harzesr 
 Trotz  der  Beschränktheit  der  nukuorschen  Tätowirung  ist  ihre  Bedeutung  bei  den  
 Frauen  eine  hervorragende,  wie  man  schon  aus  dem  -Umstande,  dass  a l l e   v o n   nichp:  
 t ä t o w i r t e n   F r a u e n   g e b o r e n e n   K in d e r   g e t ö d t e t   w e r d e n ,  schliessen  darf.  
 S i e   b i ld e t   d a s   A b z e i c h e n   d e r   R e i f e   und  des  Eintretens  in  die  Gemeinschaft  
 der  übrigen  Frauen  und  wird  auch  deshalb  in  Gesellschaft  aüsgeführt,  einen  hervorragenden  
 Theil  der  Festlichkeiten  der  „takotona“ -Zeit  bildend. 
 Schon  drei  Monate  vor  dem  Anfänge  dieser  Zeit  werden  die  zu  tätowirenden  
 Mädchen  in  Gruppen  von  5-— 10   in  verschiedene  Tempel  vertheilt  und  bleiben  hier  
 bis  zur Ausführung  der Operation.  Diese  findet  statt,  nachdem  in  dem  „Amalau“ -Tempel  
 die  öffentlichen  Opferungen  und  Tänze  schon  einige  Zeit  angedauert  haben.  An  dem  
 betreffenden  Tage  begeben  sich  die  sämmtlichen,  mit  Gelbwurz  ' eingesalbten  Mädchen  
 nackt  nach  dem  Strande  und  baden  im  Angesicht  der  versammelten  Männer  in  der  See.  
 Zurückgekehrt  nach  dem  Tempel,  wird  jede  von.  einem  besondern  Manne  empfangen,  
 welcher  an  der  mit  bedecktem  Gesicht  auf  den  Boden  sich  ausstreckenden  rasch  die  einfache  
 Zeichnung  ausführt.  Der  Priester,  der  die Operation  beaufsichtigt,  bedeckt  dann  die  
 Schamgegend  mit  drei  Steinen,  „te  hatu nae“ ,  und  legt  auf die Brust  eines jeden Mädchens  
 dreieckige Schildpattstückchen,  „te  hauna“   genannt.  Nach  drei  Tagen  trocknet  die  Zeich- 
 Die  Bewohner  der Mortlock-Inseln.  Mitth.  d.  geogr.  Gesellsch.  in  Hamburg.  II.  p.  224  11.  ff. 
 nung  ein  und  die  Mädchen  dürfen  nun  den  Tempel  verlassen.  Das  Tapu  des  „metä“  
 (tätowiren)  ist  aber  so  lange  noch  nicht  beendigt,  bis  nicht  die  sonderbare  und  von  dem  
 Volke  selbst  nicht  mehr  verstandene  Ceremonie  desj\g|turauwano“   durchgemacht  ist.  
 Diese  findet  statt  nach  dem  „sawiüni“   (Wettrennen)  und  dem  „tautau-‘  (Ringen),  bei  
 denen  die  frisch  tätowirten  Frauen  zwischen  den  Zuschauern  eine  bevorzugte  Stelle  einnehmen, 
   und  sie  besteht  darin,  dass  die  sämmtlichen  Tätowirten  sich  mit  ihrem  Priester  
 auf  eine  Stelle  ausserhalb  der  Niederlassung  begeben,  wohin  schon  vorher  Vorräthe  von  
 Nahrung  gebracht  worden  sind.  Hier  legt  der  Priester  dem  Strande  entlang  in  einiger  
 Entfernung  von  einander  kleine  Matten  aus,  auf welchen  je   eine  Gelbwurz-Wurzel  sich  
 befindet.  Ueber  jede  solche  Matte,  „te  ahi  taokili*% genannt,  bückt  sich  eine  der  täto?  
 wirten  .Frauen  und  indem  sie  sich  auf  die  Hände  stützt,  sucht  sie  mit  den  Beinen  
 möglichst  hoch  in  die  Höhe  zu  schlagen.  Nach  dieser  unästhetischen  Kraftäusserung  
 erfolgt  ein  .gemeinschaftliches  Mahl,  das  Tapu  ist  zu  Ende  und  die  Frauen  dürfen  
 in  ihre  Häuser, zurückkehren.1 
 Wiewohl  bei  sämmtlichen  Insulanern  der  Carolinen  die  Tätowirung  beinahe  durchgängig  
 aus  einzelnen  geschmackvollen Zeichnungen  und  Strichen  besteht,  die,  der  natürlichen  
 Form  der  Glieder  folgend,  einen  auf das  Auge  nicht  unangenehmen  Eindruck  
 machen,  so  geht  doch  auf  P e la u   der  gute  Eindruck  verloren,  weil  diese  zu  dicht  g e drängten  
 Zeichnungen  mit  der  Zeit  zusammenfliessen.  Die  dunkle  Haut  d e r . Einwohner  
 und  die  beinahe  immer  einsetzende Eiterung,  welche  hässliche und  die Zeichnung störende  
 Narben  hinterlässt,  tragen  noch  dazu  bei,  die  pelausche  Tätowirung  ihren  eigentlichen  
 Zweck,  den  des  Schmuckes,  nach  unserer  Auffassung  nur  selten  erreichen  zu  lassen.  
 Geradezu  störend  und  hässlich  aber  erscheinen  die  niemals  zusammenhängend  aus.  
 geführten  Verzierungen  der  nackten  Theile  des  Unterschenkels,  welche  jugendliche  
 Spielereien  sind  und  im  späteren Alter  durch  dichtere  Zeichnung  überdeckt werden sollen.  
 Die  Tätowirung  der  ö s t l i c h e n   Central-Caroliner  ist  dagegen  wegen  der  geringeren  
 Dichtigkeit  des  Musters  deutlicher  zu  erkennen,  aber  das  Zerreissen  in  so  viele  einzelne  
 Theile . macht  einen  harmonischen  Eindruck  unmöglich.  Nach  der  „eol“ -Tätowirung  
 von  Yap  und  Mogomok  dürfte  die  Tätowirung  der  Ponapeer  den  Anspruch  
 auf  die  höchste  Vollendung  auf  den  Carolinen  erheben. 
 Das  Tätowiren  auf  P onap e   „inöfn“   genannt,  beschränkt  sich  bei  den  beiden  
 Geschlechtern  eben  wie  auf  den  Pelau-Inseln,  nur  auf die  beiden  Extremitäten,  und  bei  
 den  Frauen  ausserdem  noch  auf  den  ganzen  Unterleib.2  Bei  beiden  Geschlechtern  wird 
 1  Da  es  mir  nicht  bekannt  ist,  ob  und  wo  die  
 von  dem  Verfasser  des  ethnographischen  Cataloges  
 des Museum Godeffroy  angekündigte  Veröffentlichung  
 meines  Berichtes  „an  anderer  Stelle“   geschah,  so  
 entnehme  ich  die  obige  Schilderung  meinem  in 
 1882  in  polnischer Umarbeitung  (Athenäum  Band  III.  
 Heft  I.  und  II.  1882)  erschienenen  Berichte. 
 J.  S.  K. 
 2  Einiges  über  die  ponapsche  'Tätowirung  fand  
 Platz  im  Journ. Mus. Godeffroy  VIII.  p.  132.