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 der  Rechten  zur  Linken  sich  herabzieht,  hierauf  über  die  uniere  Scheidewand  hingeieitet  
 und  in  enigegeugesetzter  Richtung  wieder  aufsteigt,  um  unter  der  oberen Scheidewand  hinweg  
 nach  der  gegenüberliegenden  Seite  den  vorigen  Kreislauf  zu  wiederhohlen.  Dadurch  
 entsteht  gegen  die  Mitte  der  Röhre  das  Bild  zweier  entgegengesetzter  Ströme,  die  sich  zu  
 durchkreuzen  scheinen,  ohne  dass  ein  leerer  Raum  zwischen  denselben  zu  erkennen  wäre.  
 Die  Erscheinung  lässt  sich  jedoch  sehr  leicht  erklären,  wenn  man  bedenkt,  dass  sich  der  
 abwärts  gehende  Strom  an  der  dem  Auge  zunächst  liegenden  RÖhrenwand  befindet,  während  
 der  aufwärts  gehende  über  die  hintere  Wand  sich  hinzieht;  durch  die  spiralige  Drehung  
 kommen  aber  beide  scheinbar  entgegengesetzten  Ströme  an  den  Enden  der  Röhre  auf  
 die  beiden  Selten  zn  liegen,  und  man  wird  dadurch  bei  oberflächlicher  Betrachtung  leicht  
 zu  der hlelnung  verleitet,  als  herrsche  eine Unregelmässigkeit  in  der Strömung, weil man in  der  
 Mitte  den  abwärisgchendeu  Strom  die  ganze  dem  Auge  zugekehrte  Fläche  einnehmen  sieht. 
 Jedes  einzelne  Glied  bei  der  ganzen  Pflanze  hat  seinen  eigenen  Saftumlanf,  welchem  
 die  Querwände  an  den  Gelenken  und  Knoten  seine  Grenzen  setzen;  selbst  in  den  Bläschen, 
   welche  die  Gelenke  des  Keirnpflänzchens  (Flg.  48, a.)  umgeben,  ist  eine  stete  kreisende  
 Bewegung  von  Saflkügelclien  zu  erkennen.  Bei  den  gedrehten Stengeln  bewegen  sich  
 die  Säfte  In  den  engem  Röhrchen  auf  ähnliche  Weise  wie  in  der  Centralröhre,  und  selbst  
 in  den  Röhrchen  der  Fruclithülle  ist  diese  Bewegung  bemerkt  worden,  wiewohl  sie  in  diesen  
 engem Röhrchen  nicht  immer  gleich  deutlich  wahrzunehmen  ist.  Man  kann  auch  nach 
 Belieben  die  Kreisläufe  des  Saftes  vermehren,  wenn  man  eine  Röhre mit  einem  sehr  dünnen  
 Faden  ganz  sanft  zusammenschnürt,  oder  noch  besser,  wenn  man  sie  in  einen  spitzen  
 Winkel  biegt,  wo  dann  die  Clrkulatlon,  welche  von  einem  Knoten  oder  von  einer  Querwand  
 zur  ändern  gieng,  sich  in  zwei  thellt.  Schneidet  man  die  Pflanzenröhre  quer  durch,  
 so  tritt  der  Saft  nicht  durch  den  ganzen  Querschnitt  heraus,  sondern  nur  durch  die  eine  
 Hälfte  (wie  ein  Wasserstrahl)  und  zwar  gerade  durch  die  Hälfte,  wo  der  Strom  sich  befand, 
   der  zu  der  Oeffnung  bingeht.  Die  Flüssigkeit  des  entgegengesetzten  Stroms  tritt  
 nicht  eher  aus,  als  bis  er  wenigstens  einmal  durch  die  Röhre  gegangen  ist;  ja  es  trift  
 sich  sogar,  dass  einzelne  Saftkügelchen  noch  mehreremale  auf-  und  niedersteigen,  ehe  sie  
 herauslreten.  Bei  einem  solchen  Querschnitte  treten  auch  die  Körperchen  der  Streifen zum  
 Theil  mit  dem  Safte  heraus,  zum Theil  bleiben  sie aber  auch noch  wie  Rosenkränze  angerellit  
 (Fig.  43.*).  Sie  verlieren jedoch  ihre ursprüngliche  Spannung  und  machen  nnregelmässige  
 Biegungen.  Wenn  man  die  Oeffnung  des  Schnittes  etwas  zuhält,  damit  nicht  
 aller  Saft  hcrausgehe,  so  geht  die  Cirkulation  noch fort;  nun  verfolgen  aber  die  sieb  bewegenden  
 Theilchen  beständig  den W e g ,  der  ihnen durch  die  Streifen  (obgleich  diese  aus 
 ihrer  Lage  verrückt  sind)  bezeichnet  wird,  und  folgen  in  ihrem  Laufe  allen  Windungen  
 derselben.  Ihre  Bewegung  wird  um  so  schneller,  wenn  sie  an  die  Stelle  kommen,  wo  die  
 Streifen  durch  ihre  WuTÜckung  sich  näher  an  einander  gedrängt  haben,  und  folglich  in  einem  
 gleichen  Raume  sich  eine  grössere  Anzahl  derselben  befindet. 
 C  II  A  R  E  E  N. 
 Ausser  den  beiden  Strömen  der Saflkügelclien  siebt  man  zuweilen  noch  einzelne  grosse  
 Haufen  kleiner  Kügelchen,  verbunden  zu  einer  Sphäre,  deren  Durchmesser  bis  zu  Dreivier-  
 tcl  des  Durchmessers  der  Röhre  beträgt  und  welche  sich  unverschends,  bisweilen  nach  einem  
 starken  Slosse  erzeugen.  Diese  kugelige  Klumpen  wälzen  sich,  ln  derselben  Pachtung  
 wie  beide  Strome  der  Flüssigkeit,  um  ihre  Achse,  indem  sie  sich  zugleich,  jedoch  ohne  
 Regelmässigkeil,  auf  und  abwärts  liewegen.  Wenn  die  durch  den  Strom  fortgcfülirlen  
 Theilchen,  wie  das  Kügelchen  a,  dem  grossen  Körper  begegnen,  so  bewegen  sie  sich  mit  
 ihm,  indem  sie  auf  seine  Oberfläche  sich  stützen;  sobald  sie  aber  an  den  leeren Pvaum  zwischen  
 jenem  Körper  und  den  Wanden  der  Röhre  gekommen  sind,  so  lassen  sie  sogleich  
 los  und  setzen  sodann  ihren  W eg   fort. 
 Die  Geschwindigkeit,  mit  welclier  sich  die  Säfte  in  den  Röhren  bewegen,  ist  natürlicherweise  
 nicht  so  bedeutend,  wie  sie  es  unter  der  starken Yergrösserung,  bei  welcher diese  
 Erscheinung  nur  beobachtet  Muerden  kann,  zn  seyn  scheint.  KaULFüSS  fand  nach  einer  
 ungefähren  Berechnung,  dass  in  einer  Piöhre  des  jungen  Pflänzchens  von  Chara  vulgaris  
 Srniih.  die  Saftkügelchen  innerhalb  fünf  big  sechs  Minuten  eine  Strecke  von  einem  halben  
 pariser  Zoll  durchliefen,  wenn  sich  nicht  eine  der  genannten  Anhäufungen  oder  sonst  ein  
 Hinderniss  enfgcgenslcllle. 
 Aus  der  Beobachtung,  dass  der  Saft  in  den  Röhren  der  Chareen  allenthalben,  wo  die  
 perlschiiurartlgen  Körperchen  fehlen,  stillstehend  ist,  dass  er  schneller  läuft,  je  näher  er  
 diesen  Streifen  kommt  oder  da,  wo  diese  in  grösserer  Anzahl  vorhanden  sind,  und  dass  
 er  immer  nach  ihrer  Piichlung  sich  bewegt,  zieht  AmiCI  den  Schluss,  dass  hier  eine  gegenseitige  
 Einwirkung  entgegengesetzter  ElcktiTcItätcii  statt  finde  und  dass  die  Slrcifen  in  
 den  Piöhren  voltaische  Säulen  seyen.  Diese  Meinung  glaubt  er  dadurch  beslätigt,  dass  der  
 galvanische  Strom  die  Kraft  besilzl,  das  Wasser  vom  positiven  zum  negativen  Pole  hinzu-  
 führeu,  indem  er  dasselbe  durch  die  vorher  undurchdringlichen  Poren  einer  Blase  treibt  
 und  die  Flüssigkeit  über  ihr  Niveau  erhebt. 
 Wiewohl  diese  Vermuthung,  wenn  sie  sich  bestätigen  würde,  vielleicht  zur  Erklärung  
 des  TJchergangs  der  Säfte,  auch  bei  ändern  Pflanzen,  aus  einer  Zelle  in  die  andere  führen  
 könnte,  welcher  Uchergang  im  ganzen  Gewächsreichc  durch  die  anscheinend  porenlosen  
 Zcilenwäiide  statt  findet  und  gewöhnlich  mit  einem  organischen  Durchschwitzen  verglichen  
 wird,  so  hat  dieselbe  dennoch  zur  Zeit  so  wenig  für  sich  * ),  als  der  von  M a r T Iü S  ( N ov. 
 * )  D ie   Meinung  A ihicis   
 der  B ew egu n g   des  Pfln  
 achtung  „dass,  so  oft  
 „ d c t,  eine  oder  cl  
 „ncre  Flüssigkeit  
 „bis  diese  iibcrftii  
 „dies  er  E n  d o s 
 I . 
 unterstützt,  welcher  bei  seinen  Untcrsuchiingen  über  die  Ursache  
 i  Notizen,  Nro.  2 2 .  des  XV.  Bds.,  Nov.  1 8 2 6 .),  durch  die  Beobich  
 zwischen  zwe i  Flüssigkeiten  von  ungleicher  D ich tigk e it  befin-  
 die  dünnere,  durdi  die  Membran  dringt,  und  d a ss,  wenn  die  dün-  
 en  is t ,  dieselbe  in  die  oberhalb  der  Membran befindliche  Röhre  steigt,  
 berechtigt  glaubt  „dass  dieses  D urdid ringen  der  Flüssigkeit  —   wcl-  
 je   nachdem  die  Flüssigkeit  von  aussen  in  das  Innere  der  Röhren  
 in  beständiges  Resultat  der  Elek tr icitä t,  welche  sich  in  F o lg e   der 
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