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(lei- ersten Wedel- oder Sfengcitriebe während des vorschreitenden Wachslbiims der Pflanze
sich erzeugt.
Die Beliaiiptiiiig, dass der oft sehr tief unter der Erde befindliche Stock der Equise-
Icon hlos durch das Wachsihnm nach einer und derselben Richtung mit der überirdischen
Pflanze entstehen könne, mag uns zwar auf den ez'sten Blicke luiwahrschciiilich Vorkommen;
wenn wir aber berücksichtigen, dass der Stock der Schafthalme, Avcnigstcns in seiner Jugend,
nur ein sehr langsames Wachsthum zeigt, während diese Pflanzen immer an solchen
Stellen Vorkommen, wo stete Anschwemmung durch Wasser am Ufer der Bäche und
Flüsse, fortwährende Bildung von Damniorde-Schichten auf Waldgrund oder alljährliche
Bearbeitung des Bodens auf Feldern das Erdreich iinaiifliorlich über dem Stocke anhäiifen,
wodurch dieser folglich immer tiefer unter die Erdoberfläche zu liegen kommt, so Avird
jene Behauptung nicht nur ihre UnAvahrscheinlichkelt Aerlicrcn, sondern sogar Gewissheit
erlangen, da überdiess der ganze früher beschriebene Bau des Stockes hei der ausgewachsenen
Schafthalmpflanze keine anderei-e EvklärungsAveisc für dessen Entstehung zulässt *).
Durch die angestellten Keimversuche ist es zwar crAvicscn, dass sich die Schaflhalme
so gut wie alle übrigen Kryptogamen durch die Sporen fortpflauzen können; ihre YVrmeh-
rung scheint aber doch besonders durch die verschiedenen Brutorgane des Stockes bewerkstelligt
zu Avcrden, indem sich nicht allein aus den Knollen und den Gipfeln der unterirdischen
Aesle, sondern sogar aus jedem einzelnen Gelenke der letztem neue Stengel entAvickeln
können. Man kann daher wirklich jedes dieser Gelenke als die Mutter einer zahlreichen
Nachkommenschaft betrachten; denn wenn der Stock so zcrschnillcn wird, dass nur
die Gelenke unversehrt bleiben, so vermögen diese getrennten Stücke eben so gut neue
Slengcl zu treiben, als Avenii sic noch zu einem Ganzen vereinigt Avären. Hieraus Avird
cs erklärlich, warum z. B. das Equiset. arvense nie auf den Feldern völlig aiisgeroltct
werden kann, auf welchen cs sich einmal cingcnistct hat; denn in demselben Grade als
der Stock durcb den Pflug zerthellt Avird, giebt man demselben Gelegenheit sich immcr
mchr zu vervielfältigen. Durch das Umwühlcn der Erde wird die allseillgc Ansiedelung
dieser lästigen Pflanze nur noch mehr befördert, und cs bedarf gar nicht der Aussaat
durch Sporen, um uns die Verbrollnng der Schafthalme über eine ganze Fläche Landes
zu ci'klären.
So lange die Stocklriebe so tief unter der Erde liegen, dass sic die Oberfläche derselben
nicht zu erreichen vermögen, behalten sie ganz die Gestalt und den Bau des Haupt-
* ) Nur dadurch, dass V a k c h e r die Vorglciclmng der keimenden mit der v öllig aii.sgobildeten Schnfliialmpflanzc vernachlässigte,
konnte dieser imermiUlliche und scharfsinnige Beobachter a u f die Meinung geleitet ■werden, dass die
erste Wurzdzaser des Keirnpflänzchens die Hauptwurzel sey, wiewohl er selbst gesteht, dass sie nicht gegliedert sey
und überhaupt keines der Merkmale besitze, welche der unterirdische S to ck zeigt. Er gestellt daher, dass er nicht
w is s e , wie diese einfache ungegliederte Wurzcizascr zum gegliederten Stocke werden könne. Dass es aber hier gar
keiner Annahme von UmwantUung der Wurzelzascrn bedarf, wird sich sjiätcr noch deutlicher aus der ganz analogen
Entwicklungsgeschichte der Farnpflanze ergeben.
Stockes bei und ihre sprossenden Gipfel (Fig. 6. a, b.) stellen eine kegelförmige, spitze
Verlängerung dar, auf Avelcher sieb die Andeutung der künftigen Scheiden lilos durch <t-
liabene Kanten zu erkennen geben, Avcil ihre Zähne noch fest verwachsen sind. Auf dem
Längendurchschnitle erscheinen jedoch diese Spitzen hohl und schlicssen noch mehrere jüngere,
ebenfalls geschlossene Scheiden ein (XÜg. 1 2 .) . Wenn dagegen die Triebe nälier
der Erdoberfläche entspringen (Fig. 2 , a.) nehmen sic eine knospcnähnllclic Gestalt an;
indem die deutlich enlAvickelten Scheiden mit ihren Zähnen dachziegelartig sich decken.
So Avic es nämlich eine allgemeine Erscheinung im Pflanzenreiche ist, dass bei allen Tliei-
len, welche in ihrem vollkommen ontAvickelten Zustande auf irgend einer stielarllgcn Verlängerung
sitzen ( a v I c die gestielten Blüthen und Blätter, das Keiinpflänzchen im Samen
und seihst die auf einem Griffel getragene Narbe), jederzeit der Stiel sich erst verlängert,
nachdem diese Theile seihst bis zu einem gCAvisscn Grade ihrer Ausbildung gelangt sind,
so sehen Avir auch hier die Scheiden für einen ganzen künftigen Stamm, a v o I c I ic sich erst
später nach dem Hcr\-orlreten des Triebes über die Erde allmälig von aiilen an auf ihren
Intcrnodien erbeben sollen, knospenarlig zusammcngedrängt. Gleich den Knospen bei unsern
Laubliölzern setzen sich scbon im Herbste diese beschcidetcn Triebe für das folgende
Jahr an, brechen mit dem beginnenden Frülilinge über die Erde heiA’or und entfalten sich
in friiclittragonde Schäfte oder in Stengel.
Diese knospenähnlichen Triebe zeigen scbon im Acussern eine auffallende Verschiedenheit
unter einander. Diejenigen nämlich, welche sich zu einem Schafte oder fruchltragen-
gendcn Stengel entwickeln, sind viel grösser als die unfruchtbaren. YVcrden die enstern
der Länge nach durchschnitten, so findet man im Innern (15g. 1 0 . ) den Fruclitzapfen
schon sehr entAvickelt, Avährend der FruclilsticI und die Iiifernodicu noch ausserordentlich
verkürzt erscheinen. Es ist jedoch der ganze künftige Schaft schon in der Andeutung vorhanden.
Dasselbe gilt von den unfruchtbaren Trieben (Irig. 1 1 . ) , deren oberste oder innerste
Scheiden, Avie die Schalen einer Zwiebel, ganz A-on den äusscrslen eingchüllt sind.
Sie sind im Ganzen den Spitzen der tiefer liegenden Stocktriebe ähnlich; ihre umhüllenden
Scheiden sind aber immer zahlreicher und Aveiter ausgebildet, als dieses bei jenen der
Fall ist.
Die Knollen, welche sich ausser den unterirdischen Aesten aus den Gelenken des
Stockes entwickeln, sind eine Art von Briitorganen, Avelclie gleichsam die angcscliAvolIenen
Intcrnodien darstclien; denn wir finden liei denselben einen analogen Bau, nur dass alle
Theile in ihnen sehr verkürzt und zusanmiengedrängt erscheinen. Die Röhrcnform der
Zellen ist in die tessularischc übergegangen, die Lücken sind vcrscliAvundon, in der festen
Ma.sse Hegen aber die kreisförmig gestellten GcTässe in älinlichor Ordnung wie in den Gliedern
des Stockes; selbst die GelciikscKeiden sind noch iu der Form des gezähnten Krönchens
auf ihrer Spitze \-orhanden, und um den Grund dieses Krönchens cnlspringt nicht
selten ein YY’irtcI von Wurzclzasci-n, Avie Avir dieses hoi den Stockschcideii Avahrnchraon.