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Ungeachtet der Zweifel, die uns vor der Hand noch über die Enlwickcluugswcíse des
Pflänzchens aus der Spore bleiben, ist doch das Keimen selbst durch die angestellten Versuche
ausser Zweifel gesetzt, und wenn wir die grösseren Sporen mit ihrem kriimigen Inhalte
und ihren doppelten Häuten betrachten, wie sie zu mehreren in wirklichen Frucht-
hiillen cingeschlossen sind, so lassen sich dieselben wohl nicht, wie von mehreren Schriftstellern
geschehen ist, mit Brutkörnern oder Brutknospen vergleichen, da zumal bei Gefäss-
pflanzen kein einziges Beispiel bekannt ist, wo solche Brulorgane in besonderen Fruchthüllen
cingeschlossen oder gar mit eigenen Häuten, die nicht in die Bildung des aus ihnen
sich entwickelnden Pflänzchens eingehen, versehen wären. Ich bin daher eher geneigt, beiderlei
Fructificatlonsthcile mit G ä e k t n e j i , W a h l e n e e r g und S p r e n g e l für Organe
von gleicher Bedeutung zu halten.
Als wirkliche Brutorgane stellen sich dagegen die schon mehrmals erwähnlen schuppigen,
fast herzförmigen Knöspchcn dar, welche bei manchen Arten in den Blattwinkeln gegen
die Spitze der Aeste hin vorkomnicn. Diese fallen ab, treiben Wurzelzasern und wachsen
unmittelbar in junge Pflänzchen aus, indem sich über den Lappen des grösseren Blättchens
die übrigen kleineren Blättchen auf einem Stengelchcn erheben und dann nach oben
immer neue Blättchen entstehen, während die Lappen am Grunde sitzen bleiben und vielleicht,
wde die Kotyledonen höherer Pflanzen, dem jungen Pflänzchen so lange die Nahrung
reichen, bis die nach unten sich entwickelnden Würzelchcn zu dieser Function stark
genug sind (S. S t ü R M ’ S D e u t s c lil. F lo r a Abth. II. Bd. 2.). Bei Lycop. Seiago
sicht man daher häufig am Grunde der jüngern Asttricbe die .Blättclien, welche die abge-
fallcneu Brutknospen des vorigen Jahres umgaben, büscliclwcísc auf sehr verkürzten Slielchen
sitzend, wirtelförnüg um den Ast gestellt (Tab. XII. Fig. 60, a ) , während zwischen
den noch um den Gipfel herum stehenden diesjährigen Brulknospen schon der Asürieb für
das folgende Jahr einer geschlossenen Endknospe gleich erscheint (Fig. 60, 1).).
Es ist schon früher erwähnt worden, dass die Lykopodeen keine Hauptwurzel haben
und sich entweder durch Sprossen ans der Spitze oder durch Ausläufer verjüngen, welche
letztere seitliche, bald kriechende, bald aufrechte Aeste Ireüieu, und dass sich bei vielen Arten
die jährlichen Triebe leicht unterscheiden lassen. Alle diese 'Li’lebe sind beim Ausschlagen
nicht eingerollt und unterscheiden sich nur dadurch von den ältern, dass ihre
Blätter gedrängter stehen und nach oben knospenartig zusammenschlicsscn, wodurch bei
manchen Aiten mit gekrümmten cinsciiswäudigeii Blättern, z. B. bei Lycop. clavaium und
X. inundalum (Tab. X. Fig. 2.), die Spitzen der Triebe gebogen erscheinen. Sie sind jedoch
nie schneckenförmig eingerollt, wie die jungen W"edcl der Farne, und stehen bei den
meisten Lykopodeen gerade in die Höhe. Durch die alljährliche Verlängerung aus der
Spitze, welche bei dem kriechenden Stengel oft sehr bedeutend ist, während der untere und
ältere Theil desselben in eben dem Verhältnisse abstirbt, kann er allmälig auf eine gewisse
Strecke fortwandern, so dass er nach Verlauf von mehreren Jahren seine ursprüngliche
Stelle ganz verändert, und bei den Arten, deren Aeste wie der Stengel wurzelnd über die
Erde hinkriechen, z. B. bei Lycop. inundalum, X. helveticum u. a. m., wachsen sie oft so
in einander, dass sie beträchtliche, dicht verschlungene Piascn bilden, aus welchen sich die
einzelnen Pflanzen nicht mehr herauswinden lassen.
So wie der älteste und unterste Theil des Stengels sammt seinen Wurzelzasern ab-
slirbt, treiben die jungem Aeste nach unten neue W^urzcizasern, welche ursprünglich ganz
einfache Fäden darstellen (vergl. Tab. X. Fig. 2.) und sich späterhin gleich der ganzen
Pflanze gabellg verzweigen. Wird das Ende einer W'urzelzaser unter das Mib'oskop gebracht,
so erscheint dieses (Tab. XII. Fig. 64. 66.) mehr oder weniger angcschwollen und
von einem lockern, schwammigen, halbdurchsichligeii Zellgewebe umgeben. Später schwillt
das W'urzeleude noch mehr an, und während dasselbe noch in dem schwammigen Gewebe
eingebettet bleibt, spaltet es sich und zeigt dadurch schon den Anfang zur gabeligcn Verzweigung
(Fig. 65.). Es ist sehr augenscheinlich, dass dieser lockeren Zelleuhülle auf den
Enden der Wurzelzasern hauptsächlich die Function der Einsaugung des rohen Nahrungssaftes
zukommt, wozu dieselbe durch ihre schwammige Structur besonders geeignet erscheint,
und da sic an einzelnen W*urzelzasern fehlt, so ist wohl anzunehmen, dass sie von Zeit
zu Zeit abgcstossen und durch eine neue Hülle ersetzt wird. Doch scheint diese mützen-
formigc Hülle nicht ausschliesslich zum Saugorgane bestimmt zu seyn, da ohne Zweifel die
zarten fadlgen Zäserchen, welche In manchen Fällen in grösserer oder geringerer Menge
der ganzen Wurzcizascr entlang Vorkommen (Tab. X. Fig. 1. — Tab. XII. Fig. 64.), die
nämliche Bestimmung haben. W’as aber besonders für die cinsaugende Functiorj jener
lockern Ilülle spricht, ist der Umstand, dass diese Seitenzäserchen in ändern ballen gar
nicht oder doch nur in sehr geringer Menge wahrgenommen w’crden *).
Die halbreifen nierenförmigen Früchte sind oben noch geschlossen, nnd wenn wir in
diesem Zustande einen Vcrticalschiiitt nach dem schmälern Durchmesser derselben fiihren
(Tab. XL Fig. 24.), so finden wir die ganze innere Höhlung mit halbenlwlckelten Sporen
angcfüllt, welche unter einem Wassertropfcn zum Theil hervortreten und sich im Umfange
des Durchschnittes zcrsfrcuen. Sie sind also schon ln ihrer Jugend ohne sichtbare Anheftung;
nur an den innern Wänden der Frucht sieht man die zunächst liegenden locker an-
hängeii, so dass cs beinahe scheint, als ob die Sporen ursprünglich als Zellenbläschen aus
den Wänden der Fruchlliülle selbst bervorgcquollcu iväreu. In diesem Zustande zeigen
die Sporen eine äusserst zarte, durchsicliligc iVlcmbran, in deren Mitte ein dunkler Punkt
sich befindet. Dieser vergrössert sich später und füllt endlich die ganze iMembran aus.
») Dil) feinen Zo llen mit streifenweise undurelisidiligcn P u n k ten , weich e K a u l f u s s ( d a s Vi cs. d e r F a r r e n k r .
S . 25. u. 2(5. F ig . 4 3 .) an den verdickten Enden der Wuraolzasern von L y c o p . d e n tic u la tum be sd ire ib t und ab-
bildct, konnte ich weder an dieser n od i an irgend einer aiidorn Art wahrnehmon. Dagegen ist diese \ erdickiing
der AVurzelcnden nicht blos der genannten Art eigen, sondern auch noch bei mehreren ändern Arten ^•on i
r beob
achtet worden und sic kommt vielleicht hei allen Lykopodeen vor.