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act. acad. C. L. C. iiat. cur. Tom. IX. p. 193.) gemachte Ehiwurf, nach welchem der Sall-
umlauf den Chareen hauptsächlich deswegen abgesprochen wird, Avcil er den Gesetzen der
Hydrostatik entgegen sey. — Alle Bewegung, welche wir in den organischen Körpern
wahrnehmen, ist nicht mehr als hlose Wirkung physikalischer Kräfle zu betrachten, sondern
hier kommt jedesmal die allem Organischen imiwohncnde Lebenskraft mit ins Spiel,
und so lange wir das Wesen dieser Kraft noch nicht ergründet haben, dürfen wir uns
auch nicht anmassen, über den wahren Grund dieser Erscheinung mit Bestimmtheit abzusprechen.
Dass wirklich ein Umlauf der Säfte in den Charcen statt findet, unterliegt gar
keinem Zweifel, nnd es ist zu verwimdeni, dass derselbe einem so aufmerksamen Beobachter
wie W a l l r o th entgehen konnte, welcher (a. a. 0 . ) diese Safthewegung ahlängnet,
weil sie nie von ihm selbst gesehen worden und dem Baue der Pflanze zuwider sey. Ich
habe dieselbe, namentlich in den Ccntralröhren der Chara hispida, sehr deutlich wahrgenommen
und zwar nicht allein im Sonnenscheine, sondern auch im Schatten, sobald nur
noch soviel Licht auf den Spiegel des Mikroskopcs fiel, als nölhig war, nm die durchscheinende
Röhre zu erkennen. Ich sah die von AmiCI angegebenen perlschnniTormigcn Streifen
und nach diesen die Saftkiigelchcn ihren Lauf richten. Nur haben die Streifen, welche
genau dem Zuge der äusseren Röhrchen entsprechen, nie eine so schräge Richtung, wie
sie von Amici (a. a. 0 . Fig. 4 .) ahgehildet werden, sondern ihre Windungen nähern sich
mehr der senkrechten Richtung. Unter den kleinen runden Saftkiigelchcn strömen auch
grössere, unregclniässige, meist stumpfeckige Klümpchen nach denselben entgegengesetzten
Richtungen, wie die erstem. Durch die Beohaclitung des Saft Umlaufes, selbst im Schatten,
wird auch die Behauptung von Z e n k e r (Isis 18 2 4 , H e it 3. S. 332 — 338.) v/ider-
legf, dass die Safthewegung nur durch verstärkte Einwirkung der Sonnenstrahlen bewirkt
werde und daher nicht als Folge einer organischen Thätigkcit zu betrachten sey. Der
Grund, warum v. M a r t il s (a. a. 0 . ) die Kügelchen immer mir nach einer Richtung hln-
strönien sah, kann darin liegen, dass er die Röhre von einer solchen Seile helrachtetc, wo
dem Ange gerade die eine Hälfte der perlschnurförmigen Streifen ziigekelirt war und der
dazwischen liegende leere Raum der Röhrenwand dem Blicke verdeckt wurde. Sobald aber
die Piöhre so gelegt wird, dass der zwischen den Streifen befindlicbe Raum in das Sehfeld
zu liegen kommt, so sieht man auch jedesmal, voransgcselzt dass die an beiden Enden
noch geschlossene Piöhre frisch von der Icljeiiden Pflanze genommen ist, zu beiden
Selten derselben die entgegengesetzten Ströme, ohne eine andere bemerkbare Scheidewand,
als den slreifcnlosen Theil der Piöhrenwand selbst.
„Nachbarschaft der innern und äii.
D a er aber nur animalische Gcwe
expcriinentirle, so ist seine Beliaiij
slellte.T M ein un g en , vor der Hand
dere Beweise vonnöthcn sin d , als
blosc Hypollicse zu
. welche D utrocii
r B ew egu ng des Pflanzensaftes sey. "
vandtc und iiberbaupt nur mit der todtcn Membran
;rn über die Safibewcgung in den Gewächsen auf'ge-
belrnchtcn, zu deren Besläligung noch iibcrzeugcn-
ET dafür gegeben hat.
Einen auffallenden Beweis von der Lebenstliätigkeif, welche jede einzelne Röhre, unabhängig
von den übrigen, besitzt, liefert die Beobachtung, dass eine isolirte Röhre der
Chara hispida, deren Querwände unverletzt hllchen, während eines vollen Tages unter
dem Mikroskope ihren Saftumlauf zeigte, wenn sie durch wiederhohltes Anfeuchten vor dem
Auslrocknen geschützt wurde.
Diese Beobachtung des Saflumlaufes in den Chareen ist auch ein augenscheinlicher
Beweis, dass die Röhren nicht wohl mit gestreckten Zellen zu vergleichen, sondern wirkliche
Safiröhren sind, und dass demnach die ganze Pflanze als aus Saftröhren bestehend
zu betrachten ist. Sic zeigt in ihrem Bane keine Zellen, ausgenommen in der Hülle und
etwa in den gegliederten Fäden und Bläschen der Kügelchen. Höchstens lassen sich noch
die Sfacholspitzchen auf den Blättern und Aestchen mancher Arten als Zellen betrachten,
welche auch nicht mit den grünen Streifen überzogen, sondern farblos sind *).
Merkwürdig ist noch die Wirkung, welche saure Flüssigkeiten, selbst die schwächeren
z. B. der Essig, auf das Leben der Chareen äussern. Sobald man nämlich die Pflanze
(auch nur einen Augenblick) in eine solche Flüssigkeit taucht, so hört plötzlich die Bewegung
des Saftes auf; er tritt nicht mehr aus der durchschnittenen Röhre von selbst aus
und man muss die Piöhre drücken, nm ihn heraus zu freiheu.
Ueber die Lebensdauer der Chareen ist man noch nicht in gehöriger Gewissheit. Es
lässt sich daher nicht angehen, ob dieselben einjährig sind, oder ob sie überwintern und
im folgenden Frühjahr wieder fortwachsen können. Dass dieses hei manchen keimenden
Pflänzchen der Fall ist, hat die Beobachtung bewiesen, und wenn auch manche Arten nur
einjährig sind, so scheint hei ändern die längere Dauer keinem Zweifel unterworfen zu seyn.
6. Yorkommea und geographische Verbreitung.
Die Chareen finden sich nirgends als unter slillstehendem oder doch nur unter sanft-
iliesscndcm YYasser; sie gehören aber nicht hlos dem süssen Wasser an, sondern werden
• ) S o v ie l mir bekan nt, ist noch nie ein Kreislauf des Saftes in wahren Zellen b e i irgend einer Pflanze beobachtet
wo rd en , welcher doch bei der Durchsichtigkeit der Wände des Zellgewebes (z. B. in den Blättern der Lau b - und
Lebermoose) der Beobachtung nicht entgangen seyn w ürde , wenn er wirklich vorhanden wä re , während eine Menge
von Erscheinungen dafür sprechen, dass in den Baströhren ein A u f- und Absteigen des Saftes statt findet. Die Erscheinung
einer fast ganz aus Saftröiircn zusamiucngesetztcn Pflanzengruppe muss uns daher um so merkwürdiger
se y n , da kaum ein dieseni ähnliches Beispiel in dem Pflanzenreiche Vorkommen möchte. Dieser B a u , verbunden mit
der vollkommenen Ausbildung der F ru ch t, entfernt auch die Charcen ganz nnd gar von den aus blosen Ze llen gebildeten
A lg en , denen man sie frü he r, und selbst noch in neuerer Z e it , beizählen vj-olltc. Wenn man von dem
Niederen a u f das Höhere schlicssen darf, so könnte es w o lil nicht ganz unwahrscheinlich s e y n , dass das A u f- und
Absteigen des Saftes in den Baströliren der volikominnercn Gcwäclrsc eben so zu gleicher Z e it, iv cnn auch nicht in
einer und derselben R öhr e, statt lin d e , und dass man keine periodische Bewegung des Sa ftes nach oben oder nach
unten anzimehmen nöthig h a b e : um die verschiedenen Erscheinungen des M'achslluims b e i höheren Pflanzen ?u erklären.
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