(1er Kalamiten in den meisten Fällen vcrhältnissniässig sehr kurz erscheinen ; wenn aber die
Bruchstücke mit den stark verkürzten Gliedern, welche wir von den Kalamiten besitzen,
wie es Avahrschoinlich ist, von dem untern Theile des Stammes herrühren, so finden wir
sie auch in dieser Hinsicht mit den Equiseteen übereinstimmend, deren unterste Stengelgliedcr
in der Regel kürzer sind als die oberen. Ad. BronGNIAIIT hat (Mém. du Mus.
d’hisf. nat. Tom. Y’HI. Tab. 1 5 .) ein fossiles Bruchstück abgebildet (Avelches auf unserer
Tab. VI. Fig. 9. 10. Aviedergegeben ist), Avorauf sich wahrscheinlich die Scheiden einer
Kalamitenart befinden; da aber hier der Theil des Stammes selbst, dem sie angehört haben
müssen, nicht zu sehen ist, so lässt sich dieses freilich nicht mit OcAvisslieit behaupten.
Dieses Bruchstück würde dann entweder von dem oberen Theile des Stammes oder
eines Asies, oder wegen des sehr dicht gedrängten Standes der Scheiden, vielleicht noch
eher A'on einem jungen Triebe am Stocke herrühren, bei welchem die Scheiden nicht durch
das Alter zerstört waren und sich durch ihre gedrängte Lage leichter theihveise erhallen
konnten. Unverkennbare Ueberreste von über einander stehenden Scheiden, die wahrscheinlich
einem schafthalmartigen Gewächse angehört haben, zeigt ein Fossil (Tab. VL Fig. 4.),
Equisetum infundibuliforme B r o n n ., welches sich in dem ällern Steinkohlengebirge bei
Saarbrücken findet, und, wie es scheint, noch nirgends beschrieben worden ist. Ob dasselbe
von dem Stengel eines Schafthalnis herrührt, oder ein Endästchen eines Kalamiten
bildete, ist schAver zu entscheiden, da sich der Zusammenhang desselben, mit den häufig
in seiner Nähe vorkommenden Kalamllenslänimeu nicht nachAveison lässt.
Ausserdem finden Avir bei BronGNIART (a. a. 0 . Tab. 1 6.) ein Fossil abgebildet
(vergl. unsere Fig. 7. 8 . ) , welches ln der Gegend von Paris im dichten Kalkstein gefunden
Avurde und gleichfalls von einer schafthalmartigen Pflanze herzurühren scheint. Es
sind dieses zwei kleine gegliederte Aeste, mit vier- oder fiinfzähnigen Scheiden versehen,
deren Zähne kurz und stumpf, aber nicht zugerundet sind. Diese Bruchstücke könnten
ZAvar mit den gedrängten Scheiden der männlichen Blüthen bei den C a su a r in e n verglichen
werden, bei Avelclien aber die Zähne immer stark zugespitzt und weniger abstehend
sind, während unter den Equiseteen Beispiele von solchen kurzen, stumpfen Zähnen, besonders
bei jenen Arten Vorkommen, an deren Scheiden die häutigen Zahnspitzen hinfällig
sind. BroNGNIART nennt diese fossile Art Equisetum brachyodon *).
den der Streifen des untern Gliedes zn zeigen. D ie a u f seiner 4 ten Tufel (F ig . 5 , a . ) gegebene Abbildung ist jedoch
nicht richtig, und der auf seiner 2ten Tafel (F ig . 2 . ) abgebildetc Kalaniitenstanmi ist offenbar unigekclirt doi>-
gesteUt: die grösscrn punktförmigen Narben müssen die oberen Enden der Streifen bezeichnen und die kleineren
Punkte, welche mit den ci-stern abwechselnd und unter demselben angegeben sin d , mögen wohl nur in der Phantasie
des Zeichners cxislirt haben, indem sich be i Vergleichung mit den Equisetccn ihr Ursprung gar nicht erklären
lässt. Da man sich ohne Vergleichung von Original - E xemplaren keine Veränderung erlauben w o llte , so ist unsere
Fig. 11. zwar getreu nach der BRONGNiART’schen wiedergegeben w o rd en , daher aber das eben Gesagte auch
auf sic anwendbar.
Bruchstücken der fossilen Pflanzen mit G ewissheit die
hier aUzuhäußg alle Merkmale
*) Es ist überhaupt schwierig, nach den meistens unvollständ
Gattungsverwandtsehaft anzugeben oder Unterscbicde der Arten festzusetzen, da
E Q U I S E T E E N .
10. L i t e r a t u r g e s c h i c h t e .
Schon (len ältesten Pflanzimforschern Avarcn die Equiseteen bekannt; sie unterschieden
aber nur wenige Alton. D i OSCO RIDE S führt (Lib. IV. cap. 46 u. 4 7.) zAvei Arten
als iVn-oufi? auf. O t t o B r u n f e l s giebt (herbar. viv. cicou. p. 144.) bei der einzigen von
ihm, als Cauda equina sive Equisetum, beschriebenen Art eine schlechte Abbildung, die
sich eben sowohl auf E. Umosum, als auf einen einfachen Ast von E. palustre beziehen
lässt. H i e r ON. T r .AGü S (N eu K r eu te r b u c h ) bildet (Irei Arten unter dem Namen
S c h a f th ew ab. Bei T a b e r n a e M 0NT .a n u s finden Avir (in dessen «Neu v o llk o n im e n t-
lic h K r e u t e r b u c h » ) sechs Arten beschrieben, wovon fünf abgebildct sind. Erst seit
C. B a u i i i n scheinen die Arten etwas genauer unterschieden Avorden zu scyn, obgleich derselbe
(Pinax tbeatri botan. p. 15 u. 16.) verschiedene GeAvachse aus ganz ändern Abtheilungen
, AvIe Chara und Hippuris damit vermengte.
Ungeachtet die hierher gehörigen Pflanzen von den nachfolgenden Botanikern genauer
untersucht und strenger geschieden Avurden, so befand man sich doch über die wahre Natur
derselben in grösser üngeAvisshcit, und besonders über die IVuchtorgane AVurden mancherlei
widersprechende Ansichten aufgeslellt. T o u r n EFORT (Institut, rei herb. 1700. pag.
5 3 3 .) sah den zapfenföi’niigeii Fruchtstand als eine blumeiiblattlose Blüthe an, welche eine
Aehrcnform habe, aus blosen Staubgefässcn mit pilzförmigen Antheren bestehe und daher
unfruchtbar sey. Die Früchte glaubt er au den sterilen Stengeln suchen zu müssen und
beschreibt sie nach C a e s ä l p i n ’S Angabe als schwarze rauhe Körner. A d a n s o n (Families
de planlos 1763.) nahm die fruchttragenden Stengel auch für männliche Pflanzen und
suchte die weiblichen Theile in den Scheiden der jungen Stcngellriebe. Er sagt: «in jeder
verlassen, nnd» w d c licn allein »nit Bcstimmtlicit etwas behauptet werden könnte. Daher müssen wir uns auf diesem
Felde nicht selten »nit blosen Vcrimitliungen b e gn ü g en , welche nur durch Auffindung von vollständigem Exemplaren
bestätigt oder widerlegt werden können.
Manche Bruchstücke von Kalamitenstämmcn besitzen freilich nicht geringe Aehnlichkeit mit den Stämmen von
C a s u a r in a und könnten d.iher .-»uch von Pflanzen lierrühren, welche den Casuarinen verwandt waren. S ch lo th e im
hat wirklich mehrere■ fossile Ueberreste unter der Benennung C a s u a r in ile s beschrieben, und äussert die Vermuth
u n g , dass diese w ohl auch zu den Kalamiten gehört haben könnten. GrafSTEKNBERG ( V e r s u c h e i n e r g e o g n .
b o t a n . D a r s t e l l u n g d e r F l o r a d e r U r w e l t . H e f t 2 . S . 2 7 . ) >st g en e ig t, die lelztern von Pflanzen herzu-
Ic iten , welche zwischen den Gräsern und Palmen in der Mitte stand en , und diese Vermuthung gewinnt gross«
Wahrscheinlichkeit, wenn wir die ( a . a. 0 . Tab. X V l l I . ) , von »hm gegebene Abbildung eines fächerfönnigen Lauy
bc s v e rg le ich en , dessen Abdrücke neben Kalamitenstäii»n»en gelagert Vorkommen; da siel» dieselben aber doch »n einer
ändern Schichte befinden, so lässt sich ihr ehemaliger Zusammenhang mit den letztem nicht mit Gewissheit
nathwcisen. Auch scheint der deutlich ausgcbildcte Ast des von ihm (a. a. 0 . Tab. XVII.) abgebUdetcn K a l^ u -
tcnstammcs, so w ie eines in den Kohlenwerkcn bei Saarbrücken gefundenen Bruchstückes (unsere F ig . 6-) von C a -
la m i te s g ib b o s u s S c h l o t k . wieder mehr für B rong.n ia r t ’s Annalmie zu sprechen, da w ir z . B . bei E q m s e -
tu m h y em a le gewöl.nlich auch nur einzelne Aeste an den Gelenken wahrnclmien, wälircnd be i keiner der jetzt lebenden
Palmcnarten diese Th eilun g in Aeste unterhalb des Gipfels vorkommt, und die baumartigen Gräser durchgängig
ein anderes Verhalten an iliren mehr oder weniger knotigen Gelenken z e ig en , a ls die fossilen Kalanfitcn.