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den Zdienbau der Fruchtlmllen auf bestimmte Gesetze zurückziiführen, indem hierin fast
jede Art irgend eine Eigenthümliclikeit zeigt und bei mancbcn beiderlei Früchte in ihrem
anatomischen Baue sich sehr ähnlich sind. So findet man z. B. hei Lycop. canaUculatum
in den Fruchtlmllen der einen und ändern Form einen dem in Fig. 59. dargeslellten ganz
ähnlichen Zellenbau.
Der Inhalt der staubfeinen Sporen in den nierenförmigcn Früchten ist -wegen ihrer
ausserordenlllchen Kleinheit schwer zu erkennen. Doch scheint es, als ob jede einzelne
Spore aus einer besondern Membran bestehe, welche mit einem feinkörnigen Wesen erfüllt
isl. Bei manchen Arten wird man in der Mitte der Spore einen hellen, nabelartigen Fleck
gewahr (Tab. XI. Fig. 23, a. b.), dessen Bedeutung aber nicht zu errathen und der vielleicht
blos als eine mehr durchsichtige Steile im Innern der Spore zu betrachten ist. Bei
Bernhardia erscheinen die läilgiich-nierenförmigcn Sporen fest durchsichtig. Je nach ihrer
verschiedenen Lage lässt sich häufig ein dunkler Längsstrich in ihnen erkennen; cs scheint
aber, dass die Sporen auf der einen Seite flach oder etwas vertieft, auf der entgegengesetzten
Seite dagegen gewölbt sind und dass der dunkle Strich die Gränze dieser verschiedenen
Flächen bezeichnet und dann zum Torscheiu kommt, wenn die Spore auf der Seite
Hegt, so dass die eine Hälfte der gewölbten Fläche und die ebene oder vertiefte Fläche
gegen das Auge gekehrt sind (Fig. 30, c.).
Die grössern Sporen, welche ausser den staubfeinen bei Lycop. selaginoides, L. den-
ticulalum, L. htlvelicum u. a. m. Vorkommen, sind von einer ziemlich dicken und harten
äussern, und von einer dünnen, zarten innern Haut umschlossen, die sich aus der reifen
durchschnittenen Spore von Lycop. denticulatum, vermittelst einer feinen Nadel, ohne viele
Mühe herausziehen lässt (Fig. 3 8 * , c.). Auf dem Durchschnitte (Fig. 34, c. Fig. 38 *, b.)
hat der Inhalt eine weisse oder grünlich-gelbe Farbe xmd sieht aus, als ob er aus blasigen
Zellchen gebildet sey. Beim Zerdrücken der Spore auf einer trocknen Glasplatte tritt
dieser Inhalt gleich einem trüben Oel- oder Schlcimtröpfcben heraus; dieses zeigt sich unter
hinlänglicher Yergrössei'ung ans grösseren und’ kleineren Bläschen zusammengesetzt, m
welchen äusserst feine Körnchen zu erkennen sind, die man auch rund um dieselben auf
der Glasplatte-zerstreut sieht (Fig. 3 8 * , c.). Es lässt sich jedoch nicht die geringste Spur
eines cingeschlossenen Embryos bemerken. Geschieht dieses Zerdrücken unler einem Was-
serlropfen, so vertheilen sich die anstretenden Bläschen und Körnchen nach allen Hlchtun-
gen in demselben, Merkwürdig ist e s , dass selbst bei den grösscrn Sporen von Lycop.
selaginoides, die sich beim Trocknen der Pilanzc unten gewöhnlich in eine starke "Vertiefung
zusammenziehen (Fig. 38, c. d.), nach mehreren Jahren noch der schleimige Inhalt
beim Durchschneiden oder Zerdrücken derselben hcranstrllt, ein Zeichen, dass diese Sporen
sehr lange ihre Lebensthätigkeit behalten.
Die Wurzelzasern werden, wie schon bei .Betraclilung des Slcngelbauos erwähnt wurde,
von einem centralen Gefässbündel durchzogen, welcher durch eine dünne Lage von lockern
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Zellen von dem Bastringe getrennt ist. Diese lockere Zellcnlage verschwindet auch hier im
Alter, so dass das Gefässbündel in einer röhrigen Lücke zu liegen scheint ('Fab, XII.
Fig. 42, a, b.). W o das eigentliche Gefässbündel im Stengel in mehrere Gefässpartieen
geschieden war, treten diese hier wie im Aste in eine regelmässige vieleckige Figur zusammen,
wie man leicht auf dem Querschnitte einer Wurzelzaser von Xyco;). c/öw/wm (Fig. 46.)
erkennen kann. Häufig ist die Wurzelzaser nur sehr locker mit ihrer Oberhaut umgeben,
wo sich die letztere sehr leicht abstreifen lässt. Im Umfange eines solchen Querschnittes
sieht man noch die äusserst feinen filzarligen Seitenzäserchen, die bei manchen Arten, z. B
bei Lycop. Seiago (Fig. 42, a. b.) die Wui’zclzasern mehr oder weniger dicht bedecken,
als durchsichtige, fadenartige, aus der Oberhaut entspringende Zellchen.
5. Entwickelangs - und LeLensgeschichte.
Dass die Lykopodeen aus den Sporen auf keimen, ist keinem Zweifel unterworfen, da
das Keimen von mehreren glaubwürdigen Beobachtern wahrgenommen worden ist. Im
Jahr 1792 stellte L i n d S -A Y , ein englischer Wundarzt in Jamaika, glückliche Keimversuche
mit den Sporen des Lycopod. cernuum an. Aber schon 1 / / 9 zeigte J O S E P H Fox,
ein Webergeselle aus Norwich, dem gelehrten S m i t h junge Pflanzen von Lycop. Seiago,
welche er in seinem Garten aus Sporen gezogen hatte (vergl. U S T E R l Ann. S tück 20.
S. 55 — 57.): W i L L D E N O W {Spec, plant. Tom. V. p. VIH.) versichert gleichfalls, das
Keimen vou Lycop. clavatum aus Sporen gesehen zu haben. Alle diese Zeugen geben an,
dass sie durch die Aussaat der staubfeinen Sporen zahlreiche Kelmpflänzcheu erhielten;
keiner derselben hat jedoch den Entwlckelungsprocess gehörig beschrieben, und es müssen
uns daher noch künftige Aussaat-Versuche über die Art und Weise, wie derselbe vor sich
geht, belehren.
Aber nicht blos aus den staubförmigen Sporen entwickeln sich junge Pflanzen. Hach
B r o T E R O niiJ S . 4 L I S B U R Y keimen auch die grössern Sporen, welche in den vierknopfi-
gcn Friichlen cnlhalten sind. Sie beobachteten nämlich die keimenden Sporen gi-osserer
Art bei Lycop. dcnllcuiahmr, aber die Abbildungen, welche S . I I I S B U R Y iTcansact. o f
the Linn. soc. Vol. XII. Pars. II. Tab. 19.) davon gab, zeigen eine zu grosse Uehereinslimmung
mit den beim Keimen dikolyledoniseher Pflanzen vorkommenden Erscheinungen,
als dass man niclil die Hichtigkcit derselben in Zweifel ziehen sollte, da die Zeichnungen
walirschcinllcb ans einer Beobaclitungswcisc hervorgingen, die nicht frei von Täuschung
oder von Xoriirthcil war. B r o t e r O nennt den Sporcninhall D o t t e r ( F / f e / /M ) und Sä-
I . I S B D R Y lässt aus diesem zwei vollkommene, auf einem Stielchen sich erliebcnde Samenlappen
mit einer mclirblätlrigcn Gcmmiila, die sich gleich über den Kotyledonen in Gabel-
äslclien ihcilt, licrvorkommcii.